15.06.2019 - Nur so dahingeträumt?

Wie auch schon an den letzten Tagen, sitze ich am Strand. Am Boot ist es definitiv zu heiß um sich entspannen zu können. Habe mir mein Strandlager wieder neben dem Kiosk mit der freundlichen Verkäuferin aufgeschlagen. Hier habe ich meine eigene Ecke zwischen der Seitenwand des Kiosks und der Natursteinmauer, die den Strand zu den Gärten der Ferienhäuser hin abgrenzt und mir zumindest ab 14:30 Uhr einen, einen halben Meter breiten Schattenstreifen spendet.

Ich mache jetzt schon fast 1 Woche "Urlaub", wenn man das in meinem Fall so bezeichnen kann. Ich, ne Woche am Strand!? War ich doch eigentlich nie so der Strand-Typ! Es war mir immer irgendwie zu langweilig. Ich brauchte immer ein wenig Action. Und jetzt gehe ich schon den 5. Tag in Folge hin!? Alleine!? Wahrscheinlich brauche ich jetzt GENAU DAS!

Es tümmeln sich nun zwar von Tag zu Tag mehr Menschen hier am Strand, aber es ist immer noch bedeutend ruhiger, als ich das von meinen Strandurlauben in der Hochsaison kenne. Ist es diese Ruhe, die mich immer wieder hinzieht? Das einfach mal nichts tun müssen und für nichts verantwortlich zu sein? Und warum wird mir nicht langweilig, wo ich es doch in der Vergangenheit keine 2 Tage am Stand ausgehalten habe?! Ich mache nicht viel. Gehe jeden Tag 2-3 Mal für eine Zeit ins Wasser und lasse mich einfach treiben, hole mir mal ein Eis, einen Cappuccino oder ein kühles Blondes. Hin und wieder schreibe ich auch ein paar Zeilen aber die meiste Zeit denke ich einfach nach. "Sinniere" vor mich hin...

Wie wird diese Geschichte, die ich gerade schreibe, die Geschichte meines Lebens, wohl enden? Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht! Fehlt mir die Kreativität, die Lösungen, die da draußen sicher auf mich warten, zu sehen? Oder bin ich immer noch zu sehr in alten Konditionierungen gefangen, die diese Geschichte wohl zu einem unspektakulären, weder MICH noch den Leser, der unter Umständen gefallen an der Geschichte findet, unbefriedigenden Ergebnis, quasi einem "Unhappy-End", bringen wollen?

Ich glaube an Kreativität mangelt es mir nicht. Eher an der Motivation, der Kraft, einen weiteren großen Schritt in eine unsichere Zukunft zu gehen. Wenn ich "unsicher" schreibe, dann meine ich das eigentlich nur im Sinne von finanziell unsicher! Bei allem anderen bin ich mir (fast) sicher! Ich WEIß, dass mir manche Versionen einer möglichen Zukunft mehr Erfüllung bringen würden, als das, mit dem ich mich in letzter Zeit, ja die letzen Jahrzehnte konfrontieren musste. Ich glaube ich weiß, was ich will, was ich kann, wo meine Grenzen sind, was ich noch alles interessantes lernen möchte und vor allem WOFÜR MEIN HERZ BRENNT. Nur getraue ich mir das, als gelernter Wohlstandsgesellschaftler und jemand, der leider immer noch zu viel Wert darauf legt, was andere von ihm denken könnten, oft selbst nicht einzugestehen.

Klar gibt es auch Momente des Selbstzweifels. Wer mich kennt, weiß dass ich eben mal so bin! Aber diese sind, wenn man sich ansieht, was ich in den letzten Monaten in die Wege geleitet, organisiert, repariert, erlebt und vor allem gelernt und duchgestanden habe, wohl eh unangebracht! Ich glaube, wenn man etwas so richtig gern macht, mit all seiner Leidenschaft, dann kann man es nur gut machen. Und wenn man etwas gut macht, sollte sich doch auch ein gewisser Erfolg einstellen! Und das ist jetzt nicht mal nur so dahingeträumt, sondern eigentlich die logische Folge, oder? Was meint ihr? 





13.06.2019 - Gleiten statt hetzen

Ich starte in den Tag, indem ich zum wiederholten Male versuche einen "segelbaren" Turn, für die vorerst letzte Woche, die ich hier alleine verbringen werde, auszuarbeiten. Es weht kein wirklich brauchbarer Wind und das Bisschen bewegte Luft, dass es in den nächsten Tagen geben wird, wird lt. Prognosen aus irgendwelchen wechselnden Richtungen kommen. Die eineinhalb Tage öde Einhand-Motorfahrt während des letzten Turns reichen mir für's Erste. Bei dieser Affenhitze tue ich mir keinen 18 PS Motorboot Turn mehr an!

So launche ich das Dinghy und rudere einkaufen. Wenigstens ein wenig Bootfahren. Noch ist es nicht zu heiß zum Rudern! So setze ich über zum ULTRA-Markt, quer über das Hafenbecken. Mein Dinghy besteht aus einigen separaten, aufblasbaren Kammern, die unten rum quasi einen "Kiel" bilden! So lässt es sich relativ kursstabil rudern und gleitet auch super über die Wasseroberfläche. Mit meinem Edel-Dinghy schaffe ich die, lt. Navionics 0,1 NM zur Mole auf der gegenüberliegenden Hafenseite, wo ich mir einen freien Anlegeplatz zwischen den Fischerbooten suche, in wenigen Minuten.

Auf dem Rückweg kreuzen 2 Motorboote meinen hart angelegten Kurs zurück zu meinem Liegeplatz in der Marina und verhindern somit eine noch schnellere "Passage" quer über den Hafen. Grummel .... Ja, irgendwie bin ich immer auf der Suche nach neuen persönlichen Rekorden, wie es scheint! Ein Relikt aus 43 Jahren Leben in einer auf Leistung und Erfolg getrimmten Gesellschaft?

Nachdem ich die Hälfte des zuvor im Laden entstandenen Vanillestrudels verspeist habe, packe ich meinen Seesack. Strand-Handtuch, ein Packerl Marlboro Gold, Feuerzeug, Handy, Bargeld und eine der billigen Schaumstoffmatten, die ich vor ein paar Wochen für Tinas Cockpitbänke zugeschnitten habe, jedoch noch nicht wirklich in Verwendung hatte. Auch ich lerne irgendwann mal dazu! 2 Tage lang habe ich mir auf dem Schotter den Arsch wundgesessen. Das konnten die jeweils 2 eiskalten Bierchen, die ich am Kiosk erstehen konnte und im glasklaren Wasser sitzend zu mir genommen habe, auch nicht ausgleichen. Nein, heute werde ich so weich sitzen, wie die Prinzessin auf der Erbse damals wohl gebettet worden ist.

Obendrein packe ich noch ein Notizbuch in den knallroten Seesack mit der Aufschrift "MAX", welchen ich sonst für mein Ölzeug verwende. Ich habe lange nichts mehr geschrieben. Die Zeit war wahrscheinlich zu turbulent?! Ich habe einige spannende und entspannende, aufregende sowie langweilige und auch recht "prekäre" Erlebnisse gehabt, Besuch empfangen und auch ein paar wirklich nette Boots-Nachbarn kennengelernt. Manfred und Gabi aus der Steiermark, sowie Wolfgang und Ingrid aus meiner Heimat, dem Waldviertel. Die Steirer sind Motorbootfahrer, die Waldviertler Segler wie ich. So gibt es natürlich mit beiden Pärchen allerhand Stoff für nette und lehrreiche Gespräche. Die 4 sind wirklich sehr lieb, und vom, ich glaube, selben Menschenschlag wie ich!

Frage mich, ob es immer dieselbe Art von Mensch ist, die die Freiheit und Ruhe, aber auch das Abenteuer auf dem Meer sucht!? Wahrscheinlich ist es so. Ich habe hier unter den Eignern noch keinen kennengelernt, der nicht freundlich, hilfsbereit, herzlich, offen für Neues und die Ansichten anderer wäre.

Auch die Einheimischen sind größtenteils mega entspannt! So eine Hilfsbereitschaft gegenüber Fremden, kenne ich von zu Hause ebenfalls nicht. Hier wird einem oft für wenig Geld geholfen. Luka hat mir zum Beispiel bei Vielem, wie etwa bei der Organisation des neuen Dinghy-Motors geholfen, ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten. Die Menschen haben hier oft nicht viel! Sie hätten meine in den vergangenen Monaten oft missliche Lage schamlos ausnützen können, um so ein wenig vom Kuchen der mitteleuropäischen Wohlstandsgesellschaft abzubekommen, aber sie taten es nicht! Warum? Ist das pure Nächstenliebe? Vielleicht! Ich denke aber, dass der Grund darin liegt, dass die Leute hier, mit dem was sie haben, doch meist "gut" über die Runden kommen und nicht zwanghaft immer mehr wollen!

Das macht vermutlich den Unterschied! Wir Mitteleuropäer sind auf permanentes Wachstum (leider nicht auf persönliches Wachstum, sondern wirtschaftlich gesehen) gedrillt. Höhere Gewinne, mehr Einkommen, eine bessere Position, ... es ist ein permanenter Kampf um mehr; und das zu Kosten unseres Lebens! Wenn wir uns ehrlich sind: Arbeiten wir nicht nur deshalb so viel und verbissen, damit wir es uns eines Tages im Ruhestand gut gehen lassen können? Damit wir dann genug auf der Seite haben, um das zu tun, was wir immer schon wollten? Mit 65!? Die nach den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts geborenen wohl erst mit 70 Lebensjahren?! Bis dahin üben wir tagtäglich eine Tätigkeit aus, die uns womöglich gar keine Erfüllung bringt, nur um den entsprechenden Reichtum anzuhäufen, damit wir in Rente endlich zu leben beginnen können!

