15.06.2019 - Nur so dahingeträumt?

Wie auch schon an den letzten Tagen, sitze ich am Strand. Am Boot ist es definitiv zu heiß um sich entspannen zu können. Habe mir mein Strandlager wieder neben dem Kiosk mit der freundlichen Verkäuferin aufgeschlagen. Hier habe ich meine eigene Ecke zwischen der Seitenwand des Kiosks und der Natursteinmauer, die den Strand zu den Gärten der Ferienhäuser hin abgrenzt und mir zumindest ab 14:30 Uhr einen, einen halben Meter breiten Schattenstreifen spendet.

Ich mache jetzt schon fast 1 Woche "Urlaub", wenn man das in meinem Fall so bezeichnen kann. Ich, ne Woche am Strand!? War ich doch eigentlich nie so der Strand-Typ! Es war mir immer irgendwie zu langweilig. Ich brauchte immer ein wenig Action. Und jetzt gehe ich schon den 5. Tag in Folge hin!? Alleine!? Wahrscheinlich brauche ich jetzt GENAU DAS!

Es tümmeln sich nun zwar von Tag zu Tag mehr Menschen hier am Strand, aber es ist immer noch bedeutend ruhiger, als ich das von meinen Strandurlauben in der Hochsaison kenne. Ist es diese Ruhe, die mich immer wieder hinzieht? Das einfach mal nichts tun müssen und für nichts verantwortlich zu sein? Und warum wird mir nicht langweilig, wo ich es doch in der Vergangenheit keine 2 Tage am Stand ausgehalten habe?! Ich mache nicht viel. Gehe jeden Tag 2-3 Mal für eine Zeit ins Wasser und lasse mich einfach treiben, hole mir mal ein Eis, einen Cappuccino oder ein kühles Blondes. Hin und wieder schreibe ich auch ein paar Zeilen aber die meiste Zeit denke ich einfach nach. "Sinniere" vor mich hin...

Wie wird diese Geschichte, die ich gerade schreibe, die Geschichte meines Lebens, wohl enden? Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht! Fehlt mir die Kreativität, die Lösungen, die da draußen sicher auf mich warten, zu sehen? Oder bin ich immer noch zu sehr in alten Konditionierungen gefangen, die diese Geschichte wohl zu einem unspektakulären, weder MICH noch den Leser, der unter Umständen gefallen an der Geschichte findet, unbefriedigenden Ergebnis, quasi einem "Unhappy-End", bringen wollen?

Ich glaube an Kreativität mangelt es mir nicht. Eher an der Motivation, der Kraft, einen weiteren großen Schritt in eine unsichere Zukunft zu gehen. Wenn ich "unsicher" schreibe, dann meine ich das eigentlich nur im Sinne von finanziell unsicher! Bei allem anderen bin ich mir (fast) sicher! Ich WEIß, dass mir manche Versionen einer möglichen Zukunft mehr Erfüllung bringen würden, als das, mit dem ich mich in letzter Zeit, ja die letzen Jahrzehnte konfrontieren musste. Ich glaube ich weiß, was ich will, was ich kann, wo meine Grenzen sind, was ich noch alles interessantes lernen möchte und vor allem WOFÜR MEIN HERZ BRENNT. Nur getraue ich mir das, als gelernter Wohlstandsgesellschaftler und jemand, der leider immer noch zu viel Wert darauf legt, was andere von ihm denken könnten, oft selbst nicht einzugestehen.

Klar gibt es auch Momente des Selbstzweifels. Wer mich kennt, weiß dass ich eben mal so bin! Aber diese sind, wenn man sich ansieht, was ich in den letzten Monaten in die Wege geleitet, organisiert, repariert, erlebt und vor allem gelernt und duchgestanden habe, wohl eh unangebracht! Ich glaube, wenn man etwas so richtig gern macht, mit all seiner Leidenschaft, dann kann man es nur gut machen. Und wenn man etwas gut macht, sollte sich doch auch ein gewisser Erfolg einstellen! Und das ist jetzt nicht mal nur so dahingeträumt, sondern eigentlich die logische Folge, oder? Was meint ihr? 





