18.5.2019 - Segeln mit der Familien-Crew / Das Mysterium des gebrochenen Genua-Falls

Bin nun wieder alleine auf Tina. Die letzten 3 Tage war ich mit der Familen-Crew unterwegs! Ja, ihr liest richtig! Wir waren UNTERWEGS! SEGELN! Endlich wieder raus!!! Bepo hat am Dienstag Nachmittag noch den Motor fertig Instand gesetzt! Da waren meine Eltern bereits hier in Jezera angekommen! Mann, warum muss immer erst alles auf den letzten Drücker fertig werden!? Immer dieser Stress!! Aber gut, dass das der Volvo-Penta nun besser denn je läuft und mir somit wieder das Verlassen der Marina ermöglicht! Welch Freude! Leider gab es gestern - gottseidank am letzten der 3 Segeltage - noch 2 Kollateralschäden an Tina, aber alles der Reihe nach:

14.5.2019
Bepo taucht den ganzen Vormittag nicht auf! Jetzt wird's aber knapp! Kurz vor Mittag kommen meine Eltern in Jezera an. Deren Apartment wird erst um 14 Uhr frei, also machen wir's uns auf Tina gemütlich! So gut das halt geht, wenn die Bora in Böen mit über 40 Knoten durch die Marina fegt.

Dann ist es 14:00 Uhr und meine Eltern beziehen ihr Apartment. Zur selben Zeit kommt auch Bepo, mit dem neu angefertigten Ersatzteil vorbei. Dieser passt perfekt! Der Motor läuft, verliert kein Wasser und pustet auch keine Abgase mehr bei der vorderen Einspritzdüse in den Motorraum. Somit sollte auch wieder volle Kompression haben! Genial! Danke Bepo! Was für eine Odyssee! 13 Tage war mein Motor nun "zerlegt"! Ab morgen kann ich endlich wieder raus! Die Freude ist übergroß!


Abends gehen wir ins "Arija". Thunfischsteak mit Buzzera Sauce! Lecker! Lange dauert der Abend nicht. Verständlich! Meine Eltern hatten eine kurze Vor-Nacht! Und ich bin auch nicht ganz fit! Just in dem Moment als wir den Motor zum Leben erweckt hatten, kam das Kopfweh! Ungutes Kopfweh! Migräne-artig! Wahrscheinlich die Anspannung, ob der Odyssee mit dem Motor, die abfällt von mir ...

15.5.2019

Am Morgen stößt nun auch mein Bruder zu uns! Er hat sich in einer Nachfahrt nach Jezera gekämpft um bei der ersten Familienausfahrt dabei sein zu können! Schön! Nach einem gemeinsamen Frühstück im Apartment der Family, gibt's an Bord von Tina zuerst mal eine Sicherheitseinweisung, so wie es sich gehört. Danach legen wir überraschend elegant ab. Endlich wieder raus auf's Meer! Der Motor scheint nun wirklich etwas mehr Schub zu entwickeln! Fühlt sich bei Hafenmanövern durchaus stärker an!


Leider haben wir nur eine leichte Brise. Aber eigentlich ist das eh perfekt! So kann sich die Crew - allesamt Landratten - an das ungewohnte Geschaukle gewöhnen. Wie setzen die Segel, als wir Rt. Rat querab haben! Obwohl Tina's weit überlappende Genua, in Verbindung mit dem Babystag, das Wenden zwar recht mühsam macht, vor allem bei Leichtwind, laufen die Segelmanöver verhältnismäßig gut ab. So segeln wir an diesem Tag 17,6 Nautische Meilen zwischen den Inseln Murter, Kaprije und Kakan rum. Abends dinieren wir hervorragend in der "Zlatna Skolja", dann fallen alle müde ins Bett, bzw. ich in meine Vorschiffskoje.

16.5.2019
Schon in der Früh, erwartet uns draußen vor der Hafeneinfahrt ein toller Segelwind! Ich schätze mal so an die 15 Knoten - Windmesser habe ich ja keinen mehr, seit dieser unlängst, beim Versuch die Stärke, der auf Tina eindreschenden Böen zu messen, den Geist auf gegeben hat. Volles Tuch! Das geht! Und wie! Tina schneidet auf am Wind Kurs, sauber durch die "Welle". Dabei läuft sie echt schön neutral, ohne übermäßigen Ruderdruck! Toll!