Es muss doch schön sein, wenn man nicht permanent IMMER MEHR wollen muss, sondern mit dem, was man hat, zufrieden sein kann. Viele von den Leuten hier haben vermutlich kein dickes Bankkonto. Trotzdem wirken sie meist weitaus glücklicher und vor allem entspannter als wir, weil sie vermutlich nicht so dem Reichtum und wirtschaftlichen Erfolg hinterherhetzen wie wir und vor allem mehr von jenem kostbaren Gut haben, welches uns so abgeht: ZEIT! Zeit für sich und die Dinge die man gerne tut. Zeit für Freunde und Familie. Diese entspannte Herzlichkeit, mit welcher die Leute hier feierabends am Strand mit ihren Kindern im Wasser spielen! So etwas findet man in Mitteleuropa selten.

Wir sind so in unserem Hamsterrad gefangen, verblendet von falschen Führern, den falschen Idolen, von dem, was uns tagtäglich einzureden versucht wird, was wir nicht alles haben, schaffen oder erreichen müssen, sodass wir eine vollkommen verzerrte Sichtweise auf das, was LEBEN eigentlich bedeutet, entwickelt haben.

Die Realität ist die: Wir werden alle sterben!!! Durchschnittlich stehen einem jeden von uns rund 80 Lebensjahre zur Verfügung. 60-70 davon - wenn man Kindheit/Schule/Studium/Ausbildung abzieht, bleiben immer noch 40-50 - machen wir etwas, was wir unter Umständen gar nicht wollen, nur um dann im Alter vielleicht 10, bestenfalls 20 Jahre lang endlich das tun zu können, was uns wirklich wichtig ist? Was uns Erfüllung bringt? Alter!? Wer ist so unmenschlich uns in ein System zu pressen, in welchem der Output, der wahre Gewinn nur in eine Richtung fließt; zu jenen, die ohnehin schon das meiste besitzen?! Ich denke diese Frage beantwortet sich von selbst...

Es bleibt eines jeden Menschen eigene und freie Entscheidung, bei diesem System mitzumachen, oder sich für einen anderen, entspannteren, weniger auf die ferne Zukunft, sondern vielmehr auf das Jetzt ausgelegten Lebensweg zu entscheiden. Inmitten unserer konsumgesteuerten, aus zu Egoisten erzogenen Menschen bestehenden Gesellschaft, ist es schwer, aber nicht unmöglich einen alternativen Lebensweg zu bestreiten. Wo anders ist es vielleicht leichter. Vielleicht an einem Ort, wo dem wohlkonditionierten Mitteleuropäer etwas vorgelebt wird, was eher auf das Hier und Jetzt, auf das wahre Leben ausgerichtet ist? Wo man nicht als faul abgestempelt wird, wenn man weniger schafft, dafür aber mehr lebt?!

Ich weiß es nicht! Und wie so oft weiß ich nicht, was ich will! Will ich zurück ins Hamsterrad und genauso weitermachen wie bisher? Oder mit weniger auskommen müssen, dafür aber ZEIT haben und das tun können, was mich erfüllt? Gibt es einen Mittelweg? Ich denke, den muss es geben. Auf unserer Reise von A nach B, also von Geburt zu Tod haben wir zwischendurch viele Möglichkeiten irgendwo vom Konsum-Highway abzufahren und die Landstriche abseits zu erkunden, ja zu ER-leben! Viele nützen diese Möglichkeit nicht. Legen ihre Scheuklappen niemals ab. Manche machen nur einen kurzen Abstecher ins "Outback" des wirklichen Lebens, entscheiden sich dann aber wieder auf den Highway aufzufahren und bei dieser irrwitzigen Rauschefahrt gegen die Wand (es WIRD krachen! Das ist so sicher wie das Amen im Gebet!) weiter mitzumachen. Andere zieht das, was sich eher nach LEBEN anfühlt, denn das was sie bisher als "gutes Leben" vorgegaukelt bekamen, derart an, dass sie nach einer Alternative zum Leben im Hamsterrad, auf beschriebenem Highway suchen. Ich denke, einer von denen bin ich ....

09.06.2019 - Konoba BAIN / Otok Zut => Marina Jezera ... "Der Tag, an dem ich das erste Manöver des letzen Augenblicks meines Lebens fuhr"

Ich erwache mit einem schweren Kopf! Uff, das war dann doch ein Bier zu viel gestern! So gehe ich es langsam an und rudere erst mal auf einen Kaffee zur Konoba. Heute habe ich nur rund 20 Meilen vor mir und etwas Wind soll es am Nachmittag auch geben, was mich gut nach Hause bringen sollte. So lege ich erst um 11 Uhr von der Boje ab und setzte 0,9 NM weiter, nördlich des Inselchens Maslinjak die Segel. Nachdem ich eine halbe Meile mit nicht messbarer Geschwindigkeit rumtreibe (wir bewegen uns zwar, jedoch zeigt Navionics 0,0 kts - wir fahren wohl unter 0,1 Knoten) reisst mir die Geduld. Ich rolle die Genua weg und motore nur mit Groß als Stützsegel weiter. 3 Meilen später, kann ich südlich des Hrid Galijolica wieder Segel setzten und vor dem Wind kreuzen. Irgendwann berge ich das Großsegel. Nur mit Genua kann ich "tiefer" fahren. Dadurch dass das Großsegel keinen Windschatten macht, steht die Genua auch viel besser! So "brause" ich mit 3,5 bis 4 Knoten gen Südosten.



Als ich Murvenjak, das kleine Inselchen neben Vrgada, mit seinen 2 wunderbaren Ankerbuchten, die ich während meiner Motorboot Zeit oft zum Schnorcheln besucht habe, passiere, bemerke ich eine 51er, die vermutlich aus Murter kommt und in Richtung Kornati unterwegs ist. Am Vorschiff, im Schatten der Genua liegend, beobachte ich das Schiff und seinen Kurs. Es dauert nicht lange bis ich feststelle: Wir sind auf Kollisionskurs!

Also gehe ich zurück ins Cockpit und beobachte weiter. Die 51er hat Vorrang, das heißt, sie ist kurshalte- und ich ausweichpflichtig. Ich befinde mich auf einem tiefen Raumwind-Kurs, nur mit Genua, kann also eigentlich nur anluven um in Luv an dem gegnerischen Boot vorbeizugehen. Also reiße ich die Pinne rum! Was macht die 51er? Sie luvt ebenfalls an und fährt auf mich zu. Gut, will er also doch hinter mir durch! Ich falle wieder ab! Doch das Dickschiff fällt ebenfalls ab! Hey, was soll das?! Ich luve wieder an. Der Rudergänger der 51 tut das selbe! Alter?!?! Steht da jemand am Steuer, oder fährt deren Autopilot brav mit dem leicht böigen und drehenden Wind mit? Ein paar mal spielen wir dieses Spiel! Die 51er lässt mir einfach keinen Raum auszuweichen. Obwohl sie KURSHALTEPFLICHTIG ist!

Es wird MEGA eng! Ich beginne nun, auf das wohl führerlose Schiff einzubrüllen: "Sir! Attention! Sir! Hey! Look! Pozor!". Doch niemand reagiert! Als eine Kollision unausweichlich erscheint, bleibt mir nichts mehr anderes übrig, als mein erstes "Manöver des letzten Augenblicks" zu fahren! Ich kann nur, so stark ich kann anluven und hoffen, dass die 51er diesmal ihren Kurs hält, damit ich doch noch hinter ihr durchgehen kann, also reiße ich meine Pinne rum und warte. Tina luvt, nur mit der, für meinen Fast-Vorwind-Kurs, natürlich weit ausgefierten Genua, sehr träge an! Es dauert ewig bis mein Schiff dreht. Mittlerweile brülle ich so laut wie noch nie zuvor, rüber zum gegnerischen Schiff. Mit dem Wind! Das muss man doch hören! Keine Reaktion!

"So, jetzt wird's gleich krachen" Ich bereite mich geistig schon darauf vor, wie Tinas schwerer Buganker die Bordwand des Dickschiffs aufschlitzen wird. Würde mich gerne irgendwo verspreizen, jedoch bin ich schwer damit beschäftigt, die Pinne auf Maximaleinschlag zu halten. Im wirklich allerallerletzten Moment dreht Tina soweit, dass mein schwerer Pflugschar-Anker maximal 2 Meter an der Steuerbordseite der 51er vorbeischrammt. Sicher nicht mehr! Aus meiner Perspektive sehe ich mich noch erschreckend näher! Der Moment, in dem man alles getan hatte, was man tun kann und nur noch hofft, dass es gut gehen wird. Oarg, wie der Österreicher sagt!

Jetzt sind auch die "Segler" auf dem anderen Schiff wach geworden. "Oh my god! Oh my god!" kreischen die Damen, die eben noch genüsslich an ihren Cocktails nippten, mit nun weit aufgerissenen Augen! Die beiden Yachten rauschen mit vielleicht 1 Meter Abstand aneinander vorbei. Mehr kann es nicht gewesen sein, denn meine Genua hat definitiv(!) an deren Wanten gestreift!!! Wahnsinn!!! Wenn ich dieses "Manöver des letzten Augenblicks" auch nur einen Tick zu spät eingeleitet, oder versucht hätte, vom Gegner weg-zu-halsen, es hätte 100%ig gekracht!

Als ich das Partyschiff schon achteraus habe, wird auch der offensichtliche Skipper des Dickschiffs wach und sich bewusst, was da jetzt hätte passieren können! "Sorry Sir! I'm so sorry!" ruft er mir nach! Für so ein Verhalten gibt es keine Entschuldigung! Auch wenn ein Schiff Vorrang hat, so ist es trotzdem kurshaltepflichtig und muss dem ausweichpflichtigen Schiff die Chance geben auch auszuweichen zu können! Ich denke, die internationalen KVR (Kollisionsverhütungsregeln) werden der Partycrew wohl ohnehin nicht bekannt sein, aber zumindest hätte irgendjemand den Seeraum vor dem Schiff beobachten müssen. Wahnsinn .....

