3.3.2019 - Endlich raus auf See!

Noch vor dem Frühstück fahre ich nach Murter um 20 l Diesel für Tina. Danach schlagen wir die Segel an und laufen um 10:15 Uhr in Richtung Kosirina Bucht aus, wo wir das Ankern mit Tina ausprobieren wollen. Ablegen funktioniert prima! Wolfi macht die Vorleinen los und ich ziehe uns an der Backbord Muring ein wenig in die Boxengasse. Tina nimmt Rückwärtsfahrt auf. Pinne hart Steuerbord und schon beginnt sie leicht zu drehen! Als sie fast 90° gedreht hatte reiße ich das Ruder rum. Hart Backbord! Motor Vollgas vorwärts! Binnen 2 Sekunden beginnt Tina nun fast auf dem Stand zu drehen! Herrlich! So lässt es sich super auf engem Raum manövrieren! Hätte nie gedacht, dass das mit einem gemäßigten Langkieler, wie Tina möglich ist!

Als wir den Hafen verlassen haben dann der Rückschlag! Beim Versuch einen auf Slip gelegten Webleinstek zu lösen, bricht mittschiffs an steuerbord der Fuß einer Relingsstütze! Fuck! Woher einen Ersatz für dieses 35 Jahre alte Relingsschienensystem finden?!?!?! Etwas entmutigt setzen wir die Genua und versuchen mit raumem Wind gen NW zu segeln. Leider machen wir keine 2 Knoten Fahrt. Zu wenig um unser Ziel zeitgerecht zu erreichen, also bergen wir die Genua unter großen Problemen wieder (Reffleine ist alt und hart - wickelt sich nicht gut auf und verkneift sich dann beim Versuch das Segel wieder ein zu rollen - Neue Reffleine?!?!). Unter Motor (2000 Touren - 4 Knoten - Passt!) fahren wir weiter.

Angekommen in der Bucht versuche ich erstmalig einhand zu Ankern, was super funktioniert! Der massive CQR-Anker in Verbindung mit 20m gesteckter 8mm Kette hält uns selbst beim nun aufkommenden Wind (3-4 Bf) sehr gut, sodass sogar Wolfgang, als einer der nicht gerne den Stress einer Ankernacht auf sich nimmt, sogar hier am Haken übernachtet hätte! Wir trinken ein Stützbier und essen eine Kleinigkeit. Dann wollen wir wieder zurück in die Heimatmarina, um uns um den gebrochenen Relingsstützen-Fuß zu kümmern. Wir beschließen entspannt noch vor Anker die Segel zu setzen, was sich als Fehlentscheidung herausstellen sollte. Tina wollte, voll besegelt, schon beim Anker aufholen losstürmen. Aber natürlich nicht in Richtung des Ankers! Somit ergab sich ein sehr unguter Winkel zum Anker, der das Aufholen zur Tortur machte. Dann, als der schwere Eisenkoloss schon vor dem Bug hing, rauschte er plötzlich wieder in die Tiefe. Die Kette war aus der Führung gesprungen und somit wieder komplett lose, was es dem massiven, schottischen Anker leicht machte, diese wieder mit sich auf 5 Meter Tiefe zu ziehen. Wolfgang, der mein Einhand-Anker-Auf-Manöver am Vorschiff überwachte, reagierte geistesgegenwärtig und zog Anker und Kette per Hand an Deck! Hut ab! Danke Wolfgang! Wenn ich Einhand unterwegs bin, werde ich hier Vorsicht walten lassen müssen! Auf keinen Fall schon VOR dem Anker-Auf die Segel setzen! Wieder was gelernt!

Als wir schon gen Heimathafen segeln, staut Wolfgang die Kette wieder im Kettenkasten und belegt diese wieder korrekt in der Winsch. Mit einem unguten Windwinkel - die Lust aufs Aufkreuzen ist uns nach der Aktion beim Anker-Auf vergangen - versuchen wir noch eine Zeit hoch am Wind zu segeln, dann berge ich die Segel einhand während Wolfgang brav an der maroden Pinne gen SO steuert! Groß und Genua alleine zu bergen läuft zumindest bei einem 1-2 Beaufort Lüftchen schon einigermaßen gut. Bei 5 Windstärken möchte ich das zumindest ein paar Mal vorher gemacht haben! Anlegen in der Heimatbox verläuft reibungslos, um nicht zu sagen perfekt! Ich stoppe Tina genau richtig ab, sodass Wolfgang übersteigen kann, um mit den am Steg verbliebenen Winter-Festmachern im Gepäck, wieder zurüc
k an Bord zu kommen und diese dort zu belegen, während ich mit dem Muringhaken bewaffnet ans Vorschiff gehe um die Steuerbord Muring zu fischen, zurück zum Heck zu führen und dort zu belegen. Wir liegen sicher! Welch Freude! Nun belege ich noch die Backbord Muring, gehe noch eine Runde, kontrolliere die Spannung der Festmacher und unseren Abstand zum Steg und schalte schließlich den Motor aus! Gut gelaufen! Gangway überbringen! Landstrom verlegen! Ankerbier! Wie ich das jedoch Einhand ähnlich reibungslos hinbekommen soll, ist mir jedoch noch ein Rätsel. Zur Not muss ich halt die Marina anfunken, damit mir ein Mariniero die Vorleinen belegt?!

Nach dem Ankerbier kümmern wir uns um die Relingsstütze. Natürlich ist diese im gebrochenen Fuß fest einkorridiert, sodass wir es nur mit geborgtem Werkzeug (Danke lieber bayerischer Stegnachbar! Ich schulde Dir ein Bier!) schaffen den gebrochenen Fuß zu demontieren. Ungeschickt wie ich halt mal bin, fällt mir die Torbandschraube, die den Fuß am Deck hält, aus der Hand und auch gleich über Bord ins kristallklare Wasser des ca. 2 Meter tiefen Hafenbeckens. Fuck! Wir probieren diese mittels eines starken Magneten an einer Leine noch zu fischen, geben dann jedoch auf. Die Löcher werden über Nacht mit Kraftband dicht gemacht! Sonst würde es mir in der Nacht auf den Kopf tropfen, sollte es regnen, oder wie in den vorangegangenen Tagen viel Tau geben!

Am Abend wollen wir eigentlich wieder nach Tisno zum Essen fahren, doch dann hören wir laute, ausgelassene Musik über die enge Hafenbucht schallen. Wir beschließen das mal auszuchecken. Klingt nach Volksfest! Dort gibt es sicher auch etwas authentisch dalmatinisches zu essen! Es stellt sich heraus, dass Nachmittags ein Faschingsumzug im Gange war und die Narren nun in einem Zelt direkt am Hafen am Feiern sind! Wir stürzen uns ins Getümmel, trinken je 2 Bier à 15 Kuna(!) und kriegen auch noch jede Menge Cevapcici mit Brot und Ajvar gegen eine freiwillige Spende ab! Super! Wie immer sehr nett die Menschen hier in Dalmatien! So habe ich mir meine "Reise" vorgestellt. Nah an der Natur, aber auch nah an den Menschen die dort leben. Zurück auf Tina lassen wir den Tag bei Stiegl-Bier aus der Heimat ausklingen.

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