Zu Mittag entschließe ich mich, Tina "beizulegen" (Klingt schmutzig, aber wie sagt man sonst dazu, wenn man das Manöver "Beiliegen" durchführt?!) Dabei werden Segel und Ruder so gestellt, dass das Schiff im Endeffekt recht stabil und ruhig, quer zu Wind und Welle zum liegen kommt. Tina kann das sehr gut! Viel besser als so mancher aktuelle Kurzkieler.

Auf dem "Rückweg" fordert uns ein Raum-Wind-Kurs, in Kombination mit nachlaufender Welle, schräg von hinten, aber auch dieser wilde Ritt kann meiner überraschend wackeren Crew nichts anhaben! Vor Allem meine Mum, ihreszeichens Nichtschwimmerin und eine, der schon beim Autofahren schlecht wird, hätte ich nicht als so "seefest" eingeschätzt! Super!

Abends fahren wir nach Murter und besuchen die Konoba "Boskin skver", das Restaurant von Bepo's Frau! Wir werden absolut nicht enttäuscht! Sehr gutes Essen und wirklich ein sehr schönes, mit Liebe zum Detail hergerichtetes Lokal! Ich komme sicher wieder!

17.5.2019

Frühmorgens muss mein Bruder abreisen. Meine Eltern verlängern um einen weiteren Tag! Haben sie sich nun auch mit dem Segelvirus infiziert? Auf jeden Fall freut es mich unheimlich, dass alle solch einen Gefallen an meiner Leidenschaft finden!

Als wir aus der Marina auslaufen, haben wir NULL Wind! OK, in Böen vielleicht 2 Knoten! Auf jeden Fall zu wenig, um die verhältnismäßig schwere Tina in Fahrt zu bringen. So motoren wir gen Süden. Wenn eh kein Segelwind ist, so will ich den beiden wenigstens ein wenig der wunderschönen Dalmatinischen Küste zeigen. Gleich nach der Hafenausfahrt übergebe ich die Pinne meiner Mum, welche uns super zwischen den Insels Logorun und Tijat hindurch und vorbei an Prvic und Lupac, steuert! Sie findet anscheinend Gefallen am "Ruder-Gehen" und will die Pinne erst aus der Hand geben, als wir kurz vor dem Einlaufen in den Sv. Ante Kanal sind. Ist doch eng dort! Und auch viel Verkehr! Da steuere ich lieber selbst durch!


Nachdem wir eine Runde vor Sibenik drehen, wollen wir wieder zurück durch den Kanal, raus auf's "offene Meer". Schon im Kanal bläst uns ein guter Wind entgegen! Das könnte nochmal was werden mit dem Segeln! Und wird es! Als wir Lupac erneut passieren, haben wir genug Höhe gewonnen, setzen die Segel und kreuzen gen Nordwesten, zurück nach Jezera.


Doch dann ... Als wir westlich von Prvic einen Holebug fahren wollen, bleibt das Achterliek der Genua an irgendwelchen Haken - Gott weiß wofür die mal bestimmt waren - an der Saling hängen, was zur Folge hat, dass das Segel auf ca. 50 cm entlang des Achterlieks aufreisst! Autsch! Der nächste Schaden! Das Wenden wird fortan zur Tortur! Bei jeder Richtungsänderung hechtet mein Papa nach vorn um das Segel um die gefährlichen Stellen - jeweils 40 cm eingerückt von den Saling-Nocks - rum zu führen, sodass es nicht erneut hängen bleiben kann. Das klappt leider nur mäßig. Ich muss mehrere Male den Motor anwerfen, um Tinas Bug, zurück durch den Wind zu bringen, damit Papa das Segel schnell befreien kann, sodass es nicht noch weiter aufreißt. Trotzdem kommen wir unter Segel bis in die Bucht von Jezera! Super! Hätte nicht damit gerechnet heute auch noch segeln zu können!!!!

Zurück im Hafen wollen wir die Genua abschlagen, damit ich sie zu einem Segelmacher bringen, bzw. selbst reparieren kann, sollte ich kurzfristig keine externe Hilfe auftreiben können. Als ich das Segel ausrolle, rutscht es plötzlich runter auf's Deck! Hey! Hat da jemand das Genuafall frei gemacht? Nope! Ist noch immer belegt, aber kein Zug drauf. Ich blicke nach vorne und kriege einen dezenten Schock! Da ist doch tatsächlich das Fall, also jenes "Seil", mit welchem man das Segel hochzieht, gerissen! Eine 10 mm dicke Leine!