Nach dieser nervenaufreibenden Situation segle ich noch bis Höhe Kosirina Bucht, berge dann die Segel und motore die letzen Meilen nach Hause. Ich will noch bei Zeiten in Jezera sein, um mir mein Zagreber Schnitzel von Andreja, dem besten Koch Kroatiens holen!

Ein abwechslungsreicher, schöner Kurztörn geht zu Ende. Mit weiteren 110 NM im Kielwasser laufe ich um 17:40 Uhr in der Marina Jezera ein.



Tina safe zurück in Jezera:


Erkenntnisse aus diesem, weiteren Test-Törn:

- Tina kann mehr Wind und Welle vertragen, als ich angenommen hatte. Mein Vertrauen ins Schiff steigt stetig!

- Auch mit einem so kleinen Boot, sind Tagesschläge von über 30 Meilen kein Problem.

- Besser mit 1-2 Kts segeln, als mit 4 motoren!

- Es gibt viele Idioten da draußen! Man kann nie genug aufpassen und muss immer mit der Unachtsamkeit, ja Unfähigkeit der anderen rechnen!

- Mein Anker hält besser als gedacht! Bisher hat er sich schon beim 1. Anlauf immer gut eingegraben! Manche meinen, es gibt bessere Anker, aber ich kann mich nicht beklagen.

- Die Ankerwinsch zieht mehr Strom, als ich angenommen hatte. Blöd, wenn dann am Ankerplatz der Saft fehlt.

- Ich brauche eine weitere Powerbank. Möchte am Ankerplatz nicht mehr den Motor laufen lassen müssen um meine elektronischen Geräte laden zu können, ohne die Bordbatterien tiefen zu entladen.

- Flautentage sind auf Einhand-Fahrten eine echte Qual

- Sonnenuntergänge alleine zu beobachten ist schön, aber nicht dasselbe, wie wenn man das mit jemandem teilen kann

- Ich muss mehr bunkern. Vor allem "richtiges" Essen. Wobei?! Würde es mir überhaupt Spaß machen, für mich alleine zu kochen?









08.06.2019 - Marina Veli Rat / Dugi Otok => Konoba BAIN / Otok Zut ... "Der Fast-Hitzetod auf See"

Heute will ich wieder zurück Richtung Süd-Osten, nach Zut zur Konoba BAIN. Leider finde ich absolut keinen Wind vor, also muss ich motoren. Es folgt eine extrem langwierige und langweilige Motorfahrt. Ich muss mit meinem 18 PS Motor gegen die Strömung an und schaffe somit maximal 3,5 Knoten Speed. Uff! Noch dazu ist es brütend heiß und ich habe nicht mal Segel gehisst, die ein wenig Schatten spenden würden.


Zumindest muss ich unter Motorfahrt nicht auf meine Batterien achten, so kann ich mit lauter Musik das Motorengeräusch übertönen und mich ein wenig bei Laune halten.

Ich rufe in der Konoba an und reserviere mir einen der 4 Plätze an der Mole. Ich solle, wenn ich einlaufe, "nur kurz anrufen", dann würde jemand kommen, um mir beim Anlegen zu helfen. Passt, denn alleine elegant und stylish am Steg mit Murings anzulegen, ist schwer bis unmöglich und für Hafenkino möchte ich auch nicht gerade sorgen.

Als ich in die Bucht einlaufe, hängen schon ein paar Yachten an den Bojen, die vor dem Steg ausgelegt sind. Wie vereinbart, rufe ich in der Konoba an! Niemand hebt ab! So arbeite ich mich durch das Gewirr von Schiffen und freien Bojen vor bis zum Steg und lasse mich davor treiben. Es ist wohl offensichtlich, dass ich anlegen will und ich mache mich auch durch Winken bei den auf der Terrasse der Konoba sitzenden Personen bemerkbar. Niemand will mir helfen! Ein Deutscher mit einer riesigen Motoryacht, der an einer der Bojen hängt, erkennt meine Lage und meint, ob er nicht sein Dinghy launchen, an Land fahren und meine Leinen entgegen nehmen soll! Doch ich winke ab!

Bin müde, total überhitzt, wieder mal sauer und entschließe mich an einer Boje anzulegen. Mein, wiederum äußerst elegantes Bojenmanöver, sowie die herrliche Bucht in der ich nun festgemacht habe, heben meine Stimmung jedoch bald wieder an.


Nachdem ich mich ein wenig abgekühlt habe, launche ich das Dinghy und setze zur Konoba über. Dort treffe ich auf eine Mostviertler Seglerpartie, mit der ich mich super unterhalte und einen langen, feucht-fröhlichen Abend verbringe.





07.06.2019 - Luka / Dugi Otok => Marina Veli Rat / Dugi Otok ... "Geduld ist eine Tugend"



Nach einer ruhigen Ankernacht und einem Frühstück mit Gugelhupf aus der Heimat, lichte ich um 08:55 Uhr den Anker und motore aus der Bucht. Draußen erwartet mich ein 1-2 Bft Lüftchen. Trotzdem setze ich die Segel. Heute habe ich nur rund 20 Meilen vor mir und bin zudem früh dran, also gebe ich mich mit 2-3 Knoten Fahrt zufrieden. Wir treiben zumindest in die richtige Richtung!

Auf Höhe von Brbinj mache ich nur mehr 1,5 Knoten im Schnitt. Überlege lange, ob ich den Motor starten soll, doch dann frischt der Wind wieder auf und ich kann die restliche Strecke mit guten 4-5 Knoten segeln. Geduld ist eine Tugend!

Um 16:09 mache ich an der Außenmole der Marina Veli Rat fest. Schön ist es hier. Irgendwie total verschlafen. Neben mir machen an diesem Abend nur 2 weitere Tageslieger fest. Es sind zwar schon ein paar Eigner auf ihren Yachten - vermutlich ob des Pfingstwochenendes - aber wenn sich 20 Leute in der Marina tümmeln, ist es viel!


Nachdem ich mich akklimatisiert habe, suche ich die Konoba LANTERNA auf. Sauteuer, aber zumindest ist das Steak von hervorragender Qualität.


Nachdem ich auch eine Runde durch "den Ort" spaziert bin, genieße ich im Cockpit von Tina einen herrlichen Sonnenuntergang. Dieser Moment, in dem die Sonne hinter dem Horizont verschwindet! Episch!






06.06.2019 - Marina Jezera => Luka / Dugi Otok ... "Die Rekordfahrt"

Um 08:55 werfe ich die Leinen los und breche zu meinem Kurztörn auf. Mein erstes Ziel soll die Ortschaft Luka auf der Insel Dugi Otok sein. Ich motore gegenan aus der Bucht von Jezera. Ich will nicht schon zu Beginn meiner Reise mühevoll aufkreuzen müssen. Als ich Rt. Rat querab habe, setzte ich die Segel. Das Groß sicherheitshalber im 2. Reff. Es sind wieder Böen bis 25 kts angesagt. Die Genua rolle ich voll aus. Zu diesem Zeitpunkt ist dieses Setup gut fahrbar!

Ein paar Seemeilen später haben Wind und Welle nochmal zugelegt, sodass ich nun auch die Genua zu 1/3 weggerolle. Ziemlich genau mittig im "Murtersko More", zwischen den südlichen Kornaten und der Insel Murter, beobachte ich eine 37er, wie sie auf Halbwind-Kurs gegen die See ankämpft. Frage mich, wie das wohl aussieht, wenn Tinas flacher Rumpf zwischen den Wellenbergen verschwindet. Man könnte wohl meinen, dass da ein Rigg alleine rumsegelt!


Der Südost-Wind wird begleitet von der entsprechenden See. Die Wellen sind zum Teil 1,5 Meter hoch und rollen unter uns durch, wobei sie Tinas Heck jedes Mal einen Deut versetzen. So geht es jedem Segelboot. Manche stecken das sogar viel schlechter weg als Tina, mit ihrem klassisch geformten Rumpf. Meine Segel dürften auch gut getrimmt sein, denn Tina findet fast von alleine ihren Weg durch die Wellen. Ray muss nur ganz wenig eingreifen.


So surfen wir vorbei an Zut und Sit und zwischen Lavandara und der Südspitze von Dugi Otok in Richtung Tagesziel. Es geht gut! Sehr gut sogar! Die ersten 35 Meilen segeln wir mit einem Schnitt von 5,03 Kts! Toll für die kleine Tina! Rekord!

3 Meilen vor dem Ziel. Ich will voll motiviert, die enge und seichte Durchfahrt zw. Rt. Grubac und dem Inselchen Luski nehmen. Da sind wir auch schon mal mit ner 46er durch! Doch heute ist bedeutend mehr Wind als damals! Ganz wohl ist mir dabei nicht. Ich habe ja schon so meine Erfahrungen mit den plötzlich auffrischenden und drehenden Winden in solchen Durchfahrten. So reffe ich schon weit vorher die Genua um ein weiteres Drittel. Mit nur einem Drittel der Genua und dem Groß im 2. Reff machen wir immer noch 5 kts in der 3-4er See! Eine Rauschefahrt!

