25.5.2019 - Rock'n'Roll Baby :)

08:00 Uhr! Die Nacht wahr sehr ruhig! Die Italiener sind auch unmittelbar danach schlafen gegangen, als sie von der Konoba zurückkehrten. Es ist windstill! Bei einem 3/4 Liter French-Press mache ich mir Gedanken über ein mögliches Ziel! Heute soll am späten Vormittag ein leichter Süd bis Südost einsetzen. Was wäre da für uns erreichbar?! Entschließe mich schließlich den Stadthafen von Prvic auf der gleichnamigen Insel anzulaufen. Das müsste gehen! Ich brauche Strom, eine Dusche und eine warme Mahlzeit!


Ich lege um 08:45 Uhr von der Boje ab und setze noch in der Bucht das Groß. Stützsegel zum rausmotoren, denn Wind gibt's absolut keinen! Spiegelglatte See! Ich gehe weit raus! Dort hin, wo ich gestern so viel Spaß hatte! Nur finde ich da draußen heute absolut keinen Wind vor.

Das monotone Motoren wird mir jedoch durch eine weitere Delfin-Sichtung versüßt! Wieder kommen sie nicht ans Boot ran, aber ich kann sie beobachten, wie sie in 50 Meter Entfernung neben mir immer wieder auf und abtauchen. Auf meine Rufe, reagieren sie zum 2. Mal nicht! Ich schätze, dass sie ran kamen, lag dann doch nicht am Jubilieren, das mir bei meinen ersten zwei Delfin-Sichtungen zum Erfolg verhelfen schien.


Doch dann beginnt sich die Wasseroberfläche zu kräuseln! "Böenfelder" mit einem Häuchlein an Brise. Ich rolle die Genua aus und kann so mit 1,5 - 2 Knoten meinen Kurs Süd beibehalten. Niemand außer mir hier draußen! Nur 2 Fischerboote ziehen eine halbe Meile vor mir ihre Kreise und am Horizont sind ganz winzig klein, 2 Frachter zu erkennen! Oder sind das Reiseschiffe? Wie weit die wohl draußen sein mögen?

Ur plötzlich werden aus den 0-1 Windstärken aus West sportliche 4-5 Beaufort aus Südost, begleitet von der dazugehörigen Welle! Wow! Das geht ordentlich dahin! Auf einem ruppigen Am-Wind Kurs geht es ostwärts an der Insel Zlarin vorbei. Ray, mein Autopilot ist jetzt nicht mehr zu gebrauchen. Zu hoch sind die Wellen, zu stark ist der Ruderdruck! Ja, eigentlich hätte gerefft gehört. Aber das ging alles so schnell! Angesagt waren 2 und nicht 5 Windstärken, sonst hätte ich noch in der Bucht zumindest das 1. Reff eingelegt. Und von der Welle war auch keine Rede!


Doch es ist fahrbar! Sportlich, aber sehr spaßig! Ja regelrecht geil! Safety first, doch in Anbetracht des Seegangs und des ordentlichen Windes, erschien es mir als sicherer, das ganze Abzureiten, als das Cockpit zu verlassen um zu reffen (Einleinen-Reffsystem hab ich ja leider keines).


Ich lege Kurs Insel Zlarin. Will die Abdeckung hinter den Inseln suchen! Doch, nachdem ich die, an Zlarin südlich angrenzenden Inselchen, auf einem wilden Ritt auf Raumwindkurs mit nachlaufender Welle durchfahren habe, wird es nicht wirklich besser. Auch hier läuft die Welle aus SO rein. Noch dazu ist der Wind viel böiger als draußen. In der Durchfahrt zwischen Zlarin finde ich mich auf einem Hart Am-Wind Kurs mit stark ausgefiertem Groß wieder, anders hätte es mich wohl auf die Backe gehaun, so bläst es mir hier entgegen. Südlich von Prvic lässt der Wind dann nach, doch es steht auch hier ein ordentlicher Schwell. Genau in die Bucht von Prvic rein. Dort wo ich eigentlich hin wollte! Hmmm. Der Wind, und somit auch der Schwell aus Südost sollen bis morgen nochmal zulegen. Will ich eine unruhige Nacht in einem fremden Hafen? Ich meine nein, also entschließe ich mich gleich nach Jezera zurück zu fahren. Sind ja nur mehr 8 Meilen!

Nach der Durchfahrt zwischen den Inseln Tijat und Logorun lässt der Wind dann nochmal nach und ich kann Ray wieder aktivieren! So lasse ich mich noch ein paar Meilen mit 2-3 Knoten auf Halbwind Kurs Richtung Heimatmarina chauffieren, bevor 4 Meilen vor dem Ziel der Wind endgültig weg ist, ich die Segel bergen und heim motoren muss!


Um 16:30 Uhr laufen Tina und ich nach 7 Stunden und 43 Minuten, mit weiteren 30,4 Meilen im Kielwasser, in Jezera ein. Insgesamt haben wir also über 60 Meilen an 2 Tagen gemacht! Ich bin mehr als zufrieden!

Abends hole ich mir noch ein "Zagreber Schnitzel" - das beste Cordon Bleue der Welt! Ich schwöre! - von der Zlatna Skolja und werde zu 2 "Schnaps on the house", also Slibovits genötigt. Das gibt mir den Rest. So haue ich mich zeitig in die Koje. Schön war's! Aber anstrengend!

24.5.2019 - Auf der Suche nach dem Wind via Kornati zur Insel Zirje

Nachdem ich den gestrigen Tag mit Bootspflege verbracht habe, will ich heute wieder raus. Und zwar für 2-3 Tage. Bevor das nächste Tief über uns zieht, möchte eine kleine Testrunde fahren um Erfahrung zu sammeln. Mal sehen, wie es so ist, auf Törn mit der kleinen Tina. Heute soll es einen schönen Nordwest geben, mit dem ich Richtung Südosten fahren könnte um irgendwo in der Gegend von Rogoznica zu übernachten. Dann soll der Wind auf Südost drehen. Der würde mich zuerst rauf nach Zirje und tags darauf zurück nach Jezera bringen. So der Plan ...

So lege ich um 07:56 in Jezera ab. Nach der Hafenausfahrt erwartet mich, wie so oft, ein herrlicher NO, der mich schnell raus bringt, aus der Bucht. Doch dann, als ich Maslinjak und Rt. Rat querab habe,  dreht der Wind binnen von Sekunden und aus den 3 Windstärken aus Nordost werden 1 solche aus Südost. Pfff ... mir bleibt also nichts anderes übrig, als erst mal Kurs auf die südlichen Kornaten zu nehmen, welche ich nach weiteren Winddrehern und 4 Stunden erreiche. Als ich Smokvica querab habe, drehe ich ab. Kurs 150°! Wenn der Wind es so will, dann laufe ich heute eben Zrije an. Habe die Tratisnka Bucht im NW der Insel im Auge. Dort soll es ein großes Bojenfeld, sowie eine Konoba geben! Doch vorher will ich zwischen den Kornaten und Zirje raus auf die "offene" Adria - mal sehen wie's dort draußen ist - Zeit habe ich ja, nachdem es nur mehr 10 Meilen bis zur Bucht wären.

Südspitze der Kornati querab:

Zuerst setze ich mir den Leuchtturm Blitvenica als Wendepunkt, doch als ich diesen passiere, entscheide ich mich, noch ein wenig weiter rauszufahren. Es geht einfach zu gut! Klar, steht hier gleich um einiges mehr Welle als hinter den vorgelagerten Inseln, aber Tina macht das gut. Ihr klassisch geformter Rumpf (Langkieler) sticht sauber durch die Seen. Meiner Meinung nach, viel smoother als die meisten modernen Kurzkieler! Und dann dieses Gefühl, quasi auf's offene Meer rauszufahren, die Kroatische Inselwelt hinter sich zu lassen und Kurs Italien zu nehmen! Genial! Die nicht einmal 9 Meter lange Tina macht sich wirklich gut! In diesem Moment lässt mich nichts daran Zweifeln, dass wir es auch bis Italien schaffen könnten! Ich schnappe mir das IPad mit Navionics und zoome aus.



Hmmm ... Der aktuelle Kurs von 180°, also genau Richtung Süden, würde mich direkt zu den Trementi Inseln, nördlich des Sporns führen. Zufall? Das wäre eh eines meiner Traumziele!!! 90 Seemeilen von hier. Wäre in etwas mehr als 1 Tag zu schaffen! Aber alleine? Spontan, ohne großartige Vorbereitung, mit ein paar Müsliriegeln und Fischdosen im Gepäck? Nein, das wäre nicht seemännisch. Ich werde das machen, aber nicht heute!