13.06.2019 - Gleiten statt hetzen

Ich starte in den Tag, indem ich zum wiederholten Male versuche einen "segelbaren" Turn, für die vorerst letzte Woche, die ich hier alleine verbringen werde, auszuarbeiten. Es weht kein wirklich brauchbarer Wind und das Bisschen bewegte Luft, dass es in den nächsten Tagen geben wird, wird lt. Prognosen aus irgendwelchen wechselnden Richtungen kommen. Die eineinhalb Tage öde Einhand-Motorfahrt während des letzten Turns reichen mir für's Erste. Bei dieser Affenhitze tue ich mir keinen 18 PS Motorboot Turn mehr an!

So launche ich das Dinghy und rudere einkaufen. Wenigstens ein wenig Bootfahren. Noch ist es nicht zu heiß zum Rudern! So setze ich über zum ULTRA-Markt, quer über das Hafenbecken. Mein Dinghy besteht aus einigen separaten, aufblasbaren Kammern, die unten rum quasi einen "Kiel" bilden! So lässt es sich relativ kursstabil rudern und gleitet auch super über die Wasseroberfläche. Mit meinem Edel-Dinghy schaffe ich die, lt. Navionics 0,1 NM zur Mole auf der gegenüberliegenden Hafenseite, wo ich mir einen freien Anlegeplatz zwischen den Fischerbooten suche, in wenigen Minuten.

Auf dem Rückweg kreuzen 2 Motorboote meinen hart angelegten Kurs zurück zu meinem Liegeplatz in der Marina und verhindern somit eine noch schnellere "Passage" quer über den Hafen. Grummel .... Ja, irgendwie bin ich immer auf der Suche nach neuen persönlichen Rekorden, wie es scheint! Ein Relikt aus 43 Jahren Leben in einer auf Leistung und Erfolg getrimmten Gesellschaft?

Nachdem ich die Hälfte des zuvor im Laden entstandenen Vanillestrudels verspeist habe, packe ich meinen Seesack. Strand-Handtuch, ein Packerl Marlboro Gold, Feuerzeug, Handy, Bargeld und eine der billigen Schaumstoffmatten, die ich vor ein paar Wochen für Tinas Cockpitbänke zugeschnitten habe, jedoch noch nicht wirklich in Verwendung hatte. Auch ich lerne irgendwann mal dazu! 2 Tage lang habe ich mir auf dem Schotter den Arsch wundgesessen. Das konnten die jeweils 2 eiskalten Bierchen, die ich am Kiosk erstehen konnte und im glasklaren Wasser sitzend zu mir genommen habe, auch nicht ausgleichen. Nein, heute werde ich so weich sitzen, wie die Prinzessin auf der Erbse damals wohl gebettet worden ist.

Obendrein packe ich noch ein Notizbuch in den knallroten Seesack mit der Aufschrift "MAX", welchen ich sonst für mein Ölzeug verwende. Ich habe lange nichts mehr geschrieben. Die Zeit war wahrscheinlich zu turbulent?! Ich habe einige spannende und entspannende, aufregende sowie langweilige und auch recht "prekäre" Erlebnisse gehabt, Besuch empfangen und auch ein paar wirklich nette Boots-Nachbarn kennengelernt. Manfred und Gabi aus der Steiermark, sowie Wolfgang und Ingrid aus meiner Heimat, dem Waldviertel. Die Steirer sind Motorbootfahrer, die Waldviertler Segler wie ich. So gibt es natürlich mit beiden Pärchen allerhand Stoff für nette und lehrreiche Gespräche. Die 4 sind wirklich sehr lieb, und vom, ich glaube, selben Menschenschlag wie ich!

Frage mich, ob es immer dieselbe Art von Mensch ist, die die Freiheit und Ruhe, aber auch das Abenteuer auf dem Meer sucht!? Wahrscheinlich ist es so. Ich habe hier unter den Eignern noch keinen kennengelernt, der nicht freundlich, hilfsbereit, herzlich, offen für Neues und die Ansichten anderer wäre.