Als ich die enge Durchfahrt querab habe, luve ich an und halte auf Halbwindkurs auf das "Nadelöhr" zu. Tina erreicht jetzt ihre Rumpfgeschwindigkeit (=theoretische Höchstgeschwindigkeit), was leicht daran zu erkennen ist, dass das Schiff dann leicht zu vibrieren oder beben beginnt. Mein Kurs ist gut! Ich halte perfekt auf die ca. 20 Meter breite fahrbare "Rinne", die mit 3 Meter Tiefe angegeben ist, zu. Doch je näher ich der Engstelle komme, desto mehr dreht der Wind und so finde ich mich bald in einer Situation wieder, in welcher ich IN, oder noch VOR der Durchfahrt eine Wende fahren müsste. Ich kann den Kurs nicht mehr halten. Tina hält wild krängend (sich auf die Seite legend) auf die Südspitze des Inselchens zu. Binnen Sekunden muss ich eine Entscheidung treffen. "Nein, das geht sich nie und nimmer aus!", fährt es mir durch den Kopf! So reisse ich die Pinne rum und falle auf einen Vorwind-Kurs ab, der mich von der Engstelle wegbringen soll. Oh, da ist ja auch noch die "Einzelgefahrenstelle" (ein Steinhaufen vor dem kleinen Inselchen, welcher mit einem entsprechenden Gefahrenzeichen gekennzeichnet ist) nördlich von mir! Shit! Jetzt wird's nochmal eng! Vor dem Wind, die Pinne zwischen den Beinen, rolle ich den letzten Fetzen der Genua weg. Als ich das Groß dicht holen will, dann der nächste Schock! Irgendjemand (ich!) hat vergessen einen 8-Knoten ins Ende der Großschot zu knüpfen. So konnte sich die Leine aus der Talje (ne Art Flaschenzug) ausfädeln. Toll, so habe ich noch zusätzlich eine Fleißaufgabe in dieser, ohnehin schon recht prekären Situation! Man bedenke: Ich befinde mich immer noch zwischen der Durchfahrt, dem Inselchen und der Einzelgefahrenstelle. So fahre ich das Groß mehr oder weniger "aus der Hand" bis ich arschknapp an den verdächtig braunen Flecken westlich des Einzelgefahrenzeichens vorbeigeschrammt bin. Dann fädle ich die Großschot wieder korrekt in ihre Talje und berge auch das Großsegel. Habe für heute genug von grober See, böigem Wind und engen Durchfahrten.


Die enge Durchfahrt umfahre ich diesmal. Tina würde sich mit ihrem 18 PS Motor vermutlich ohnehin feststampfen, was erneut zu einer brenzligen Situation führen würde. Als ich in die Bucht von Luka einlaufe, bläst es mir mit 25 kts direkt auf die Nase. Mit 2 Kts - mehr geht nicht - kämpfen wir uns Richtung Hafen! Ich will rein! Sicher liegen! Hoffentlich ist es dort ruhiger. Nordwestlich des Hafens ankern 2 Yachten. Ich entschließe mich das Ankerfeld zu inspizieren, bevor ich mir den Hafen ansehe. So tuckere ich zwischen den beiden Yachten durch, wobei mir der freundliche Schwede im Vorbeifahren schon Auskunft darüber gibt, dass der Grund hier gut sei (Schlick), wo sein Anker liegt und wieviel Kette er gesteckt hat. Sehr nett! Gegenüber des Ankerfelds wäre noch das "Buffet Allen", welches eine Mole mit Murings für 4 Yachten bietet. Notfalls könnte ich dort auch längsseits gehen, was in dieser Windsituation wohl das Beste wäre.

Aber zuerst der Ort. Je näher ich diesem komme, desto ungemütlicher wird es. Nicht nur, dass hier noch immer 25 kts stehen, es ist auch sehr laut und der Ganze Hafen wirkt wie eine Baustelle. Zudem pumpen die gerade durch riesige Rohre eine enorme Menge von irgendeiner Flüssigkeit ins Hafenbecken! Nein, das brauch ich nicht.

So rufe ich bei der Konoba an, erreiche jedoch nur eine Dame, die kein Englisch und nur sehr gebrochen Deutsch spricht! Ich kann ihr aber irgendwie vermitteln, dass ich mich auf dem kleinen Boot befinde, welches vor dem Restaurantsteg von Wind und Wellen durchgebeutelt wird. "Mann nicht da. Kommen in 10 Minuta". Neben der Konoba holzt jemand mit einer Motorsense das Gestrüpp nieder. "Das muss der Wirt sein! Der sieht mich sicher eh schon!" Ich klinke mich mit meiner Lifeline in den Jackstays ein, schlage Bug und Heckleine an und fendere das Boot steuerbordseitig, mit allem ab, was ich habe. 4 kleinere, 1 größerer und ein Kugelfender hängen an meiner Bordwand, bereit das Schiff gegen, in diesem Fall, die Betonmauer zu schützen. Das Schiff und ich, wir wären bereit längsseits, gegen die 25 Kts Wind am Steg anzulegen! Ich warte! Niemand kommt! Als ich mich 20 Minuten lang vor dem Steg abgequält habe reichts mir: "Dann fahr ich eben zurück und ankere! Sollen die ihr Essen behalten!"

So werfe ich meinen schweren CQR-Anker auf einer Tiefe von 8 Metern zwischen dem freundlichen Schweden und der kroatischen Herrenpartie und stecke 40 der 50, mir zur Verfügung stehenden, Metern, meiner 8 mm starken Ankerkette! Das sollte auf jeden Fall halten!



Uff, ganz schön stressig zum Ende des 1. Turntags! Dafür werde ich mit einem genialen Sonnenuntergang, sowie den wunderbaren Gesängen der kroatischen Herrencrew belohnt! Anfangs geben sie kroatische Lieder wieder. Mehrstimmige Gesänge, begleitet von einer Gitarre. Wunderbar, wie diese Melodien über die Bucht, hinein in den Sonnenuntergang getragen werden. Als sie auch internationale Songs anstimmen, bin ich hin und weg. Zu "No Woman - No Cry" singe ich lauthals mit und ernte dafür ein "Come over here!". Würde ich ja gerne, aber ich bin einfach zu geschafft um noch das Dinghy zu launchen und rüber zu rudern. So genieße ich noch eine Zeit lang den Gig der Kroaten und schmeiße mich dann in die Koje. Mittlerweile ist es fast windstill. Mein 25kg schwerer Anker ist gut im Schlick eingegraben und ich habe auch genügend Kette gesteckt! Ich fühle mich sicher und so falle ich schnell in einen tiefen Schlaf!



14.06.2019 - A sign of life

Ich sitze im Schatten der Kiefern im Strandcafe und gönne mir ein kühles Blondes. Habe den Nachmittag lesend am Strand verbracht. In den letzten Tagen hatte ich zu nicht viel Bock. Ich habe zwar bei gemessenen 35 °C im Bootsinneren und gefühlten 50 °C an Deck den 3fach-Fallenstopper ersetzt, den ich 2 Wochen zuvor ruiniert habe, sowie Tina und meine Klamotten gewaschen, aber sonst war ich zu nicht viel Produktivem fähig.


Dafür war ich täglich im Meer! Endlich ist der Sommer da. So gut wie jeder hier bestätigt mir, dass das heurige Frühjahr hier, das beschissenste seit langem war. Da habe ich mir ja genau das richtige Jahr für mein Vorhaben ausgesucht. Wie auch immer. Jetzt ist es schön! Schon fast zu heiß! Vielleicht macht mich das so lethargisch? Oder sind meine Batterien einfach leer?


Zuvor war ich 4 Tage alleine unterwegs. Ich wollte den Südost-Wind nutzen und mit diesem im Rücken, 2 Tage lang, soweit wie möglich nach Norden. Dann sollte der Wind auf Nordwest drehen und mich in weiteren 2 Tagesetappen wieder zurück nach Jezera bringen. So der Plan! Was genau in diesen 4 Tagen passiert ist, könnt ihr in den entsprechenden, folgenden Artikeln nachlesen. Endlich hatte ich wieder mal Bock, was zu schreiben


25.5.2019 - Rock'n'Roll Baby :)

08:00 Uhr! Die Nacht wahr sehr ruhig! Die Italiener sind auch unmittelbar danach schlafen gegangen, als sie von der Konoba zurückkehrten. Es ist windstill! Bei einem 3/4 Liter French-Press mache ich mir Gedanken über ein mögliches Ziel! Heute soll am späten Vormittag ein leichter Süd bis Südost einsetzen. Was wäre da für uns erreichbar?! Entschließe mich schließlich den Stadthafen von Prvic auf der gleichnamigen Insel anzulaufen. Das müsste gehen! Ich brauche Strom, eine Dusche und eine warme Mahlzeit!


Ich lege um 08:45 Uhr von der Boje ab und setze noch in der Bucht das Groß. Stützsegel zum rausmotoren, denn Wind gibt's absolut keinen! Spiegelglatte See! Ich gehe weit raus! Dort hin, wo ich gestern so viel Spaß hatte! Nur finde ich da draußen heute absolut keinen Wind vor.

Das monotone Motoren wird mir jedoch durch eine weitere Delfin-Sichtung versüßt! Wieder kommen sie nicht ans Boot ran, aber ich kann sie beobachten, wie sie in 50 Meter Entfernung neben mir immer wieder auf und abtauchen. Auf meine Rufe, reagieren sie zum 2. Mal nicht! Ich schätze, dass sie ran kamen, lag dann doch nicht am Jubilieren, das mir bei meinen ersten zwei Delfin-Sichtungen zum Erfolg verhelfen schien.


Doch dann beginnt sich die Wasseroberfläche zu kräuseln! "Böenfelder" mit einem Häuchlein an Brise. Ich rolle die Genua aus und kann so mit 1,5 - 2 Knoten meinen Kurs Süd beibehalten. Niemand außer mir hier draußen! Nur 2 Fischerboote ziehen eine halbe Meile vor mir ihre Kreise und am Horizont sind ganz winzig klein, 2 Frachter zu erkennen! Oder sind das Reiseschiffe? Wie weit die wohl draußen sein mögen?