Als ich so vor mich dahin fahre und darüber nachdenke, wie es wohl wäre, jetzt wirklich solange gegen Süden, in das unendliche Blau zu fahren, bis die Trementi Inseln vor mir auftauchen würden, reißt es mich! Da schwimmt was im Wasser! Ich ändere meinen Kurs und schon rauscht das Etwas an uns vorbei! Ein Plastikkübel! Hey nochwas! Ein Plastiksackerl! Ein Plastikbecher. Noch ein Kunststofffetzen. Teil einer Plane? Ich durchfahre eine ganze Müll-"Insel"!  Zwar gottseidank bei Weitem nicht so krass, wie man das aus diversen Dokus kennt, aber hey muss das sein? Abgesehen davon, dass das eine Sauerei ist - ich persönlich werfe ausschließlich organischen Müll ins Meer - so ein Plastikfetzen verfängt sich gern mal an Propeller oder Ruderblatt! Schwimmen gehen möchte ich hier draußen nicht! Nicht alleine und bei 16 °C Wassertemperatur! Nur gut, dass Tina ein Langkieler ist. Ihr Ruderblatt also direkt am Kiel angehängt ist und der Propeller zwischen drin sitzt. Da verfängt sich nicht so schnell was! Wieder ein Vorteil der klassischen Rumpfform!


Als ich Zirje 6 Seemeilen hinter mir habe und auch die Kornati schon recht klein wirken, mache ich kehrt und nehme Kurs Tratinska Bucht! So surfe ich mit Raumem Wind und Welle, ebenfalls schräg von hinten, Zirje entgegen und erreiche mein geplantes Ziel für morgen, halt schon heute! Auch gut! In der 2. Tageshälfte konnte ich wirklich saugeiles Segeln genießen! Ich bin zufrieden. Auch mit dem Anlegemanöver. Beziehungsweise den Manövern! Versuche es 2 Mal klassisch, also das Boot zielgenau 1 Meter vor der Boje aufzustoppen und diese vom Bug aus mit dem Bootshaken zu fangen. Beide Male vertreibt mir in den 5 Sekunden, die ich benötige, um vom Cockpit nach vor zu kommen, der Bug, und die Boje ist mit der 1 Meter langen Stange nicht mehr zu erreichen. Dann probiere ich es über das Heck! Ich bereite mir eine Hilfsleine zum "Lassowurf" vor und lege los. Wieder fahre ich die Boje gegen den Wind an. Doch diesmal stoppe ich nicht vor der Boje auf, sondern fahre erstmal daran vorbei und lasse sie steuerbords liegen. Als die Boje ca 2 Meter querab ist, stoppe ich Tina auf. Sie gleitet noch ein paar Meter nach vor und der Radeffekt zieht ihr Heck dabei nach steuerbord. So liegt die Boje perfekt steuerbords 1 Meter neben Tinas Heckkorb. Der Lassowurf fällt mir, aufgrund der geringen Distanz leicht - bei der Ausbildung hatte ich da manchmal echt voll verkackt - und schon hänge ich an der Boje. Tina wird ohnehin rückwärts getrieben, also ist es ein Leichtes, die Hilfsleine zum Bug zu verholen und dort fest zu machen. So kann ich in aller Ruhe, die "richtigen" Festmacherleinen mit dem Bootshaken fischen - die Boje ansich, dient nur dazu, die dicken Taue an der Wasseroberfläche zu halten -, und durch die dafür vorgesehenen Augen, je eine meiner eigenen Leinen führen. Total easy und safe! Ich werde das in Zukunft immer so machen, wenn ich Einhand unterwegs bin!


Die Konoba hat einscheinend noch geschlossen! Sieht total unbelebt aus. Und außerdem kam auch niemand um mir beim Bojenmanöver zu helfen - was eigentlich normal wäre! Hmmm! Da ich einen Bärenhunger habe, aber zu erledigt zum kochen bin, mache ich mir eine Dose Thunfisch auf und lege dann noch eine Schüssel Porridge nach! Ruhig ist es hier! Neben mir liegt nur ein Motorboot! Schaut aus, als ob die hier in der Bucht fischen würden. In einem Bojenfeld? Naja, wird schon Sinn machen!

Dann kommt der Bojenwärter und kassiert 250 Kuna von mir! 33,66 Euro! Stolzer Preis, dafür dass man ja "nur" an ner Boje hängt! Klarerweise erhält man hier weder Strom noch Wasser! Noch gibt's Toiletten/Duschen! Eigentlich ein Nepp, aber ich will heute sicher liegen. Und sicher sind diese Bojen allenfalls! Der Bojenwärter im Motorboot spricht perfektes, beinahe akzentfreies Deutsch! "Sie sind alleine unterwegs?! Das ist lobenswert!" meint er wortwörtlich. Ein verbaler Schulterklopfer! Schön, wenn einem jemand Respekt bekundet, der weiß, was das alles bedeutet!

Gegen 19 Uhr läuft eine 51er mit 10 jungen Italienern in die Bucht ein und legt 2 Bojen weiter an! Uff! Das wird heut laut! Ich habe so meine Erfahrungen mit diesen Landsleuten. Kaum sind sie festgemacht, geht es auch schon los. Mit 2 Dinghys (warum zum Teufel haben die 2 davon?!?!) kreisen sie zuerst in der Bucht und übersetzen dann in mehreren Fahrten die gesamte Crew zum Ufer, warten dort zusammen und entern gemeinsam die Konoba! Hey!? Is da doch offen? Shit! Und ich stopf mir irgendwas rein! Depp! Warum rufe ich dort nicht an?! Wahrscheinlich weil es gar so ruhig war und mir auch niemand beim Anlegen half. Naja, zumindest hab ich einen vollen Bauch!


Ach ja: Heute waren es 31 NM in 9h 32min, die ich zurück gelegt habe! Ich bin zufrieden!

22.5.2019 - Dolphin-Watching im "Shabby Chic" Boot

Die letzten Tage waren recht ruhig. Habe primär darauf gewartet, mein Segel zurück zu bekommen, nebenher "Gewittersegeln" weiter gelesen, war in Tisno zum Abendessen und habe im Zuge dessen den genialsten Sonnenuntergang seit langem erlebt, hab Kleinigkeiten am Boot optimiert und in weiser Vorahnung, wieder mal Luka kontaktiert! Er kann mir die "Sailguards" bestellen, welche ich im Internet recherchiert habe und die in Zukunft meine Genua schonen, sowie besser "rum" gehen lassen sollen! UUUUND! Er hat natürlich auch eine Telefonnummer für mich! Von einem Typen, der bei einer Charterfirma tätig und im Zuge dessen, für die Wartung und Instandhaltung von 20 Segelbooten verantwortlich ist! Ich soll nur sagen, dass ich die Nummer von ihm habe, dann passt das schon!!! Cool! Eigentlich bräuchte ich ja nur jemanden, der mir hilft den Mast zu entern, um an den Oberwanten die Sailguards an zu bringen und Anker- sowie Dampferlicht zu ersetzen, aber wenn ich schon einen Spezialisten an der Hand habe, werde ich ihn bitten, gleich das ganze Rigg zu checken! Mir ist aufgefallen, dass, auf Am-Wind-Kursen, das leeseitige Oberwant backbords, sowie das luvseitige Unterwant steuerbords, je nach Winddruck etwas lose wird! Darf das sein? Das wär wieder mal ne Frage an die Segler/Rigger unter meiner Leserschaft! Please leave a comment ....


Heute Vormittag darf ich dann meine reparierte Genua wieder entgegennehmen. Schön hat sie das gemacht! Alles rundum sauber nachgenäht, einige Stellen verstärkt und das abgerissene Saumband wieder angenäht! Schaut super solide gemacht aus! Die Azur blauen Flicken auf Tinas riesigem Vorsegel, unterstreichen nun irgendwie ihren "Shabby Chic" Look! Ich bin zufrieden! Auch mit 600 Kuna, also 80 Euro als Gage! DANKE!