Auch die Einheimischen sind größtenteils mega entspannt! So eine Hilfsbereitschaft gegenüber Fremden, kenne ich von zu Hause ebenfalls nicht. Hier wird einem oft für wenig Geld geholfen. Luka hat mir zum Beispiel bei Vielem, wie etwa bei der Organisation des neuen Dinghy-Motors geholfen, ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten. Die Menschen haben hier oft nicht viel! Sie hätten meine in den vergangenen Monaten oft missliche Lage schamlos ausnützen können, um so ein wenig vom Kuchen der mitteleuropäischen Wohlstandsgesellschaft abzubekommen, aber sie taten es nicht! Warum? Ist das pure Nächstenliebe? Vielleicht! Ich denke aber, dass der Grund darin liegt, dass die Leute hier, mit dem was sie haben, doch meist "gut" über die Runden kommen und nicht zwanghaft immer mehr wollen!

Das macht vermutlich den Unterschied! Wir Mitteleuropäer sind auf permanentes Wachstum (leider nicht auf persönliches Wachstum, sondern wirtschaftlich gesehen) gedrillt. Höhere Gewinne, mehr Einkommen, eine bessere Position, ... es ist ein permanenter Kampf um mehr; und das zu Kosten unseres Lebens! Wenn wir uns ehrlich sind: Arbeiten wir nicht nur deshalb so viel und verbissen, damit wir es uns eines Tages im Ruhestand gut gehen lassen können? Damit wir dann genug auf der Seite haben, um das zu tun, was wir immer schon wollten? Mit 65!? Die nach den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts geborenen wohl erst mit 70 Lebensjahren?! Bis dahin üben wir tagtäglich eine Tätigkeit aus, die uns womöglich gar keine Erfüllung bringt, nur um den entsprechenden Reichtum anzuhäufen, damit wir in Rente endlich zu leben beginnen können!

Es muss doch schön sein, wenn man nicht permanent IMMER MEHR wollen muss, sondern mit dem, was man hat, zufrieden sein kann. Viele von den Leuten hier haben vermutlich kein dickes Bankkonto. Trotzdem wirken sie meist weitaus glücklicher und vor allem entspannter als wir, weil sie vermutlich nicht so dem Reichtum und wirtschaftlichen Erfolg hinterherhetzen wie wir und vor allem mehr von jenem kostbaren Gut haben, welches uns so abgeht: ZEIT! Zeit für sich und die Dinge die man gerne tut. Zeit für Freunde und Familie. Diese entspannte Herzlichkeit, mit welcher die Leute hier feierabends am Strand mit ihren Kindern im Wasser spielen! So etwas findet man in Mitteleuropa selten.

Wir sind so in unserem Hamsterrad gefangen, verblendet von falschen Führern, den falschen Idolen, von dem, was uns tagtäglich einzureden versucht wird, was wir nicht alles haben, schaffen oder erreichen müssen, sodass wir eine vollkommen verzerrte Sichtweise auf das, was LEBEN eigentlich bedeutet, entwickelt haben.

Die Realität ist die: Wir werden alle sterben!!! Durchschnittlich stehen einem jeden von uns rund 80 Lebensjahre zur Verfügung. 60-70 davon - wenn man Kindheit/Schule/Studium/Ausbildung abzieht, bleiben immer noch 40-50 - machen wir etwas, was wir unter Umständen gar nicht wollen, nur um dann im Alter vielleicht 10, bestenfalls 20 Jahre lang endlich das tun zu können, was uns wirklich wichtig ist? Was uns Erfüllung bringt? Alter!? Wer ist so unmenschlich uns in ein System zu pressen, in welchem der Output, der wahre Gewinn nur in eine Richtung fließt; zu jenen, die ohnehin schon das meiste besitzen?! Ich denke diese Frage beantwortet sich von selbst...

Es bleibt eines jeden Menschen eigene und freie Entscheidung, bei diesem System mitzumachen, oder sich für einen anderen, entspannteren, weniger auf die ferne Zukunft, sondern vielmehr auf das Jetzt ausgelegten Lebensweg zu entscheiden. Inmitten unserer konsumgesteuerten, aus zu Egoisten erzogenen Menschen bestehenden Gesellschaft, ist es schwer, aber nicht unmöglich einen alternativen Lebensweg zu bestreiten. Wo anders ist es vielleicht leichter. Vielleicht an einem Ort, wo dem wohlkonditionierten Mitteleuropäer etwas vorgelebt wird, was eher auf das Hier und Jetzt, auf das wahre Leben ausgerichtet ist? Wo man nicht als faul abgestempelt wird, wenn man weniger schafft, dafür aber mehr lebt?!