Ur plötzlich werden aus den 0-1 Windstärken aus West sportliche 4-5 Beaufort aus Südost, begleitet von der dazugehörigen Welle! Wow! Das geht ordentlich dahin! Auf einem ruppigen Am-Wind Kurs geht es ostwärts an der Insel Zlarin vorbei. Ray, mein Autopilot ist jetzt nicht mehr zu gebrauchen. Zu hoch sind die Wellen, zu stark ist der Ruderdruck! Ja, eigentlich hätte gerefft gehört. Aber das ging alles so schnell! Angesagt waren 2 und nicht 5 Windstärken, sonst hätte ich noch in der Bucht zumindest das 1. Reff eingelegt. Und von der Welle war auch keine Rede!


Doch es ist fahrbar! Sportlich, aber sehr spaßig! Ja regelrecht geil! Safety first, doch in Anbetracht des Seegangs und des ordentlichen Windes, erschien es mir als sicherer, das ganze Abzureiten, als das Cockpit zu verlassen um zu reffen (Einleinen-Reffsystem hab ich ja leider keines).


Ich lege Kurs Insel Zlarin. Will die Abdeckung hinter den Inseln suchen! Doch, nachdem ich die, an Zlarin südlich angrenzenden Inselchen, auf einem wilden Ritt auf Raumwindkurs mit nachlaufender Welle durchfahren habe, wird es nicht wirklich besser. Auch hier läuft die Welle aus SO rein. Noch dazu ist der Wind viel böiger als draußen. In der Durchfahrt zwischen Zlarin finde ich mich auf einem Hart Am-Wind Kurs mit stark ausgefiertem Groß wieder, anders hätte es mich wohl auf die Backe gehaun, so bläst es mir hier entgegen. Südlich von Prvic lässt der Wind dann nach, doch es steht auch hier ein ordentlicher Schwell. Genau in die Bucht von Prvic rein. Dort wo ich eigentlich hin wollte! Hmmm. Der Wind, und somit auch der Schwell aus Südost sollen bis morgen nochmal zulegen. Will ich eine unruhige Nacht in einem fremden Hafen? Ich meine nein, also entschließe ich mich gleich nach Jezera zurück zu fahren. Sind ja nur mehr 8 Meilen!

Nach der Durchfahrt zwischen den Inseln Tijat und Logorun lässt der Wind dann nochmal nach und ich kann Ray wieder aktivieren! So lasse ich mich noch ein paar Meilen mit 2-3 Knoten auf Halbwind Kurs Richtung Heimatmarina chauffieren, bevor 4 Meilen vor dem Ziel der Wind endgültig weg ist, ich die Segel bergen und heim motoren muss!


Um 16:30 Uhr laufen Tina und ich nach 7 Stunden und 43 Minuten, mit weiteren 30,4 Meilen im Kielwasser, in Jezera ein. Insgesamt haben wir also über 60 Meilen an 2 Tagen gemacht! Ich bin mehr als zufrieden!

Abends hole ich mir noch ein "Zagreber Schnitzel" - das beste Cordon Bleue der Welt! Ich schwöre! - von der Zlatna Skolja und werde zu 2 "Schnaps on the house", also Slibovits genötigt. Das gibt mir den Rest. So haue ich mich zeitig in die Koje. Schön war's! Aber anstrengend!

24.5.2019 - Auf der Suche nach dem Wind via Kornati zur Insel Zirje

Nachdem ich den gestrigen Tag mit Bootspflege verbracht habe, will ich heute wieder raus. Und zwar für 2-3 Tage. Bevor das nächste Tief über uns zieht, möchte eine kleine Testrunde fahren um Erfahrung zu sammeln. Mal sehen, wie es so ist, auf Törn mit der kleinen Tina. Heute soll es einen schönen Nordwest geben, mit dem ich Richtung Südosten fahren könnte um irgendwo in der Gegend von Rogoznica zu übernachten. Dann soll der Wind auf Südost drehen. Der würde mich zuerst rauf nach Zirje und tags darauf zurück nach Jezera bringen. So der Plan ...

So lege ich um 07:56 in Jezera ab. Nach der Hafenausfahrt erwartet mich, wie so oft, ein herrlicher NO, der mich schnell raus bringt, aus der Bucht. Doch dann, als ich Maslinjak und Rt. Rat querab habe,  dreht der Wind binnen von Sekunden und aus den 3 Windstärken aus Nordost werden 1 solche aus Südost. Pfff ... mir bleibt also nichts anderes übrig, als erst mal Kurs auf die südlichen Kornaten zu nehmen, welche ich nach weiteren Winddrehern und 4 Stunden erreiche. Als ich Smokvica querab habe, drehe ich ab. Kurs 150°! Wenn der Wind es so will, dann laufe ich heute eben Zrije an. Habe die Tratisnka Bucht im NW der Insel im Auge. Dort soll es ein großes Bojenfeld, sowie eine Konoba geben! Doch vorher will ich zwischen den Kornaten und Zirje raus auf die "offene" Adria - mal sehen wie's dort draußen ist - Zeit habe ich ja, nachdem es nur mehr 10 Meilen bis zur Bucht wären.

Südspitze der Kornati querab:

Zuerst setze ich mir den Leuchtturm Blitvenica als Wendepunkt, doch als ich diesen passiere, entscheide ich mich, noch ein wenig weiter rauszufahren. Es geht einfach zu gut! Klar, steht hier gleich um einiges mehr Welle als hinter den vorgelagerten Inseln, aber Tina macht das gut. Ihr klassisch geformter Rumpf (Langkieler) sticht sauber durch die Seen. Meiner Meinung nach, viel smoother als die meisten modernen Kurzkieler! Und dann dieses Gefühl, quasi auf's offene Meer rauszufahren, die Kroatische Inselwelt hinter sich zu lassen und Kurs Italien zu nehmen! Genial! Die nicht einmal 9 Meter lange Tina macht sich wirklich gut! In diesem Moment lässt mich nichts daran Zweifeln, dass wir es auch bis Italien schaffen könnten! Ich schnappe mir das IPad mit Navionics und zoome aus.



Hmmm ... Der aktuelle Kurs von 180°, also genau Richtung Süden, würde mich direkt zu den Trementi Inseln, nördlich des Sporns führen. Zufall? Das wäre eh eines meiner Traumziele!!! 90 Seemeilen von hier. Wäre in etwas mehr als 1 Tag zu schaffen! Aber alleine? Spontan, ohne großartige Vorbereitung, mit ein paar Müsliriegeln und Fischdosen im Gepäck? Nein, das wäre nicht seemännisch. Ich werde das machen, aber nicht heute!

Als ich so vor mich dahin fahre und darüber nachdenke, wie es wohl wäre, jetzt wirklich solange gegen Süden, in das unendliche Blau zu fahren, bis die Trementi Inseln vor mir auftauchen würden, reißt es mich! Da schwimmt was im Wasser! Ich ändere meinen Kurs und schon rauscht das Etwas an uns vorbei! Ein Plastikkübel! Hey nochwas! Ein Plastiksackerl! Ein Plastikbecher. Noch ein Kunststofffetzen. Teil einer Plane? Ich durchfahre eine ganze Müll-"Insel"!  Zwar gottseidank bei Weitem nicht so krass, wie man das aus diversen Dokus kennt, aber hey muss das sein? Abgesehen davon, dass das eine Sauerei ist - ich persönlich werfe ausschließlich organischen Müll ins Meer - so ein Plastikfetzen verfängt sich gern mal an Propeller oder Ruderblatt! Schwimmen gehen möchte ich hier draußen nicht! Nicht alleine und bei 16 °C Wassertemperatur! Nur gut, dass Tina ein Langkieler ist. Ihr Ruderblatt also direkt am Kiel angehängt ist und der Propeller zwischen drin sitzt. Da verfängt sich nicht so schnell was! Wieder ein Vorteil der klassischen Rumpfform!


Als ich Zirje 6 Seemeilen hinter mir habe und auch die Kornati schon recht klein wirken, mache ich kehrt und nehme Kurs Tratinska Bucht! So surfe ich mit Raumem Wind und Welle, ebenfalls schräg von hinten, Zirje entgegen und erreiche mein geplantes Ziel für morgen, halt schon heute! Auch gut! In der 2. Tageshälfte konnte ich wirklich saugeiles Segeln genießen! Ich bin zufrieden. Auch mit dem Anlegemanöver. Beziehungsweise den Manövern! Versuche es 2 Mal klassisch, also das Boot zielgenau 1 Meter vor der Boje aufzustoppen und diese vom Bug aus mit dem Bootshaken zu fangen. Beide Male vertreibt mir in den 5 Sekunden, die ich benötige, um vom Cockpit nach vor zu kommen, der Bug, und die Boje ist mit der 1 Meter langen Stange nicht mehr zu erreichen. Dann probiere ich es über das Heck! Ich bereite mir eine Hilfsleine zum "Lassowurf" vor und lege los. Wieder fahre ich die Boje gegen den Wind an. Doch diesmal stoppe ich nicht vor der Boje auf, sondern fahre erstmal daran vorbei und lasse sie steuerbords liegen. Als die Boje ca 2 Meter querab ist, stoppe ich Tina auf. Sie gleitet noch ein paar Meter nach vor und der Radeffekt zieht ihr Heck dabei nach steuerbord. So liegt die Boje perfekt steuerbords 1 Meter neben Tinas Heckkorb. Der Lassowurf fällt mir, aufgrund der geringen Distanz leicht - bei der Ausbildung hatte ich da manchmal echt voll verkackt - und schon hänge ich an der Boje. Tina wird ohnehin rückwärts getrieben, also ist es ein Leichtes, die Hilfsleine zum Bug zu verholen und dort fest zu machen. So kann ich in aller Ruhe, die "richtigen" Festmacherleinen mit dem Bootshaken fischen - die Boje ansich, dient nur dazu, die dicken Taue an der Wasseroberfläche zu halten -, und durch die dafür vorgesehenen Augen, je eine meiner eigenen Leinen führen. Total easy und safe! Ich werde das in Zukunft immer so machen, wenn ich Einhand unterwegs bin!