Zurück im Hafen schlage die Genua sofort an, zögere dann kurz, da eigentlich absolut kein brauchbarer Wind angesagt ist und der Stegnachbar auch meint, dass "jetzt der Sommer", also die windlose Zeit da ist, mache Tina dann aber doch klar zum auslaufen. Ich will testen, wie sich die neue Furlingleine (der Vorsegel-Rollanlage) auswirkt! Und außerdem war ich schon wieder viel zu lange nicht draußen! In den letzten Tagen hatte sich schon wieder eine Art Hafenkoller bemerkbar gemacht. 

Als ich Tina vom Landstrom trenne, beobachte ich einen der anderen Stegnachbaren, wie er ablegt und gleich nach der Hafenausfahrt die Genua setzt! Das könnte doch was werden! Und ja, auch mir ist es gewährt, gleich in der Bucht von Jezera die Segel zu setzen und mit angenehmen 4-5 Knoten gegen SSW zu segeln!



Ich versuche, so viel wie Höhe wie möglich zu machen, muss aber dann aber fast die Insel Kakan rammen, bevor ich wenden und gegen NNW, entlang der Insel Murter segeln kann. Ich will soweit es geht in den Norden um mich dann wieder zurück treiben zu lassen, also mit raumem Wind gemütlich heim zu surfen. Als ich 10 nautische Meilen auf der Logge habe, beschließe ich zu wenden und wieder zurück zu fahren. Das sollte sich schön ausgehen!


Es wird zäh! Der Wind schläft teilweise fast ein und ich treibe mit 2 Knoten gegen Süden! Trotzdem! Dem Ziel näher! Und eigentlich ist ja der Weg das Ziel! Ich bin ja deswegen hier, weil ich - primär - leidenschaftlich gern AUF dem Meer bin, nicht AM Meer, also im Hafen! Ich halte durch und starte den Motor NICHT! Wir eieren rum Rt. Rat rum und wieder passiert es, wie es passieren muss! Der Wind frischt, auf der Leeseite der Insel wieder ordentlich auf! Wie jedes Mal! Genial! Also kann ich auf Halbwind bis Am-Wind Kurs bis kurz vor Jezera segeln, bevor es mir dann doch etwas gewagt erscheint, in Mitten einer trainierende Segelschule mit rund 5 Booten, meine Fetzen zu bergen und ich diese somit schon rund 1 SM von der Hafeneinfahrt runterhole. Im Hafen freue ich mich über relativ unerwartete, sehr sehr geniale 17 Seemeilen!


Ach ja! Es haben mich wieder mal Delfine besucht! Zwar nur in ca 20 Metern Entfernung, aber trotzdem! Irgendwie scheine ich diese Meeresbewohner anzuziehen. Habe heuer schon 4 Mal mit ihnen Kontakt gehabt! Davon 2 Mal bei Einhandfahrten! Wahnsinn! Hätte mir vor 2 Jahren jemand gesagt, es würde so kommen, ich hätte es ihm nie und nimmer geglaubt!




18.5.2019 - Segeln mit der Familien-Crew / Das Mysterium des gebrochenen Genua-Falls

Bin nun wieder alleine auf Tina. Die letzten 3 Tage war ich mit der Familen-Crew unterwegs! Ja, ihr liest richtig! Wir waren UNTERWEGS! SEGELN! Endlich wieder raus!!! Bepo hat am Dienstag Nachmittag noch den Motor fertig Instand gesetzt! Da waren meine Eltern bereits hier in Jezera angekommen! Mann, warum muss immer erst alles auf den letzten Drücker fertig werden!? Immer dieser Stress!! Aber gut, dass das der Volvo-Penta nun besser denn je läuft und mir somit wieder das Verlassen der Marina ermöglicht! Welch Freude! Leider gab es gestern - gottseidank am letzten der 3 Segeltage - noch 2 Kollateralschäden an Tina, aber alles der Reihe nach:

14.5.2019
Bepo taucht den ganzen Vormittag nicht auf! Jetzt wird's aber knapp! Kurz vor Mittag kommen meine Eltern in Jezera an. Deren Apartment wird erst um 14 Uhr frei, also machen wir's uns auf Tina gemütlich! So gut das halt geht, wenn die Bora in Böen mit über 40 Knoten durch die Marina fegt.

Dann ist es 14:00 Uhr und meine Eltern beziehen ihr Apartment. Zur selben Zeit kommt auch Bepo, mit dem neu angefertigten Ersatzteil vorbei. Dieser passt perfekt! Der Motor läuft, verliert kein Wasser und pustet auch keine Abgase mehr bei der vorderen Einspritzdüse in den Motorraum. Somit sollte auch wieder volle Kompression haben! Genial! Danke Bepo! Was für eine Odyssee! 13 Tage war mein Motor nun "zerlegt"! Ab morgen kann ich endlich wieder raus! Die Freude ist übergroß!


Abends gehen wir ins "Arija". Thunfischsteak mit Buzzera Sauce! Lecker! Lange dauert der Abend nicht. Verständlich! Meine Eltern hatten eine kurze Vor-Nacht! Und ich bin auch nicht ganz fit! Just in dem Moment als wir den Motor zum Leben erweckt hatten, kam das Kopfweh! Ungutes Kopfweh! Migräne-artig! Wahrscheinlich die Anspannung, ob der Odyssee mit dem Motor, die abfällt von mir ...

15.5.2019

Am Morgen stößt nun auch mein Bruder zu uns! Er hat sich in einer Nachfahrt nach Jezera gekämpft um bei der ersten Familienausfahrt dabei sein zu können! Schön! Nach einem gemeinsamen Frühstück im Apartment der Family, gibt's an Bord von Tina zuerst mal eine Sicherheitseinweisung, so wie es sich gehört. Danach legen wir überraschend elegant ab. Endlich wieder raus auf's Meer! Der Motor scheint nun wirklich etwas mehr Schub zu entwickeln! Fühlt sich bei Hafenmanövern durchaus stärker an!


Leider haben wir nur eine leichte Brise. Aber eigentlich ist das eh perfekt! So kann sich die Crew - allesamt Landratten - an das ungewohnte Geschaukle gewöhnen. Wie setzen die Segel, als wir Rt. Rat querab haben! Obwohl Tina's weit überlappende Genua, in Verbindung mit dem Babystag, das Wenden zwar recht mühsam macht, vor allem bei Leichtwind, laufen die Segelmanöver verhältnismäßig gut ab. So segeln wir an diesem Tag 17,6 Nautische Meilen zwischen den Inseln Murter, Kaprije und Kakan rum. Abends dinieren wir hervorragend in der "Zlatna Skolja", dann fallen alle müde ins Bett, bzw. ich in meine Vorschiffskoje.

16.5.2019
Schon in der Früh, erwartet uns draußen vor der Hafeneinfahrt ein toller Segelwind! Ich schätze mal so an die 15 Knoten - Windmesser habe ich ja keinen mehr, seit dieser unlängst, beim Versuch die Stärke, der auf Tina eindreschenden Böen zu messen, den Geist auf gegeben hat. Volles Tuch! Das geht! Und wie! Tina schneidet auf am Wind Kurs, sauber durch die "Welle". Dabei läuft sie echt schön neutral, ohne übermäßigen Ruderdruck! Toll!



Zu Mittag entschließe ich mich, Tina "beizulegen" (Klingt schmutzig, aber wie sagt man sonst dazu, wenn man das Manöver "Beiliegen" durchführt?!) Dabei werden Segel und Ruder so gestellt, dass das Schiff im Endeffekt recht stabil und ruhig, quer zu Wind und Welle zum liegen kommt. Tina kann das sehr gut! Viel besser als so mancher aktuelle Kurzkieler.

Auf dem "Rückweg" fordert uns ein Raum-Wind-Kurs, in Kombination mit nachlaufender Welle, schräg von hinten, aber auch dieser wilde Ritt kann meiner überraschend wackeren Crew nichts anhaben! Vor Allem meine Mum, ihreszeichens Nichtschwimmerin und eine, der schon beim Autofahren schlecht wird, hätte ich nicht als so "seefest" eingeschätzt! Super!

Abends fahren wir nach Murter und besuchen die Konoba "Boskin skver", das Restaurant von Bepo's Frau! Wir werden absolut nicht enttäuscht! Sehr gutes Essen und wirklich ein sehr schönes, mit Liebe zum Detail hergerichtetes Lokal! Ich komme sicher wieder!

17.5.2019

Frühmorgens muss mein Bruder abreisen. Meine Eltern verlängern um einen weiteren Tag! Haben sie sich nun auch mit dem Segelvirus infiziert? Auf jeden Fall freut es mich unheimlich, dass alle solch einen Gefallen an meiner Leidenschaft finden!