Ich weiß es nicht! Und wie so oft weiß ich nicht, was ich will! Will ich zurück ins Hamsterrad und genauso weitermachen wie bisher? Oder mit weniger auskommen müssen, dafür aber ZEIT haben und das tun können, was mich erfüllt? Gibt es einen Mittelweg? Ich denke, den muss es geben. Auf unserer Reise von A nach B, also von Geburt zu Tod haben wir zwischendurch viele Möglichkeiten irgendwo vom Konsum-Highway abzufahren und die Landstriche abseits zu erkunden, ja zu ER-leben! Viele nützen diese Möglichkeit nicht. Legen ihre Scheuklappen niemals ab. Manche machen nur einen kurzen Abstecher ins "Outback" des wirklichen Lebens, entscheiden sich dann aber wieder auf den Highway aufzufahren und bei dieser irrwitzigen Rauschefahrt gegen die Wand (es WIRD krachen! Das ist so sicher wie das Amen im Gebet!) weiter mitzumachen. Andere zieht das, was sich eher nach LEBEN anfühlt, denn das was sie bisher als "gutes Leben" vorgegaukelt bekamen, derart an, dass sie nach einer Alternative zum Leben im Hamsterrad, auf beschriebenem Highway suchen. Ich denke, einer von denen bin ich ....

09.06.2019 - Konoba BAIN / Otok Zut => Marina Jezera ... "Der Tag, an dem ich das erste Manöver des letzen Augenblicks meines Lebens fuhr"

Ich erwache mit einem schweren Kopf! Uff, das war dann doch ein Bier zu viel gestern! So gehe ich es langsam an und rudere erst mal auf einen Kaffee zur Konoba. Heute habe ich nur rund 20 Meilen vor mir und etwas Wind soll es am Nachmittag auch geben, was mich gut nach Hause bringen sollte. So lege ich erst um 11 Uhr von der Boje ab und setzte 0,9 NM weiter, nördlich des Inselchens Maslinjak die Segel. Nachdem ich eine halbe Meile mit nicht messbarer Geschwindigkeit rumtreibe (wir bewegen uns zwar, jedoch zeigt Navionics 0,0 kts - wir fahren wohl unter 0,1 Knoten) reisst mir die Geduld. Ich rolle die Genua weg und motore nur mit Groß als Stützsegel weiter. 3 Meilen später, kann ich südlich des Hrid Galijolica wieder Segel setzten und vor dem Wind kreuzen. Irgendwann berge ich das Großsegel. Nur mit Genua kann ich "tiefer" fahren. Dadurch dass das Großsegel keinen Windschatten macht, steht die Genua auch viel besser! So "brause" ich mit 3,5 bis 4 Knoten gen Südosten.



Als ich Murvenjak, das kleine Inselchen neben Vrgada, mit seinen 2 wunderbaren Ankerbuchten, die ich während meiner Motorboot Zeit oft zum Schnorcheln besucht habe, passiere, bemerke ich eine 51er, die vermutlich aus Murter kommt und in Richtung Kornati unterwegs ist. Am Vorschiff, im Schatten der Genua liegend, beobachte ich das Schiff und seinen Kurs. Es dauert nicht lange bis ich feststelle: Wir sind auf Kollisionskurs!

Also gehe ich zurück ins Cockpit und beobachte weiter. Die 51er hat Vorrang, das heißt, sie ist kurshalte- und ich ausweichpflichtig. Ich befinde mich auf einem tiefen Raumwind-Kurs, nur mit Genua, kann also eigentlich nur anluven um in Luv an dem gegnerischen Boot vorbeizugehen. Also reiße ich die Pinne rum! Was macht die 51er? Sie luvt ebenfalls an und fährt auf mich zu. Gut, will er also doch hinter mir durch! Ich falle wieder ab! Doch das Dickschiff fällt ebenfalls ab! Hey, was soll das?! Ich luve wieder an. Der Rudergänger der 51 tut das selbe! Alter?!?! Steht da jemand am Steuer, oder fährt deren Autopilot brav mit dem leicht böigen und drehenden Wind mit? Ein paar mal spielen wir dieses Spiel! Die 51er lässt mir einfach keinen Raum auszuweichen. Obwohl sie KURSHALTEPFLICHTIG ist!