Die Konoba hat einscheinend noch geschlossen! Sieht total unbelebt aus. Und außerdem kam auch niemand um mir beim Bojenmanöver zu helfen - was eigentlich normal wäre! Hmmm! Da ich einen Bärenhunger habe, aber zu erledigt zum kochen bin, mache ich mir eine Dose Thunfisch auf und lege dann noch eine Schüssel Porridge nach! Ruhig ist es hier! Neben mir liegt nur ein Motorboot! Schaut aus, als ob die hier in der Bucht fischen würden. In einem Bojenfeld? Naja, wird schon Sinn machen!

Dann kommt der Bojenwärter und kassiert 250 Kuna von mir! 33,66 Euro! Stolzer Preis, dafür dass man ja "nur" an ner Boje hängt! Klarerweise erhält man hier weder Strom noch Wasser! Noch gibt's Toiletten/Duschen! Eigentlich ein Nepp, aber ich will heute sicher liegen. Und sicher sind diese Bojen allenfalls! Der Bojenwärter im Motorboot spricht perfektes, beinahe akzentfreies Deutsch! "Sie sind alleine unterwegs?! Das ist lobenswert!" meint er wortwörtlich. Ein verbaler Schulterklopfer! Schön, wenn einem jemand Respekt bekundet, der weiß, was das alles bedeutet!

Gegen 19 Uhr läuft eine 51er mit 10 jungen Italienern in die Bucht ein und legt 2 Bojen weiter an! Uff! Das wird heut laut! Ich habe so meine Erfahrungen mit diesen Landsleuten. Kaum sind sie festgemacht, geht es auch schon los. Mit 2 Dinghys (warum zum Teufel haben die 2 davon?!?!) kreisen sie zuerst in der Bucht und übersetzen dann in mehreren Fahrten die gesamte Crew zum Ufer, warten dort zusammen und entern gemeinsam die Konoba! Hey!? Is da doch offen? Shit! Und ich stopf mir irgendwas rein! Depp! Warum rufe ich dort nicht an?! Wahrscheinlich weil es gar so ruhig war und mir auch niemand beim Anlegen half. Naja, zumindest hab ich einen vollen Bauch!


Ach ja: Heute waren es 31 NM in 9h 32min, die ich zurück gelegt habe! Ich bin zufrieden!

22.5.2019 - Dolphin-Watching im "Shabby Chic" Boot

Die letzten Tage waren recht ruhig. Habe primär darauf gewartet, mein Segel zurück zu bekommen, nebenher "Gewittersegeln" weiter gelesen, war in Tisno zum Abendessen und habe im Zuge dessen den genialsten Sonnenuntergang seit langem erlebt, hab Kleinigkeiten am Boot optimiert und in weiser Vorahnung, wieder mal Luka kontaktiert! Er kann mir die "Sailguards" bestellen, welche ich im Internet recherchiert habe und die in Zukunft meine Genua schonen, sowie besser "rum" gehen lassen sollen! UUUUND! Er hat natürlich auch eine Telefonnummer für mich! Von einem Typen, der bei einer Charterfirma tätig und im Zuge dessen, für die Wartung und Instandhaltung von 20 Segelbooten verantwortlich ist! Ich soll nur sagen, dass ich die Nummer von ihm habe, dann passt das schon!!! Cool! Eigentlich bräuchte ich ja nur jemanden, der mir hilft den Mast zu entern, um an den Oberwanten die Sailguards an zu bringen und Anker- sowie Dampferlicht zu ersetzen, aber wenn ich schon einen Spezialisten an der Hand habe, werde ich ihn bitten, gleich das ganze Rigg zu checken! Mir ist aufgefallen, dass, auf Am-Wind-Kursen, das leeseitige Oberwant backbords, sowie das luvseitige Unterwant steuerbords, je nach Winddruck etwas lose wird! Darf das sein? Das wär wieder mal ne Frage an die Segler/Rigger unter meiner Leserschaft! Please leave a comment ....


Heute Vormittag darf ich dann meine reparierte Genua wieder entgegennehmen. Schön hat sie das gemacht! Alles rundum sauber nachgenäht, einige Stellen verstärkt und das abgerissene Saumband wieder angenäht! Schaut super solide gemacht aus! Die Azur blauen Flicken auf Tinas riesigem Vorsegel, unterstreichen nun irgendwie ihren "Shabby Chic" Look! Ich bin zufrieden! Auch mit 600 Kuna, also 80 Euro als Gage! DANKE!

Zurück im Hafen schlage die Genua sofort an, zögere dann kurz, da eigentlich absolut kein brauchbarer Wind angesagt ist und der Stegnachbar auch meint, dass "jetzt der Sommer", also die windlose Zeit da ist, mache Tina dann aber doch klar zum auslaufen. Ich will testen, wie sich die neue Furlingleine (der Vorsegel-Rollanlage) auswirkt! Und außerdem war ich schon wieder viel zu lange nicht draußen! In den letzten Tagen hatte sich schon wieder eine Art Hafenkoller bemerkbar gemacht. 

Als ich Tina vom Landstrom trenne, beobachte ich einen der anderen Stegnachbaren, wie er ablegt und gleich nach der Hafenausfahrt die Genua setzt! Das könnte doch was werden! Und ja, auch mir ist es gewährt, gleich in der Bucht von Jezera die Segel zu setzen und mit angenehmen 4-5 Knoten gegen SSW zu segeln!



Ich versuche, so viel wie Höhe wie möglich zu machen, muss aber dann aber fast die Insel Kakan rammen, bevor ich wenden und gegen NNW, entlang der Insel Murter segeln kann. Ich will soweit es geht in den Norden um mich dann wieder zurück treiben zu lassen, also mit raumem Wind gemütlich heim zu surfen. Als ich 10 nautische Meilen auf der Logge habe, beschließe ich zu wenden und wieder zurück zu fahren. Das sollte sich schön ausgehen!


Es wird zäh! Der Wind schläft teilweise fast ein und ich treibe mit 2 Knoten gegen Süden! Trotzdem! Dem Ziel näher! Und eigentlich ist ja der Weg das Ziel! Ich bin ja deswegen hier, weil ich - primär - leidenschaftlich gern AUF dem Meer bin, nicht AM Meer, also im Hafen! Ich halte durch und starte den Motor NICHT! Wir eieren rum Rt. Rat rum und wieder passiert es, wie es passieren muss! Der Wind frischt, auf der Leeseite der Insel wieder ordentlich auf! Wie jedes Mal! Genial! Also kann ich auf Halbwind bis Am-Wind Kurs bis kurz vor Jezera segeln, bevor es mir dann doch etwas gewagt erscheint, in Mitten einer trainierende Segelschule mit rund 5 Booten, meine Fetzen zu bergen und ich diese somit schon rund 1 SM von der Hafeneinfahrt runterhole. Im Hafen freue ich mich über relativ unerwartete, sehr sehr geniale 17 Seemeilen!


Ach ja! Es haben mich wieder mal Delfine besucht! Zwar nur in ca 20 Metern Entfernung, aber trotzdem! Irgendwie scheine ich diese Meeresbewohner anzuziehen. Habe heuer schon 4 Mal mit ihnen Kontakt gehabt! Davon 2 Mal bei Einhandfahrten! Wahnsinn! Hätte mir vor 2 Jahren jemand gesagt, es würde so kommen, ich hätte es ihm nie und nimmer geglaubt!




18.5.2019 - Segeln mit der Familien-Crew / Das Mysterium des gebrochenen Genua-Falls

Bin nun wieder alleine auf Tina. Die letzten 3 Tage war ich mit der Familen-Crew unterwegs! Ja, ihr liest richtig! Wir waren UNTERWEGS! SEGELN! Endlich wieder raus!!! Bepo hat am Dienstag Nachmittag noch den Motor fertig Instand gesetzt! Da waren meine Eltern bereits hier in Jezera angekommen! Mann, warum muss immer erst alles auf den letzten Drücker fertig werden!? Immer dieser Stress!! Aber gut, dass das der Volvo-Penta nun besser denn je läuft und mir somit wieder das Verlassen der Marina ermöglicht! Welch Freude! Leider gab es gestern - gottseidank am letzten der 3 Segeltage - noch 2 Kollateralschäden an Tina, aber alles der Reihe nach:

14.5.2019
Bepo taucht den ganzen Vormittag nicht auf! Jetzt wird's aber knapp! Kurz vor Mittag kommen meine Eltern in Jezera an. Deren Apartment wird erst um 14 Uhr frei, also machen wir's uns auf Tina gemütlich! So gut das halt geht, wenn die Bora in Böen mit über 40 Knoten durch die Marina fegt.

Dann ist es 14:00 Uhr und meine Eltern beziehen ihr Apartment. Zur selben Zeit kommt auch Bepo, mit dem neu angefertigten Ersatzteil vorbei. Dieser passt perfekt! Der Motor läuft, verliert kein Wasser und pustet auch keine Abgase mehr bei der vorderen Einspritzdüse in den Motorraum. Somit sollte auch wieder volle Kompression haben! Genial! Danke Bepo! Was für eine Odyssee! 13 Tage war mein Motor nun "zerlegt"! Ab morgen kann ich endlich wieder raus! Die Freude ist übergroß!


Abends gehen wir ins "Arija". Thunfischsteak mit Buzzera Sauce! Lecker! Lange dauert der Abend nicht. Verständlich! Meine Eltern hatten eine kurze Vor-Nacht! Und ich bin auch nicht ganz fit! Just in dem Moment als wir den Motor zum Leben erweckt hatten, kam das Kopfweh! Ungutes Kopfweh! Migräne-artig! Wahrscheinlich die Anspannung, ob der Odyssee mit dem Motor, die abfällt von mir ...