Als wir aus der Marina auslaufen, haben wir NULL Wind! OK, in Böen vielleicht 2 Knoten! Auf jeden Fall zu wenig, um die verhältnismäßig schwere Tina in Fahrt zu bringen. So motoren wir gen Süden. Wenn eh kein Segelwind ist, so will ich den beiden wenigstens ein wenig der wunderschönen Dalmatinischen Küste zeigen. Gleich nach der Hafenausfahrt übergebe ich die Pinne meiner Mum, welche uns super zwischen den Insels Logorun und Tijat hindurch und vorbei an Prvic und Lupac, steuert! Sie findet anscheinend Gefallen am "Ruder-Gehen" und will die Pinne erst aus der Hand geben, als wir kurz vor dem Einlaufen in den Sv. Ante Kanal sind. Ist doch eng dort! Und auch viel Verkehr! Da steuere ich lieber selbst durch!


Nachdem wir eine Runde vor Sibenik drehen, wollen wir wieder zurück durch den Kanal, raus auf's "offene Meer". Schon im Kanal bläst uns ein guter Wind entgegen! Das könnte nochmal was werden mit dem Segeln! Und wird es! Als wir Lupac erneut passieren, haben wir genug Höhe gewonnen, setzen die Segel und kreuzen gen Nordwesten, zurück nach Jezera.


Doch dann ... Als wir westlich von Prvic einen Holebug fahren wollen, bleibt das Achterliek der Genua an irgendwelchen Haken - Gott weiß wofür die mal bestimmt waren - an der Saling hängen, was zur Folge hat, dass das Segel auf ca. 50 cm entlang des Achterlieks aufreisst! Autsch! Der nächste Schaden! Das Wenden wird fortan zur Tortur! Bei jeder Richtungsänderung hechtet mein Papa nach vorn um das Segel um die gefährlichen Stellen - jeweils 40 cm eingerückt von den Saling-Nocks - rum zu führen, sodass es nicht erneut hängen bleiben kann. Das klappt leider nur mäßig. Ich muss mehrere Male den Motor anwerfen, um Tinas Bug, zurück durch den Wind zu bringen, damit Papa das Segel schnell befreien kann, sodass es nicht noch weiter aufreißt. Trotzdem kommen wir unter Segel bis in die Bucht von Jezera! Super! Hätte nicht damit gerechnet heute auch noch segeln zu können!!!!

Zurück im Hafen wollen wir die Genua abschlagen, damit ich sie zu einem Segelmacher bringen, bzw. selbst reparieren kann, sollte ich kurzfristig keine externe Hilfe auftreiben können. Als ich das Segel ausrolle, rutscht es plötzlich runter auf's Deck! Hey! Hat da jemand das Genuafall frei gemacht? Nope! Ist noch immer belegt, aber kein Zug drauf. Ich blicke nach vorne und kriege einen dezenten Schock! Da ist doch tatsächlich das Fall, also jenes "Seil", mit welchem man das Segel hochzieht, gerissen! Eine 10 mm dicke Leine!


Uff! Wie kann das sein? Das muss schon draußen, beim Segeln gerissen sein! Doch, warum ist es dann nicht schon auf See runter gekommen? Hat es allein der Winddruck, den wir durch unsere permanenten Am-Wind oder Halbwind-Kursen in den Segeln hatten, davon abgehalten auf's Deck zu stürzen? Anders kann ich mir das nicht erklären! Aber, warum blieb dann es auch noch oben, als wir auf Raum-Wind Kurz gingen um es zu bergen? Und überhaupt! Hätte das Vorliek nach dem Riss des Falls nicht zumindest Falten machen müssen? Hmmm .... An die Segler/Rigger in meiner Leserschaft: Was meint ihr dazu? Habt ihr eine Erklärung darfür? Please leave a comment .....

Die gerissene Genua und das gebrochene Fall können uns die gute Laune nicht verderben - es ist alles irgendwie zu richten - so lassen die 3 genialen Segeltage in der "Zlatna Skolja" ausklingen. Der Inhaber/Küchenchef ist echt ein wahrer "Maestro"! Wieder werden wir zu einem mehr als fairen Preis auf's Allerbeste bekocht und aufs Allerherzlichste bewirtet!

Schön war's! Es waren wirklich 3 tolle Segeltage! Trotz der Schäden, die wir dabei erlitten haben! In 20 Stunden haben wir 65 Nautische Meilen (= 120 km), davon 50 NM (= 92 km) unter Segel zurückgelegt! Ich bin mehr als zufrieden!!!!!!

18.5.2019

Recht motiviert, hechte ich noch vor dem Frühstück an Deck um die Genua-Rollanlage zu inspizieren und alles für den Tausch der Furling-Leine herzurichten. Es kostet mich einiges an Nerven, das Ende der Leine aus der Trommel rauszukitzeln - ich will das Teil nicht komplett zerlegen müssen - aber letztendlich bin ich erfolgreich.

Gerade als ich fertig bin, entert der Liegeplatz-Nachbar sein Schiff und wir kommen, "Cockpit an Cockpit", groß sind unsere Schiffe ja nicht, ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass es sich um den erst seit 2 Monaten "pensionierten" Schi-Rennläufer, Natko Zrnčić-Dim handelt! Er hat das Boot, welches seit 30 Jahren im Familienbesitz ist, erst von seinen Eltern übernommen segelte aber schon 30 seiner 33 Lebensjahre! Wahnsinn so klein ist die Welt! Sehr netter Typ! Ich hoffe ich bin dann noch da, wenn er "im Sommer" wieder kommt! Die Einladung auf ein Bier stehr auf jeden Fall!

Dann fahre ich zum Nautic Shop, um eine neue Furling-Leine zu besorgen und mal zu fragen, ob die dort einen Segelmacher kennen, der mir meine Genua nähen kann. Lukas Kollege meint, ich solle in der Schiffswerft in Betina fragen. Dort gäbe es einen Shop, der Segel-Reparaturen anbietet. Die bieten dann doch keine Näharbeiten an, aber meinen, ich solle im Shop gegenüber des Marina-Eingangs fragen. Hier bekomme ich aber auch nur eine Nummer, die, wie sich herausstellt, einem Segelmacher aus Sibenik gehört. Dieser meint, er rufe mich in 10 Minuten zurück. Ich warte 1 Stunde. Er ruft nicht zurück! Ich bin sauer! Kaufe mir erstmal Segel-Reparaturband. Denk mir: "Zur Not flick ich den Fetzen vorerst selbst!" Segelmacher-Garn kann ich jedoch nirgends auftreiben. Hmmm ....

Eigentlich rechne ich diesmal nicht damit, dass Luka jemanden kennt, der mir aus der Patsche helfen kann, aber ich probiere es trotzdem und rufe ihn an. "Klar! Ich kenn da eine Frau in Murter. Die kann das schnell erledigen!", meint er! Echt jetzt? Super! Ich telefoniere mit der Dame, und wir vereinbaren einen Übergabeort für die Genua. Bis Anfang nächster Woche soll mein Segel wieder in Ordnung sein! Genial! Luka hat es wieder mal eingefädelt! Ich weiß echt nicht, wie alles hier verlaufen wäre, hätte ich ihn nicht kennengelernt! Ich bin echt ein Glückspilz!

Das motiviert, die Furling-Leine zu erneuern. Sieht doch ordentlich aus, oder? ;)










13.5.2019 - The "Volvo-Penta Odyssey" continues ...

In den letzten Tagen hatte ich irgendwie kein Lust zu Schreiben. Es war alles recht zäh und eine echte Geduldsprobe für mich. Trotzdem konnte ich mich recht gut motivieren. So ist wieder sehr viel geschehen und ich freue mich, die nächsten Tage meine Eltern ein wenig rumschippern zu dürfen. Über heute hab ich wieder ein bisserl ausführlicher zu berichten, aber alles der Reihe nach:

10.5.2019

Warte immer noch auf Bepo, der Ersatzteil hätte gestern geliefert werden sollen. Doch mein Mechaniker kreuzt nicht auf, so beschäftige mich den ganzen Tag mit Kleinigkeiten am Boot und höre Hörbuch. Abends gehe ich ins Restaurant Arija und esse ein vorzügliches, mit dalmatinischem Rohschinken und Pager Käse gefülltes Roastbeef mit einem riesen Haufen Djuvedj. Die Küche hier entschädigt echt für das schlechte Wetter und die ganzen Probleme mit dem Schiff!
Ich komme mit der Wirtin ins Gespräch! Sie sitzt im Wintermantel auf der Terrasse und meint, dass ich mir das falsche Jahr für mein Vorhaben ausgesucht habe. Letztes Jahr um diese Zeit wäre man schon schwimmen gegangen. Autsch!