Es wird MEGA eng! Ich beginne nun, auf das wohl führerlose Schiff einzubrüllen: "Sir! Attention! Sir! Hey! Look! Pozor!". Doch niemand reagiert! Als eine Kollision unausweichlich erscheint, bleibt mir nichts mehr anderes übrig, als mein erstes "Manöver des letzten Augenblicks" zu fahren! Ich kann nur, so stark ich kann anluven und hoffen, dass die 51er diesmal ihren Kurs hält, damit ich doch noch hinter ihr durchgehen kann, also reiße ich meine Pinne rum und warte. Tina luvt, nur mit der, für meinen Fast-Vorwind-Kurs, natürlich weit ausgefierten Genua, sehr träge an! Es dauert ewig bis mein Schiff dreht. Mittlerweile brülle ich so laut wie noch nie zuvor, rüber zum gegnerischen Schiff. Mit dem Wind! Das muss man doch hören! Keine Reaktion!

"So, jetzt wird's gleich krachen" Ich bereite mich geistig schon darauf vor, wie Tinas schwerer Buganker die Bordwand des Dickschiffs aufschlitzen wird. Würde mich gerne irgendwo verspreizen, jedoch bin ich schwer damit beschäftigt, die Pinne auf Maximaleinschlag zu halten. Im wirklich allerallerletzten Moment dreht Tina soweit, dass mein schwerer Pflugschar-Anker maximal 2 Meter an der Steuerbordseite der 51er vorbeischrammt. Sicher nicht mehr! Aus meiner Perspektive sehe ich mich noch erschreckend näher! Der Moment, in dem man alles getan hatte, was man tun kann und nur noch hofft, dass es gut gehen wird. Oarg, wie der Österreicher sagt!

Jetzt sind auch die "Segler" auf dem anderen Schiff wach geworden. "Oh my god! Oh my god!" kreischen die Damen, die eben noch genüsslich an ihren Cocktails nippten, mit nun weit aufgerissenen Augen! Die beiden Yachten rauschen mit vielleicht 1 Meter Abstand aneinander vorbei. Mehr kann es nicht gewesen sein, denn meine Genua hat definitiv(!) an deren Wanten gestreift!!! Wahnsinn!!! Wenn ich dieses "Manöver des letzten Augenblicks" auch nur einen Tick zu spät eingeleitet, oder versucht hätte, vom Gegner weg-zu-halsen, es hätte 100%ig gekracht!

Als ich das Partyschiff schon achteraus habe, wird auch der offensichtliche Skipper des Dickschiffs wach und sich bewusst, was da jetzt hätte passieren können! "Sorry Sir! I'm so sorry!" ruft er mir nach! Für so ein Verhalten gibt es keine Entschuldigung! Auch wenn ein Schiff Vorrang hat, so ist es trotzdem kurshaltepflichtig und muss dem ausweichpflichtigen Schiff die Chance geben auch auszuweichen zu können! Ich denke, die internationalen KVR (Kollisionsverhütungsregeln) werden der Partycrew wohl ohnehin nicht bekannt sein, aber zumindest hätte irgendjemand den Seeraum vor dem Schiff beobachten müssen. Wahnsinn .....

Nach dieser nervenaufreibenden Situation segle ich noch bis Höhe Kosirina Bucht, berge dann die Segel und motore die letzen Meilen nach Hause. Ich will noch bei Zeiten in Jezera sein, um mir mein Zagreber Schnitzel von Andreja, dem besten Koch Kroatiens holen!

Ein abwechslungsreicher, schöner Kurztörn geht zu Ende. Mit weiteren 110 NM im Kielwasser laufe ich um 17:40 Uhr in der Marina Jezera ein.