15.5.2019

Am Morgen stößt nun auch mein Bruder zu uns! Er hat sich in einer Nachfahrt nach Jezera gekämpft um bei der ersten Familienausfahrt dabei sein zu können! Schön! Nach einem gemeinsamen Frühstück im Apartment der Family, gibt's an Bord von Tina zuerst mal eine Sicherheitseinweisung, so wie es sich gehört. Danach legen wir überraschend elegant ab. Endlich wieder raus auf's Meer! Der Motor scheint nun wirklich etwas mehr Schub zu entwickeln! Fühlt sich bei Hafenmanövern durchaus stärker an!


Leider haben wir nur eine leichte Brise. Aber eigentlich ist das eh perfekt! So kann sich die Crew - allesamt Landratten - an das ungewohnte Geschaukle gewöhnen. Wie setzen die Segel, als wir Rt. Rat querab haben! Obwohl Tina's weit überlappende Genua, in Verbindung mit dem Babystag, das Wenden zwar recht mühsam macht, vor allem bei Leichtwind, laufen die Segelmanöver verhältnismäßig gut ab. So segeln wir an diesem Tag 17,6 Nautische Meilen zwischen den Inseln Murter, Kaprije und Kakan rum. Abends dinieren wir hervorragend in der "Zlatna Skolja", dann fallen alle müde ins Bett, bzw. ich in meine Vorschiffskoje.

16.5.2019
Schon in der Früh, erwartet uns draußen vor der Hafeneinfahrt ein toller Segelwind! Ich schätze mal so an die 15 Knoten - Windmesser habe ich ja keinen mehr, seit dieser unlängst, beim Versuch die Stärke, der auf Tina eindreschenden Böen zu messen, den Geist auf gegeben hat. Volles Tuch! Das geht! Und wie! Tina schneidet auf am Wind Kurs, sauber durch die "Welle". Dabei läuft sie echt schön neutral, ohne übermäßigen Ruderdruck! Toll!



Zu Mittag entschließe ich mich, Tina "beizulegen" (Klingt schmutzig, aber wie sagt man sonst dazu, wenn man das Manöver "Beiliegen" durchführt?!) Dabei werden Segel und Ruder so gestellt, dass das Schiff im Endeffekt recht stabil und ruhig, quer zu Wind und Welle zum liegen kommt. Tina kann das sehr gut! Viel besser als so mancher aktuelle Kurzkieler.

Auf dem "Rückweg" fordert uns ein Raum-Wind-Kurs, in Kombination mit nachlaufender Welle, schräg von hinten, aber auch dieser wilde Ritt kann meiner überraschend wackeren Crew nichts anhaben! Vor Allem meine Mum, ihreszeichens Nichtschwimmerin und eine, der schon beim Autofahren schlecht wird, hätte ich nicht als so "seefest" eingeschätzt! Super!

Abends fahren wir nach Murter und besuchen die Konoba "Boskin skver", das Restaurant von Bepo's Frau! Wir werden absolut nicht enttäuscht! Sehr gutes Essen und wirklich ein sehr schönes, mit Liebe zum Detail hergerichtetes Lokal! Ich komme sicher wieder!

17.5.2019

Frühmorgens muss mein Bruder abreisen. Meine Eltern verlängern um einen weiteren Tag! Haben sie sich nun auch mit dem Segelvirus infiziert? Auf jeden Fall freut es mich unheimlich, dass alle solch einen Gefallen an meiner Leidenschaft finden!

Als wir aus der Marina auslaufen, haben wir NULL Wind! OK, in Böen vielleicht 2 Knoten! Auf jeden Fall zu wenig, um die verhältnismäßig schwere Tina in Fahrt zu bringen. So motoren wir gen Süden. Wenn eh kein Segelwind ist, so will ich den beiden wenigstens ein wenig der wunderschönen Dalmatinischen Küste zeigen. Gleich nach der Hafenausfahrt übergebe ich die Pinne meiner Mum, welche uns super zwischen den Insels Logorun und Tijat hindurch und vorbei an Prvic und Lupac, steuert! Sie findet anscheinend Gefallen am "Ruder-Gehen" und will die Pinne erst aus der Hand geben, als wir kurz vor dem Einlaufen in den Sv. Ante Kanal sind. Ist doch eng dort! Und auch viel Verkehr! Da steuere ich lieber selbst durch!


Nachdem wir eine Runde vor Sibenik drehen, wollen wir wieder zurück durch den Kanal, raus auf's "offene Meer". Schon im Kanal bläst uns ein guter Wind entgegen! Das könnte nochmal was werden mit dem Segeln! Und wird es! Als wir Lupac erneut passieren, haben wir genug Höhe gewonnen, setzen die Segel und kreuzen gen Nordwesten, zurück nach Jezera.


Doch dann ... Als wir westlich von Prvic einen Holebug fahren wollen, bleibt das Achterliek der Genua an irgendwelchen Haken - Gott weiß wofür die mal bestimmt waren - an der Saling hängen, was zur Folge hat, dass das Segel auf ca. 50 cm entlang des Achterlieks aufreisst! Autsch! Der nächste Schaden! Das Wenden wird fortan zur Tortur! Bei jeder Richtungsänderung hechtet mein Papa nach vorn um das Segel um die gefährlichen Stellen - jeweils 40 cm eingerückt von den Saling-Nocks - rum zu führen, sodass es nicht erneut hängen bleiben kann. Das klappt leider nur mäßig. Ich muss mehrere Male den Motor anwerfen, um Tinas Bug, zurück durch den Wind zu bringen, damit Papa das Segel schnell befreien kann, sodass es nicht noch weiter aufreißt. Trotzdem kommen wir unter Segel bis in die Bucht von Jezera! Super! Hätte nicht damit gerechnet heute auch noch segeln zu können!!!!

Zurück im Hafen wollen wir die Genua abschlagen, damit ich sie zu einem Segelmacher bringen, bzw. selbst reparieren kann, sollte ich kurzfristig keine externe Hilfe auftreiben können. Als ich das Segel ausrolle, rutscht es plötzlich runter auf's Deck! Hey! Hat da jemand das Genuafall frei gemacht? Nope! Ist noch immer belegt, aber kein Zug drauf. Ich blicke nach vorne und kriege einen dezenten Schock! Da ist doch tatsächlich das Fall, also jenes "Seil", mit welchem man das Segel hochzieht, gerissen! Eine 10 mm dicke Leine!


Uff! Wie kann das sein? Das muss schon draußen, beim Segeln gerissen sein! Doch, warum ist es dann nicht schon auf See runter gekommen? Hat es allein der Winddruck, den wir durch unsere permanenten Am-Wind oder Halbwind-Kursen in den Segeln hatten, davon abgehalten auf's Deck zu stürzen? Anders kann ich mir das nicht erklären! Aber, warum blieb dann es auch noch oben, als wir auf Raum-Wind Kurz gingen um es zu bergen? Und überhaupt! Hätte das Vorliek nach dem Riss des Falls nicht zumindest Falten machen müssen? Hmmm .... An die Segler/Rigger in meiner Leserschaft: Was meint ihr dazu? Habt ihr eine Erklärung darfür? Please leave a comment .....

Die gerissene Genua und das gebrochene Fall können uns die gute Laune nicht verderben - es ist alles irgendwie zu richten - so lassen die 3 genialen Segeltage in der "Zlatna Skolja" ausklingen. Der Inhaber/Küchenchef ist echt ein wahrer "Maestro"! Wieder werden wir zu einem mehr als fairen Preis auf's Allerbeste bekocht und aufs Allerherzlichste bewirtet!

Schön war's! Es waren wirklich 3 tolle Segeltage! Trotz der Schäden, die wir dabei erlitten haben! In 20 Stunden haben wir 65 Nautische Meilen (= 120 km), davon 50 NM (= 92 km) unter Segel zurückgelegt! Ich bin mehr als zufrieden!!!!!!

18.5.2019

Recht motiviert, hechte ich noch vor dem Frühstück an Deck um die Genua-Rollanlage zu inspizieren und alles für den Tausch der Furling-Leine herzurichten. Es kostet mich einiges an Nerven, das Ende der Leine aus der Trommel rauszukitzeln - ich will das Teil nicht komplett zerlegen müssen - aber letztendlich bin ich erfolgreich.

Gerade als ich fertig bin, entert der Liegeplatz-Nachbar sein Schiff und wir kommen, "Cockpit an Cockpit", groß sind unsere Schiffe ja nicht, ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass es sich um den erst seit 2 Monaten "pensionierten" Schi-Rennläufer, Natko Zrnčić-Dim handelt! Er hat das Boot, welches seit 30 Jahren im Familienbesitz ist, erst von seinen Eltern übernommen segelte aber schon 30 seiner 33 Lebensjahre! Wahnsinn so klein ist die Welt! Sehr netter Typ! Ich hoffe ich bin dann noch da, wenn er "im Sommer" wieder kommt! Die Einladung auf ein Bier stehr auf jeden Fall!

Dann fahre ich zum Nautic Shop, um eine neue Furling-Leine zu besorgen und mal zu fragen, ob die dort einen Segelmacher kennen, der mir meine Genua nähen kann. Lukas Kollege meint, ich solle in der Schiffswerft in Betina fragen. Dort gäbe es einen Shop, der Segel-Reparaturen anbietet. Die bieten dann doch keine Näharbeiten an, aber meinen, ich solle im Shop gegenüber des Marina-Eingangs fragen. Hier bekomme ich aber auch nur eine Nummer, die, wie sich herausstellt, einem Segelmacher aus Sibenik gehört. Dieser meint, er rufe mich in 10 Minuten zurück. Ich warte 1 Stunde. Er ruft nicht zurück! Ich bin sauer! Kaufe mir erstmal Segel-Reparaturband. Denk mir: "Zur Not flick ich den Fetzen vorerst selbst!" Segelmacher-Garn kann ich jedoch nirgends auftreiben. Hmmm ....