11.5.2019

Noch immer warte ich auf Bepo. Gegen Mittag reißt mir die Geduld und ich rufe ihn an. Er meint, es tut ihm leid, aber er habe am Freitag vergessen, das Teil zu holen und die Volvo-Penta Vertretung sei am Samstag, also heute, bereits geschlossen. Shit! Geh bitteeeeee! Das darf aber jetzt nicht wahr sein! Ich wollte doch die einzigen schönen Tage in dieser Woche mit zumindest ein paar Segelmeilen genießen bevor es wieder los geht. Aber Bepo verspricht mir, dass ich am Montag in der Früh "gleich der Erste" bin und das Ganze in einer halben Stunde erledigt sein wird.

OK, also versuche ich mich, in Aussicht auf weitere 2 Hafentage bei schönstem Segelwetter, zu beruhigen, indem ich Sachen am Boot erledige. Fixiere das Groß mittels Marschlag am Baum.
Verschaffe mir endlich einen Überblick über das Wassersystem an Bord. Spannend! "Erfinde" aus Kabelbindern und Plastikhaken eine saugeile Halterung für meine Cockpittasche. Schaut gut aus, hält bombenfest!


Probiere den neuen Pinnenpiloten Raymarine ST2000+ aus. Plug and Play! Dieser wird aufgehoben. Vorerst soll der alte "verbraucht" werden. Jetzt funktioniert er ja wieder. Ich richte auch den Spi-Baum her. Versehe ihn mit einer Auslöseleine, sowie je einem Hahnepot für den Niederholer und den Toping-Lift! Ich denke das sollte so passen!? Schieße die Leinen am Mast neu auf usw. usf.

12.5.2019

Dauerregen schon am Morgen, also entschließe ich mich nach Sibenik in den nächstgelegenen Self-Service Waschsalon zu fahren und auf dem Rückweg ein paar Spots am Fluß Krka auszukundschaften, die man anlaufen könnte. Verbringe 1,5 Stunden im Waschsalon beim Busbahnhof.


Lerne 2 Amis auf Europa-Rundreise und einen Australier, der ein Stück Land in Kroatien geerbt hat und sich jetzt hier einzugewöhnen versucht, kennen. Laufe das Einkaufszentrum Dalmare an. Erstehe 2 Isomatten, die ich für Tinas Cockpitbänke zuschneiden möchte. Fahre dann Zaton und Raslina an. Zaton ist ne schöne Ortschaft in einem Seitenarm der Krka gelegen. Raslina hat irgendwie kein Zentrum. Sieht nach einer Art Feriensiedlung aus, ist aber auch nett. V.A. der kleine Arm nördlich der Ortschaft sollte schön zum ankern sein.

13.5.2019

Um 10:30 Uhr treffe ich mich mit Bepo in Murter. Gemeinsam wollen wir die Volvo-Penta Vertretung aufsuchen und stehen vor verschlossenen Türen! Alteeeer! Dabei hat Bepo doch angerufen, dass wir kommen. Er tätigt einen weiteren Anruf und ich gebe eine Zigarette aus, während wir auf den Shop-Betreiber warten. Dieser kommt per Fahrrad und übergibt uns das bestellte Teil! Dann der nächste Schock! Das vordere Ende des Originalteils, dort wo es am Dieselfilter angeschraubt ist, sieht verdammt anders aus, als das des alten, geflickten Teils. Da ist wohl ein ursprüngliches 6er Loch auf ein 8er aufgebohrt worden, wie es scheint! Fuck! Was tun um das nun passend zu machen!? Das neue, 280 Euro teure Originalteil aufbohren und riskieren, es dabei zu beschädigen? Neues "Housing" für den Dieselfilter?! Dauert mir ganz sicher zu lange, das Teil wieder aus Belgien liefern zu lassen, aber der Volvo-Mensch befragt das Internet. Gibt es ohnehin nicht mehr! Produktion eingestellt! Alteeeeeeeer?! Also bleibt uns nichts anderes übrig, uns in dieser Angelegenheit selbst zu helfen. Wozu sind wir "Seeleute"? ;)

Wir fahren zurück zu Tina, um uns das Ganze in Ruhe nochmal anzusehen! Vielleicht gibt es ja eine andere Möglichkeit, als den Neuteil zu "zerstören"! Und ja! Die gibt es! Wir entschließen uns, die "Kopfschraube" des Dieselfilters, also dort wo die Überdruckleitung in diesen zurück geht, das Teil, dass der Vorbesitzer - schön langsam könnt ich diesen "Mechaniker" echt verfluchen - verpfuscht hat, neu anfertigen zu lassen und suchen auch gleich einen Werkzeugmacher auf, der mir das Teil bis morgen anfertigen wird! Puh! Schwein gehabt?! Ich bin mir nicht so sicher, ob das, wie von ihm prognostiziert über die Bühne gehen wird, aber Bepo meint, er komme morgen dann mit dem Teil im Gepäck vorbei und baut alles zusammen! Schauma mal ... Ich liefere ihn wieder zu Hause ab und erfahre, dass seine Frau eine Konoba betreibt. Kleiner Familienbetrieb! Sie, Schwester und Bruder?! Irgendwie so! Auf jeden fall cool! Werd ich sicher mal aufsuchen! Vielleicht schon in den kommenden Tagen, wenn meine Eltern, sowie mein Bruder zu Besuch kommen werden.

Am NM muss ich meiner Anspannung, ob denn der Motor nun wirklich fertig wird, bis ich die "Crew" begrüßen darf, luft machen, so putze ich das ganze Schiff zum wiederholten Male gründlich durch. Ich wische im Vorschiff alle Stauräume bis zur untersten Bilge nochmal raus und poliere alles Holz in Tinas Bauch. Fesch steht sie da, die Tina! Wenn jetzt ihr kleines britisch-schwedisches Volvo-Penta Herzerl noch schlagen würd und der Wind nicht gar so arg wär, wär alles Klass'!

22:30 Uhr: Es weht wieder ordentlich. Stärker als zuletzt bei Jugo! Die Bora trifft Tina immer besonders hart in ihrem Liegeplatz. Wind genau von achtern, also hinten! Das Schiff hängt in den alten, harten Murings (dicke Taue), die an den Klampen knarzen. Vorhin war ich nochmal draußen um die Gangway zu sichern und die Genuaschoten dichtzuholen, die grässlich in den Umlenkblöcken knarzten. Wollte den Wind messen. Mein kleines Handwindmessgerät zeigte leider zuerst nur irgendwelche Striche und Punkte, dann schließlich gar nix mehr! Klump! Naja, Werbegeschenk von Compass! Trotzdem! Hey, ein maritimer Windmesser sollte doch auf ein wenig mehr an Wind ausgelegt sein, oder?

Die Böen krängen Tina (neigen sie zur Seite) teilweise so sehr, dass ich, wäre ich auf See, schon längst das eine oder andere Reff eingelegt hätte. Nur haben wir aber kein Tuch oben! Allein das Rigg, also der Mast und die Wanten und Stage (Drahtseile die den Mast stützen) bietet genug Angriffsfläche für den Wind! Wie wird das erst morgen, wenn der Wind nochmal zulegt? Wie wird es meinen Eltern ergehen, die sich morgen durch Regen und Sturm zu mir durchkämpfen? Ich hoffe echt, die Maslenica Brücke wird nicht gesperrt und sie kommen save hier an! Die Bora kann so Einiges und für das Gebiet, welches sie durchfahren - gottseidank per Auto - sind an die 60 Knoten Wind angesagt!  




9.5.2019 - Takling-Arbeiten in Mitten einer Ragatta?!