Uff! Wie kann das sein? Das muss schon draußen, beim Segeln gerissen sein! Doch, warum ist es dann nicht schon auf See runter gekommen? Hat es allein der Winddruck, den wir durch unsere permanenten Am-Wind oder Halbwind-Kursen in den Segeln hatten, davon abgehalten auf's Deck zu stürzen? Anders kann ich mir das nicht erklären! Aber, warum blieb dann es auch noch oben, als wir auf Raum-Wind Kurz gingen um es zu bergen? Und überhaupt! Hätte das Vorliek nach dem Riss des Falls nicht zumindest Falten machen müssen? Hmmm .... An die Segler/Rigger in meiner Leserschaft: Was meint ihr dazu? Habt ihr eine Erklärung darfür? Please leave a comment .....

Die gerissene Genua und das gebrochene Fall können uns die gute Laune nicht verderben - es ist alles irgendwie zu richten - so lassen die 3 genialen Segeltage in der "Zlatna Skolja" ausklingen. Der Inhaber/Küchenchef ist echt ein wahrer "Maestro"! Wieder werden wir zu einem mehr als fairen Preis auf's Allerbeste bekocht und aufs Allerherzlichste bewirtet!

Schön war's! Es waren wirklich 3 tolle Segeltage! Trotz der Schäden, die wir dabei erlitten haben! In 20 Stunden haben wir 65 Nautische Meilen (= 120 km), davon 50 NM (= 92 km) unter Segel zurückgelegt! Ich bin mehr als zufrieden!!!!!!

18.5.2019

Recht motiviert, hechte ich noch vor dem Frühstück an Deck um die Genua-Rollanlage zu inspizieren und alles für den Tausch der Furling-Leine herzurichten. Es kostet mich einiges an Nerven, das Ende der Leine aus der Trommel rauszukitzeln - ich will das Teil nicht komplett zerlegen müssen - aber letztendlich bin ich erfolgreich.

Gerade als ich fertig bin, entert der Liegeplatz-Nachbar sein Schiff und wir kommen, "Cockpit an Cockpit", groß sind unsere Schiffe ja nicht, ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass es sich um den erst seit 2 Monaten "pensionierten" Schi-Rennläufer, Natko Zrnčić-Dim handelt! Er hat das Boot, welches seit 30 Jahren im Familienbesitz ist, erst von seinen Eltern übernommen segelte aber schon 30 seiner 33 Lebensjahre! Wahnsinn so klein ist die Welt! Sehr netter Typ! Ich hoffe ich bin dann noch da, wenn er "im Sommer" wieder kommt! Die Einladung auf ein Bier stehr auf jeden Fall!

Dann fahre ich zum Nautic Shop, um eine neue Furling-Leine zu besorgen und mal zu fragen, ob die dort einen Segelmacher kennen, der mir meine Genua nähen kann. Lukas Kollege meint, ich solle in der Schiffswerft in Betina fragen. Dort gäbe es einen Shop, der Segel-Reparaturen anbietet. Die bieten dann doch keine Näharbeiten an, aber meinen, ich solle im Shop gegenüber des Marina-Eingangs fragen. Hier bekomme ich aber auch nur eine Nummer, die, wie sich herausstellt, einem Segelmacher aus Sibenik gehört. Dieser meint, er rufe mich in 10 Minuten zurück. Ich warte 1 Stunde. Er ruft nicht zurück! Ich bin sauer! Kaufe mir erstmal Segel-Reparaturband. Denk mir: "Zur Not flick ich den Fetzen vorerst selbst!" Segelmacher-Garn kann ich jedoch nirgends auftreiben. Hmmm ....

Eigentlich rechne ich diesmal nicht damit, dass Luka jemanden kennt, der mir aus der Patsche helfen kann, aber ich probiere es trotzdem und rufe ihn an. "Klar! Ich kenn da eine Frau in Murter. Die kann das schnell erledigen!", meint er! Echt jetzt? Super! Ich telefoniere mit der Dame, und wir vereinbaren einen Übergabeort für die Genua. Bis Anfang nächster Woche soll mein Segel wieder in Ordnung sein! Genial! Luka hat es wieder mal eingefädelt! Ich weiß echt nicht, wie alles hier verlaufen wäre, hätte ich ihn nicht kennengelernt! Ich bin echt ein Glückspilz!

Das motiviert, die Furling-Leine zu erneuern. Sieht doch ordentlich aus, oder? ;)










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