Eigentlich rechne ich diesmal nicht damit, dass Luka jemanden kennt, der mir aus der Patsche helfen kann, aber ich probiere es trotzdem und rufe ihn an. "Klar! Ich kenn da eine Frau in Murter. Die kann das schnell erledigen!", meint er! Echt jetzt? Super! Ich telefoniere mit der Dame, und wir vereinbaren einen Übergabeort für die Genua. Bis Anfang nächster Woche soll mein Segel wieder in Ordnung sein! Genial! Luka hat es wieder mal eingefädelt! Ich weiß echt nicht, wie alles hier verlaufen wäre, hätte ich ihn nicht kennengelernt! Ich bin echt ein Glückspilz!

Das motiviert, die Furling-Leine zu erneuern. Sieht doch ordentlich aus, oder? ;)










13.5.2019 - The "Volvo-Penta Odyssey" continues ...

In den letzten Tagen hatte ich irgendwie kein Lust zu Schreiben. Es war alles recht zäh und eine echte Geduldsprobe für mich. Trotzdem konnte ich mich recht gut motivieren. So ist wieder sehr viel geschehen und ich freue mich, die nächsten Tage meine Eltern ein wenig rumschippern zu dürfen. Über heute hab ich wieder ein bisserl ausführlicher zu berichten, aber alles der Reihe nach:

10.5.2019

Warte immer noch auf Bepo, der Ersatzteil hätte gestern geliefert werden sollen. Doch mein Mechaniker kreuzt nicht auf, so beschäftige mich den ganzen Tag mit Kleinigkeiten am Boot und höre Hörbuch. Abends gehe ich ins Restaurant Arija und esse ein vorzügliches, mit dalmatinischem Rohschinken und Pager Käse gefülltes Roastbeef mit einem riesen Haufen Djuvedj. Die Küche hier entschädigt echt für das schlechte Wetter und die ganzen Probleme mit dem Schiff!
Ich komme mit der Wirtin ins Gespräch! Sie sitzt im Wintermantel auf der Terrasse und meint, dass ich mir das falsche Jahr für mein Vorhaben ausgesucht habe. Letztes Jahr um diese Zeit wäre man schon schwimmen gegangen. Autsch!

11.5.2019

Noch immer warte ich auf Bepo. Gegen Mittag reißt mir die Geduld und ich rufe ihn an. Er meint, es tut ihm leid, aber er habe am Freitag vergessen, das Teil zu holen und die Volvo-Penta Vertretung sei am Samstag, also heute, bereits geschlossen. Shit! Geh bitteeeeee! Das darf aber jetzt nicht wahr sein! Ich wollte doch die einzigen schönen Tage in dieser Woche mit zumindest ein paar Segelmeilen genießen bevor es wieder los geht. Aber Bepo verspricht mir, dass ich am Montag in der Früh "gleich der Erste" bin und das Ganze in einer halben Stunde erledigt sein wird.

OK, also versuche ich mich, in Aussicht auf weitere 2 Hafentage bei schönstem Segelwetter, zu beruhigen, indem ich Sachen am Boot erledige. Fixiere das Groß mittels Marschlag am Baum.
Verschaffe mir endlich einen Überblick über das Wassersystem an Bord. Spannend! "Erfinde" aus Kabelbindern und Plastikhaken eine saugeile Halterung für meine Cockpittasche. Schaut gut aus, hält bombenfest!


Probiere den neuen Pinnenpiloten Raymarine ST2000+ aus. Plug and Play! Dieser wird aufgehoben. Vorerst soll der alte "verbraucht" werden. Jetzt funktioniert er ja wieder. Ich richte auch den Spi-Baum her. Versehe ihn mit einer Auslöseleine, sowie je einem Hahnepot für den Niederholer und den Toping-Lift! Ich denke das sollte so passen!? Schieße die Leinen am Mast neu auf usw. usf.

12.5.2019

Dauerregen schon am Morgen, also entschließe ich mich nach Sibenik in den nächstgelegenen Self-Service Waschsalon zu fahren und auf dem Rückweg ein paar Spots am Fluß Krka auszukundschaften, die man anlaufen könnte. Verbringe 1,5 Stunden im Waschsalon beim Busbahnhof.


Lerne 2 Amis auf Europa-Rundreise und einen Australier, der ein Stück Land in Kroatien geerbt hat und sich jetzt hier einzugewöhnen versucht, kennen. Laufe das Einkaufszentrum Dalmare an. Erstehe 2 Isomatten, die ich für Tinas Cockpitbänke zuschneiden möchte. Fahre dann Zaton und Raslina an. Zaton ist ne schöne Ortschaft in einem Seitenarm der Krka gelegen. Raslina hat irgendwie kein Zentrum. Sieht nach einer Art Feriensiedlung aus, ist aber auch nett. V.A. der kleine Arm nördlich der Ortschaft sollte schön zum ankern sein.

13.5.2019

Um 10:30 Uhr treffe ich mich mit Bepo in Murter. Gemeinsam wollen wir die Volvo-Penta Vertretung aufsuchen und stehen vor verschlossenen Türen! Alteeeer! Dabei hat Bepo doch angerufen, dass wir kommen. Er tätigt einen weiteren Anruf und ich gebe eine Zigarette aus, während wir auf den Shop-Betreiber warten. Dieser kommt per Fahrrad und übergibt uns das bestellte Teil! Dann der nächste Schock! Das vordere Ende des Originalteils, dort wo es am Dieselfilter angeschraubt ist, sieht verdammt anders aus, als das des alten, geflickten Teils. Da ist wohl ein ursprüngliches 6er Loch auf ein 8er aufgebohrt worden, wie es scheint! Fuck! Was tun um das nun passend zu machen!? Das neue, 280 Euro teure Originalteil aufbohren und riskieren, es dabei zu beschädigen? Neues "Housing" für den Dieselfilter?! Dauert mir ganz sicher zu lange, das Teil wieder aus Belgien liefern zu lassen, aber der Volvo-Mensch befragt das Internet. Gibt es ohnehin nicht mehr! Produktion eingestellt! Alteeeeeeeer?! Also bleibt uns nichts anderes übrig, uns in dieser Angelegenheit selbst zu helfen. Wozu sind wir "Seeleute"? ;)

Wir fahren zurück zu Tina, um uns das Ganze in Ruhe nochmal anzusehen! Vielleicht gibt es ja eine andere Möglichkeit, als den Neuteil zu "zerstören"! Und ja! Die gibt es! Wir entschließen uns, die "Kopfschraube" des Dieselfilters, also dort wo die Überdruckleitung in diesen zurück geht, das Teil, dass der Vorbesitzer - schön langsam könnt ich diesen "Mechaniker" echt verfluchen - verpfuscht hat, neu anfertigen zu lassen und suchen auch gleich einen Werkzeugmacher auf, der mir das Teil bis morgen anfertigen wird! Puh! Schwein gehabt?! Ich bin mir nicht so sicher, ob das, wie von ihm prognostiziert über die Bühne gehen wird, aber Bepo meint, er komme morgen dann mit dem Teil im Gepäck vorbei und baut alles zusammen! Schauma mal ... Ich liefere ihn wieder zu Hause ab und erfahre, dass seine Frau eine Konoba betreibt. Kleiner Familienbetrieb! Sie, Schwester und Bruder?! Irgendwie so! Auf jeden fall cool! Werd ich sicher mal aufsuchen! Vielleicht schon in den kommenden Tagen, wenn meine Eltern, sowie mein Bruder zu Besuch kommen werden.

Am NM muss ich meiner Anspannung, ob denn der Motor nun wirklich fertig wird, bis ich die "Crew" begrüßen darf, luft machen, so putze ich das ganze Schiff zum wiederholten Male gründlich durch. Ich wische im Vorschiff alle Stauräume bis zur untersten Bilge nochmal raus und poliere alles Holz in Tinas Bauch. Fesch steht sie da, die Tina! Wenn jetzt ihr kleines britisch-schwedisches Volvo-Penta Herzerl noch schlagen würd und der Wind nicht gar so arg wär, wär alles Klass'!

22:30 Uhr: Es weht wieder ordentlich. Stärker als zuletzt bei Jugo! Die Bora trifft Tina immer besonders hart in ihrem Liegeplatz. Wind genau von achtern, also hinten! Das Schiff hängt in den alten, harten Murings (dicke Taue), die an den Klampen knarzen. Vorhin war ich nochmal draußen um die Gangway zu sichern und die Genuaschoten dichtzuholen, die grässlich in den Umlenkblöcken knarzten. Wollte den Wind messen. Mein kleines Handwindmessgerät zeigte leider zuerst nur irgendwelche Striche und Punkte, dann schließlich gar nix mehr! Klump! Naja, Werbegeschenk von Compass! Trotzdem! Hey, ein maritimer Windmesser sollte doch auf ein wenig mehr an Wind ausgelegt sein, oder?

Die Böen krängen Tina (neigen sie zur Seite) teilweise so sehr, dass ich, wäre ich auf See, schon längst das eine oder andere Reff eingelegt hätte. Nur haben wir aber kein Tuch oben! Allein das Rigg, also der Mast und die Wanten und Stage (Drahtseile die den Mast stützen) bietet genug Angriffsfläche für den Wind! Wie wird das erst morgen, wenn der Wind nochmal zulegt? Wie wird es meinen Eltern ergehen, die sich morgen durch Regen und Sturm zu mir durchkämpfen? Ich hoffe echt, die Maslenica Brücke wird nicht gesperrt und sie kommen save hier an! Die Bora kann so Einiges und für das Gebiet, welches sie durchfahren - gottseidank per Auto - sind an die 60 Knoten Wind angesagt!