Eine unruhige Nacht! Lange werde ich von Böen wachgehalten, die uns wieder mal ordentlich durchbeuteln um kurz nach 3 Uhr von Starkregen geweckt zu werden. Liege eine Zeit lang wach und beobachte die Geräusche, die das Wasser macht, wenn es auf Tinas Deck und gegen ihr "stehendes Gut", also alles was Tina an metallernem Rigg zu bieten hat, prasselt.  Wie so oft, vermeine ich Wasser innerhalb von Tina "laufen" oder tropfen zu hören. Ein kurzer Check genügt auch diesmal, um festzustellen, dass es nur(!) ins Auffang-Gefäß neben dem Vorschiff-Bullauge an Backbord tropft. Ich habe, trotz mehrmaliger Checks auf potentielle Leckagen, leider noch immer keine Ahnung, woher das Wasser von oben kommt!?!?! Trotzdem! Ungut! Irgendwann schlafe ich dann doch recht unruhig weiter …

Vormittags ziehen noch einige Schauer über uns. Weiterhin ist es recht böig! Grausig! Ich verlasse Tina lediglich um einkaufen zu gehen. Brauche Brot, Wasser und etwas Süßes für das Frühstück um mich bei Laune zu halten - an diesem, meinem am 9. Hafentag in Folge! Es droht der Lager- bzw. Hafenkoller!

Ich höre eine Zeit lang das neue Hörbuch, welches ich mir heute noch downgeloaded habe. Das wird mir, obwohl die Geschichte einer Blauwasser-Reise mit jäh-unangenehmem Ende, recht spannend und gut geschrieben ist, dann aber irgendwie zu langweilig. Ich muss was tun! Entschließe mich, die Enden der neuen Reffleinen in den Salon runter zu werfen, damit ich sie dort, im Warmen, mit je einem Takeling versehen kann (Ich habe sie vorgestern etwas übereilt angeschlagen. Wollte einfach sehen, ob alles so läuft wie gedacht). Draußen ist es mir zu unangenehm für diese Arbeit, außerdem funktioniert das mit dem "Verschmoren" der Enden mittelt Feuerzeugs, in der Windstille des Salons weitaus besser, als im windigen Cockpit!



Da das recht gut funktioniert, und ich ohnehin auf Bepo, meinen Mechaniker warten muss, versehe ich auch die Enden meiner, bis dato, zugegebener Maßen recht lieblos angebrachten Fenderleinen, je mit einem Takling! Insgesamt 14 Stück fertige ich an diesem Nachmittag an. Was täte ich sonst, zum Warten gezwungen!?


Bepo kreuzt nicht auf! Vermutlich wurde das Ersatzteil nicht geliefert! Sonst wäre er gekommen! Ich denke, er will die "Baustelle" hier auch abschließen! So wie ich! Falls ich morgen Mittag noch nichts von ihm gehört habe, werde ich anrufen! Es heute zu tun, erscheint mir zu "sekkant"!

Ich entschließe mich, wieder die paar Schritte zum Restaurant "Zlatna Skolija" zu gehen um dort meinen Bärens-Hunger zu stillen! Habe mir heute lediglich eine "Dalmatinska Juha" (Dalmatinische Packlerlsuppe) gemacht. Die war zwar gut und ich habe sie, in einer Geduldsarbeit mit den, mir zur Verfügung stehenden Mitteln, wieder mal ohne Überkocken hinbekommen. Trotzdem. Ich habe Kohldampf!!! Aufs wiederholte Mal freundlichst empfangen, entschließe ich mich, mir ein Steak mit hausgemachter Pfeffersauce und Pommes zu gönnen. Wie könnte es anders sein!? Ich werde nicht enttäuscht! Genialst! Also entweder der kocht wirklich so gut, oder "derr Hungerr isch derrr besccchte Koccccch!", wie der alte Osttiroler Bergführer mal, im Zuge einer Brotzeit-Unterhaltung auf 2300 Meter Seehöhe, gemeint hatte. Wie auch immer! Es war großartig!


Ich interviewe den Wirt noch bzgl. der offensichtlichen Events, die hier im Gange sind. Seit vorgestern trudeln nämlich immer mehr 14-18 Fuß Boote per Anhänger hier ein, werden aufgeriggt, zu Wasser gelassen, probegesegelt und Reih und Glied im Stadthafen abgestellt! Vornehmlich Slovenen, aber auch Deutsche, Tschechen und Österreicher. Eine Regatta? Er weiß es auch nicht, befragt aber einen Mann, der eben an der Wirtshaus-Terrasse vorübergeht, zwar nicht so aussieht, sich aber auszukennen scheint! Offensichtlich ist wirklich eine Regatta im Gange. Inkl. einem 24 Stunden Rennen. Cool! Das mit diesen, mehr oder weniger offenen, recht nass zu segelnden Booten!? Bei diesen Temperaturen?! Cool! So scheinen die Jungs und Mädels auch zu sein! Ich habe ein paar von ihnen, von Tinas Cockpit aus beobachtet, wie sie mit vollem Tuch die enge Hafeneinfahrt reinkreuzten! Sportlich! Respekt!

20:30 Uhr: Himmel ausgeputzt! Windstill! Wir haben das Schlechtwetter hinter uns. Die nächsten beiden Tage sollen gut werden:




8.5.2019 - Na dann halt mal im Hafen, rauf mit den "Fetzen"!

08:30 Uhr: Windstille! Es ist sonnig und warm! Endlich mal wieder! Ich kann schlechtem Wetter zwar gut an, schließlich zählt 1. die Einstellung und 2. gibt es entsprechende Kleidung, aber hey, jetzt wird es aber echt mal Zeit für ein wenig Frühsommer!!! Durch das geile Wetter zusätzlich motiviert hechte ich noch vor dem eigentlichen Frühstück (die 3 Kaffee brauche ich dann doch, um meinen Motor hochzufahren!) an Deck! Heute kann ich das Großsegel hochziehen um die geänderte Leinenführung der Reffs zu checken! Läuft alles super! Freude! Da ich den Fetzen schon oben habe, lege ich auch nacheinander die beiden Reffs ein und mache mir auf dem Groß-Fall entsprechende Markierungen, die mir in Zukunft anzeigen sollen, wie weit dieses zu fieren ist, damit ich die entsprechende Reffreihe bedienen kann.

Außerdem optimiere ich noch die Führung der Genua Furling-Leine. Diese läuft jetzt auch noch einen ticken besser zurück ins Cockpit, was mir das Einholen des Vorsegels nochmal ein wenig erleichtern sollte!

Zumindest im Hafen mal wieder Segel gesetzt (Tina mit 2. Reff im Groß, sowie mit voller Genua):
 


Segeltechnisch sollte Tina nun fit sein! Bleibt zu hoffen, dass morgen, der, seit letztem Freitag bestellte Ersatzteil geliefert und auch montiert wird! Bis jetzt sagen die Wetterdienste nämlich noch passables Wetter für Freitag und Samstag voraus und ich will nun endlich mal wieder RAUS!!!

Für die Kulinariker unter meinen geneigten Lesern:

Nachdem ich gestern durch Zufall im Restaurant Zlatna Skolijka gelandet bin und dort das wohl allerbeste Cordon-Bleu vom Kalb meines Lebens gegessen habe, statte ich heute dem Nachbarn, der Pizzeria Toni, einen Besuch ab und werde nicht enttäuscht! Pizza Ruccola at it's best! Kulinarisch gesehen also auch alles im grünen Bereich hier!

Bezahlt hab ich heute 85 Kuna (= € 11,50) für ne leckere Pizza und ein Bier und gestern 115 Kuna (= € 15,50) für ein riesiges, echt zartes und geschmacklich hervorragendes Cordon-Bleu mit Pommes und 2 Fassbier! Zur Freude aller Biertrinker und Kaffeetanten (ich bin zugegebener Maßen beides) sind die diesbezüglichen Genussmittel übrigens echt sehr günstig hier! Thank God! Ich habe noch KEIN Bier (egal ob vom Faß oder from the bottle) über 20 Kuna, also € 2,70 erstehen müssen! 15-16 Kuna, also ein weinig über 2 Euro für ein großes Bier, ist hier so der Normalpreis! Beer-Drinkers Paradise! :)

7.5.2019 - The "Junior-rigger" / Test-hoisting the Storm-Jib

Heute feiere ich quasi einen "Runden" - meinen 50. Tag auf Tina! Und, wie passend, meint es der Wettergott auch wieder gut mit mir.

Gestern schon hat es aufgehört zu Regnen. Aber Wind gab's dann doch noch jede Menge. Kalten Nordost! Bora halt! Somit hatte ich keine Lust, irgendwas an Deck zu tun und mir dabei den Arsch ab zu frieren und habe stattdessen Luka besucht, um ihm, als Dankeschön für seine großartige Hilfe, einen kleinen Geschenkskorb mit Produkten (u.A. natürlich Biere) aus der Heimat zu überreichen.

Zurück auf Tina hab ich dann, nach langer Zeit wieder mal meine Gitarre ausgepackt und ein wenig geübt. Mann, bin ich eingerostet! Ich hoffe ich komme in den nächsten Wochen/Monaten wieder mehr dazu zu üben! Überhaupt, sollt ich wieder mal mein Repertoire erweitern. Mein "Programm" wird mir schon langsam etwas fad! Vielleicht ist, wenn neue Nummern mit ins Spiel kommen, dann auch wieder mehr Anreiz zum Üben da!? Mal sehen …

Kurz überlege ich noch, angesichts meines und Tinas Jubiläums heute nochmal alle Viere gerade sein zu lassen und zu faulenzen, aber dazu war ich in den letzten Tagen ohnehin gezwungen. Nein! Ich will endlich wieder was weiter bekommen! Heute mache ich Ernst, mit den anstehenden Arbeiten an Deck!

Zuerst befreie ich Tina von ihrem "Regenverdeck". Es sollte bis Donnerstag trocken bleiben und das Teil ist 1. hässlich, 2. ist es irre umständlich durch das Leinengewirr ins Cockpit zu gelangen und 3.  brauche ich Platz zum Arbeiten.


Dann will ich die Reffleinen erneuern! Dazu muss ich das neu erworbene "laufende Gut" irgendwie durch den Baum bringen. Das geht am Besten, in dem man dieses mit den alten Leinen verbindet und damit durchzieht, lese ich im Internet nach. Nur darf die Verbindung keinesfalls aufgehen, sonst ist man, auf gut Österreichisch "im Ar*** daham" und es darf auch nicht geknotet werden, damit alles gut durch die engen Führungen rutschen kann! Ich entschließe mich, die beiden Leinenenden zusammenzunähen, was recht gut klappt. Das Segelgarn hält bombenfest!


So ist es dann doch nicht mehr so ein großer Nervenkitzel, die Leinen durchzuziehen, wie angenommen! Danach lenke ich die beiden neuen Reffleinen ins Cockpit um. Ich habe sie extra entsprechend lange genommen! Dafür nutze ich die je 2 freien Plätze an der Decksumlenkung sowie am steuerbordseitigen 3fach Stopper, wo bisher nur das Großfall geführt wurde. Am Mastfuß installiere ich 2 zusätzliche Blöcke. Schaut schon mal super aus und sämtliche Leinen laufen super easy! Passt! Ich bin zufrieden!


Da ich kein Einleinen-Reffsystem habe, muss ich zwar immer noch zum Mast um die entsprechende Reffkausch einzuhaken, aber ich kann zumindest die beiden Reffleinen und das Großfall vom Cockpit aus durchsetzen! Zudem habe ich im Cockpit, im Gegensatz zum Mast auch selbstholende Winschen. Das sollte das Reffen nun um einiges erleichtern und vor allem sicherer machen!

Nach diesem, meinem ersten Erfolg als "Junior-Rigger" mache ich mich daran, die mit Tina mitgekaufte Sturmfock Probe zu hissen. Das Teil ist zwar, wie Tina, 35 Jahre alt, aber noch gänzlich unbenützt. Ja, ich denke, das Segel wurde noch nicht einmal ausgefaltet, in all den Jahren!  Es windet noch immer ordentlich, also bereite ich noch im Schutze des Cockpits alles vor. Ich krame passende Schoten aus der Backskiste und div. Schäkel aus meiner Ersatzteilbox. Dann schleppe ich alles aufs Vorschiff und lege los.

Da ich kein Kutterstag oder 2. Vorstag habe, verwende ich Spi-Fall 1 als Vorstag. An diesem schlage ich die Sturmfock mittels Stagreitern an und ziehe sie mit dem Spi-Fall 2 hoch. Die Schoten führe ich durch die vorderen Cars! Der Holepunkt passt perfekt! OK, das aus dem Spi-Fall 1 kreierte Behelfs-Vorstag könnte noch etwas besser durchgesetzt sein, aber im Prinzip schaut das schon mal recht gut aus und müsste funktionieren! Wieder bin ich bin zufrieden!

Tina mit gehisster Sturmfock. Die Genuaschoten werden im Ernstfall natürlich weggenommen. Das war mir für den Test zu viel Arbeit ;)


Leider habe ich noch 2 weitere Hafentage vor mir! Am Donnerstag wird angeblich der Ersatzteil geliefert und hoffentlich auch gleich verbaut, denn Freitag/Samstag sollte das Wetter noch halbwegs passen um auszufahren. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, zumindest ein paar Meilen segeln gehen zu können, bevor am Sonntag schon wieder das nächste Tief über uns ziehen wird.

5.5.2019 - Im "Auge des Zyklons" ;-)

Da Sonntag ist und ich gestern doch noch lange mit Schreiben (und auskurieren, also Tee mit Rum trinken) verbracht habe, schlafe ich heute mal so richtig aus! Erst um halb 10 Uhr krieche ich aus meiner Koje und beginne den Tag, wie üblich, mit dem Check der neuesten Wetterdaten, begleitet von einer Hand voll Espressos. Obwohl ich, nach nur 2-tägiger Rum-Kur, erstaunlicher Weise wieder recht fit bin, komme ich irgendwie nicht in die Gänge. Vielleicht weil es gar so ruhig ist?! Die Marina ist wie ausgeputzt! Keine Menschenseele zu sehen! Sind die alle vor der Schlechtwetterperiode geflüchtet? Zudem steht jetzt feucht-warme Luft bleiern schwer in der Bucht. Der Wind hat sich komplett gelegt und es ist nun drückend schwül geworden. Eine irgendwie fast ein wenig bedrückende Szenerie. Kurz kommt mir in den Sinn, ich könnte mich nun "im Auge des Zyklons" befinden. Ich muss lachen! Ja, im Prinzip befinde ich mich "im Auge" eines Tiefs (welches, in Meteorologen-Kreisen, in der Tat "Zyklon" genannt wird) und kriege dessen Front ab, aber irgendwie klingt das dann schon ein wenig zu dramatisch für ein kleines Adria-Tief.


Gegen Mittag räume ich dann doch die Backskiste aus, entsorge wieder einiges an unnötigem Kram und starte einen neuerlichen Versuch, diese mit einer Art Ordnungssystem zu versehen! Klappt wieder nicht! Zwar wird der Stauraum mit jedem Mal Durchräumen sukzessive ordentlicher, aber ich bin bei weitem noch nicht zufrieden!



Ich kann, nach getaner Arbeit, gerade noch ein Bierchen im Cockpit genießen, da dreht der Wind auch schon auf NO! Sie ist da! Die Bora, oder Bura, wie die Einheimischen sagen! Beinahe auf die Minute genau prognostiziert! Echt erstaunlich, wie die das heutzutage hinkriegen! Diesmal ist, für eine klassische Bora-Lage eher unüblich, auch noch Regen dabei! Bald klatschen dicke Tropfen gegen Tinas Steckschot (die Eingangstür) - das Regenverdeck aus der Zeltplane, von der ich eigentlich immer noch nicht weiß, wofür sie wirklich gehören könnte, welches mir bei der gestrigen Jugo-Lage, gute Dienste erwiesen hat, ist heute wirkungslos! Der Regen ergießt sich teilweise waagerecht genau von Achtern in Tinas Cockpit! Schnell ab nach unten! Es wird ja auch Zeit für einen Tee! :) Ich will doch gesund sein, wenn auch Tinas Wehwehchen wieder gut sind!

Gegen 18h will ich ein Wetterfenster nutzen um die Duschen aufzusuchen. Hin komme ich trocken. Zurück wie ein gebadeter Hund! Es schüttet mittlerweile wieder derart, dass ich nach dem nur 50 Meter langen Weg, zurück zu Tina ein 2. Mal geduscht werde! Also rein, Heizung marsch und die nassen Klamotten im Salon verteilt aufgehängt. Was tät ich echt ohne meine Heizstrahler. Sie funktionieren zwar beide nicht 100%ig zuverlässig - wohl weil einer 30 Jahre alt und der andere einfach totales Billigsdorfer-Klump ist - jedoch einer von den beiden Jungs lässt mich mittlerweile nie im Stich! Frieren musste ich an Bord seit dem Februar-Vorfall nicht mehr!


Mein Vorhaben, Toni's Pizzeria auszuprobieren - ich koste mich gerade durch den Ort -, verwerfe ich aufgrund der Wettersituation. Ich möchte ungern in vollem Ölzeug im Restaurant einmarschieren und anders wären die 500 Meter wohl nicht zu schaffen, ohne in nassen Hosen beim Abendessen sitzen zu müssen. Also koche ich mir Tomatensuppe, was, anders als die gestrige Aktion mit der Schwammerlsuppe, nicht in einer komplett versauten Pantry (=Küche) endet. So langsam bekomme ich das Suppe Kochen mit Induktionsplatte und kleinen Töpfen nun hin! Das ist echt eine permanente Gratwanderung zwischen Überkochen und nicht Aufkochen, aber mit Gefühl, zwischen niedrigster Stufe und Aus, hin und her geschaltet, lässt sich das Packerlsuppenmanöver auch weitgehend ohne Sauerei erledigen.

4.5.2019 - Finally back on board / Reflecting April

Nach etwas mehr als 2 Wochen "Heimaturlaub" bin ich nun seit 1.5. wieder auf Tina! 47 Tage habe ich, mit Unterbrechungen, nun schon auf Tina verbracht! Arg!

Am 2. und 3.5. haben wir, das sind Bepo, der hiesige Mechaniker meines Vertrauens und Spezi von Luka, sowie meine Wenigkeit damit verbracht, Tinas Motor zu servisieren und reparieren! Service, also frisches Öl+Filter inkl. einem neuen Dieselfilter, sowie die Reparatur der Seewasserpumpe waren schnell erledigt. Was uns extrem aufgehalten hat, war der Pfusch des Vorbesitzers! Wie ich vermutet hatte, hat er einen gravierenden Fehler beim Einbau der neuen Einspritzdüse gemacht! O-Ring und Kupferdichtung vergessen! Es hat uns alleine 4 Stunden gekostet, das verkohlte und somit festsitzende Teil aus dem Zylinderkopf zu hebeln (haben sogar eine Art "Abzieher" gebaut, aber im Endeffekt führten "Goaßhaxn" (=Waldviertlerisch für Brecheisen] und rohe Gewalt zum Ziel! ) und Düse/Schacht zu reinigen.




Dann das nächste Problem. Eine laienhaft mit Flüssigmetall geflickte Dieselrücklaufleitung leckte auf einmal! Also haben wir diese wieder ausgebaut und zum Schweißer gebracht. Bei der Montage des nun, anscheinend professioneller reparierten Teils, ist dieses dann endgültig gebrochen. Shit! Also im Volvo-Service-Center das Ersatzteil von Volvo-Penta bestellt! Das 20 cm lange Eisenröhrchen kommt frühestens Donnerstag nächster Woche (wird aus Belgien geliefert) und kostet satte € 280,-! Uff!

Das reißt ein ordentliches Loch in die Bordkassa, aber das Festsitzen im Hafen schmerzt aufgrund nachstehender Punkte nicht sonderlich:

1. Die Wettersituation: Seit gestern haben wir Jugo, also feucht-warmen Starkwind aus Südost, der uns nun bis Sonntag auch mit Regen beglücken und dann auf Bora, also kalten Nordost drehen wird. Vor Mittwoch nächster Woche wäre also ohnehin nicht an Auslaufen zu denken!





2. Meine gesundheitliche Verfassung: Kämpfe aktuell wieder mit der Erkältung, die mich mehr oder minder seit der Ausbildung verfolgt. Habe heute die Apotheke in Tisno aufgesucht und "behandle" zusätzlich mit Tee und Rum!




3. Die anstehenden Arbeiten auf Tina: Reffleinen müssen erneutert, Sturmfock probegehisst, die viel zu volle Backskiste von allem Unnötigen befreit und neu sortiert, sowie die 50 m Kette des Bugankers auf den Steg gezogen werden, um zu kontrollieren, ob diese, wie der Vorbesitzer, dessen Aussagen ich immer weniger Glauben schenke, behauptet, auch wirklich angeschäkelt und somit gegen Totalverlust gesichert ist! Und und und ....

Falls ich jemand von Euch fragt, was ich sich eigentlich zwischenzeitlich noch so getan hat?!

Die 2. Trainingswoche in Biograd, von 30.3.-6.4. war, wie erwartet, ebenfalls sehr lehrreich und vor allem auch wieder ur lustig! Neben mir, sind Marelo und Josef eine weitere Woche geblieben um die Ausbildung einem Rutsch abzuschließen.

Marcelo, gebürtiger Brasilianer und ehemaliger Volleyball-Profi. Ein echter "Latin-Lover", Outdoor-Trainer und begeisteter Neu-Eigner von "Karenitha", einer 22 Fuß Yacht, die er in seiner spärlichen Freizeit am Neusiedlersee genießt. Ich hoffe, ich kann ihn bald mal auf Karenitha besuchen!

Josef, aka "Winschpeppal", ein echhhhhtes Tiroler Mannsbild! Jung-Transportunternehmer, passionierter Feuerwehrmann, stark wie ein Bär und, wie Marcelo ein super lustiger und extrem umgänglicher Typ!

Die beiden "Neueinsteiger", Hannes und Jürgen, haben sich auf Anhieb super in die bestehende 3-Mann-Crew integriert. Beide witzig, ähnlich vorerfahren wie wir und ebenso cool drauf! Super Truppe also auch in der 2. Woche!



Nach wir alle erfolgreich die Prüfung zum "Yacht Master" (NA2) abgelegt hatten, trennten sich unsere Wege wieder. Es war eine sehr lehrreiche und schöne Zeit! Mein Dank gilt vor allem meinen treuen Segelkameraden Marcelo und Peppal, die mir mir wahrer Freundschaft zur Seite gestanden haben, aber auch unseren Instruktoren Stefan und Christian! Danke, dass ihr Eure Erfahrung von insgesamt 90.000 Seemeilen mit uns geteilt habt!

Am 7.4. ist es dann soweit. Ich bringe ich Tina wieder zürück nach Jezera. Anfangs habe ich NULL Wind, also motore ich gen Süden. Dann, als ich mein geliebtes Pakostane querab habe, plötzlich ein Hauch von Wind von achtern! Ich setze das Groß und siehe da - der Fetzen bringt uns satte 0,5 Knoten Fahrt! :)


So geht es vorbei am Arta Atoll und der Insel Murter entlang, bevor mich, eben erst um Rt. Rat (den südlichsten Punkt von Murter) gefahren, eingangs der Bucht von Jezera ein herrlicher Nordwest erwartet. Jetzt werde ich übermütig und setze volles Tuch! Auf Halb-Wind-Kurs erreicht Tina schnell ihre Rumpfgeschwindigkeit von knapp 6 Knoten. Das ist mir dann schon ein wenig "too much", wo die Bucht von Jezera doch mit einigen kleinen Inselchen gespickt ist, denen es auszuweichen gilt und ich Tina unter Segeln noch nicht wirklich gut einschätzen kann. Also drehe ich wieder ab, gehe auf Raumwind Kurs und berge die Genua, bevor ich Tina in den Wind stelle und auch das Groß wegräume. Ich fendere mein Schiff noch gut ab und laufe in den Hafen ein, wo mir ein freundlicher Mariniero gelassen die Leinen entgegen nimmt! Gut gelaufen! Nix passiert!

2 Mal 18 Seemeilen Einhand gemeistert, tolle 2 Wochen gehabt und den "Yacht Master" in der Tasche! Tolle Leute kennengelernt! Passt!

Tags darauf, fahre ich für einenhalb Wochen nach Hause um mit Petra im Gepäck wiederzukehren! Am 1. Tag putzen wir Tina, sodass sie so sauber wie wahrscheinlich seit Jahrzehnten nicht mehr dasteht. Am. 2. Tag laufen wir aus und genieße einen genialen Segeltag. 24 Meilen parallel zur Küste der Insel Murter.




Tina läuft mit gut getrimmten Segeln auf allen Kursen zum Wind sehr "neutral", also ohne nennenswerten Ruderdruck! Schön! So hat der Autopilot, sollte er wieder werken, nicht sonderlich viel Korrekturarbeit zu leisten und konsumiert somit auch wenig Strom, der auf einem Segler ohnehin recht kostbar ist. Top!  Danach warten wir einen Tag vergebens auf meinen Mechaniker. Am 4. und letzten Tag des Kurzaufenthalts, wollen wir eigentlich nochmal segeln gehen, doch meine gesundheitliche Verfassung macht mir zu schaffen. Also brausen wir nach Hause, damit ich vor Ostern noch mal beim Doc vorstellig werden und mich vor meiner geplanten Auszeit noch erholen kann ….. so dachte ich zumindest!