Tina safe zurück in Jezera:


Erkenntnisse aus diesem, weiteren Test-Törn:

- Tina kann mehr Wind und Welle vertragen, als ich angenommen hatte. Mein Vertrauen ins Schiff steigt stetig!

- Auch mit einem so kleinen Boot, sind Tagesschläge von über 30 Meilen kein Problem.

- Besser mit 1-2 Kts segeln, als mit 4 motoren!

- Es gibt viele Idioten da draußen! Man kann nie genug aufpassen und muss immer mit der Unachtsamkeit, ja Unfähigkeit der anderen rechnen!

- Mein Anker hält besser als gedacht! Bisher hat er sich schon beim 1. Anlauf immer gut eingegraben! Manche meinen, es gibt bessere Anker, aber ich kann mich nicht beklagen.

- Die Ankerwinsch zieht mehr Strom, als ich angenommen hatte. Blöd, wenn dann am Ankerplatz der Saft fehlt.

- Ich brauche eine weitere Powerbank. Möchte am Ankerplatz nicht mehr den Motor laufen lassen müssen um meine elektronischen Geräte laden zu können, ohne die Bordbatterien tiefen zu entladen.

- Flautentage sind auf Einhand-Fahrten eine echte Qual

- Sonnenuntergänge alleine zu beobachten ist schön, aber nicht dasselbe, wie wenn man das mit jemandem teilen kann

- Ich muss mehr bunkern. Vor allem "richtiges" Essen. Wobei?! Würde es mir überhaupt Spaß machen, für mich alleine zu kochen?









08.06.2019 - Marina Veli Rat / Dugi Otok => Konoba BAIN / Otok Zut ... "Der Fast-Hitzetod auf See"

Heute will ich wieder zurück Richtung Süd-Osten, nach Zut zur Konoba BAIN. Leider finde ich absolut keinen Wind vor, also muss ich motoren. Es folgt eine extrem langwierige und langweilige Motorfahrt. Ich muss mit meinem 18 PS Motor gegen die Strömung an und schaffe somit maximal 3,5 Knoten Speed. Uff! Noch dazu ist es brütend heiß und ich habe nicht mal Segel gehisst, die ein wenig Schatten spenden würden.


Zumindest muss ich unter Motorfahrt nicht auf meine Batterien achten, so kann ich mit lauter Musik das Motorengeräusch übertönen und mich ein wenig bei Laune halten.

Ich rufe in der Konoba an und reserviere mir einen der 4 Plätze an der Mole. Ich solle, wenn ich einlaufe, "nur kurz anrufen", dann würde jemand kommen, um mir beim Anlegen zu helfen. Passt, denn alleine elegant und stylish am Steg mit Murings anzulegen, ist schwer bis unmöglich und für Hafenkino möchte ich auch nicht gerade sorgen.

Als ich in die Bucht einlaufe, hängen schon ein paar Yachten an den Bojen, die vor dem Steg ausgelegt sind. Wie vereinbart, rufe ich in der Konoba an! Niemand hebt ab! So arbeite ich mich durch das Gewirr von Schiffen und freien Bojen vor bis zum Steg und lasse mich davor treiben. Es ist wohl offensichtlich, dass ich anlegen will und ich mache mich auch durch Winken bei den auf der Terrasse der Konoba sitzenden Personen bemerkbar. Niemand will mir helfen! Ein Deutscher mit einer riesigen Motoryacht, der an einer der Bojen hängt, erkennt meine Lage und meint, ob er nicht sein Dinghy launchen, an Land fahren und meine Leinen entgegen nehmen soll! Doch ich winke ab!

Bin müde, total überhitzt, wieder mal sauer und entschließe mich an einer Boje anzulegen. Mein, wiederum äußerst elegantes Bojenmanöver, sowie die herrliche Bucht in der ich nun festgemacht habe, heben meine Stimmung jedoch bald wieder an.


Nachdem ich mich ein wenig abgekühlt habe, launche ich das Dinghy und setze zur Konoba über. Dort treffe ich auf eine Mostviertler Seglerpartie, mit der ich mich super unterhalte und einen langen, feucht-fröhlichen Abend verbringe.





07.06.2019 - Luka / Dugi Otok => Marina Veli Rat / Dugi Otok ... "Geduld ist eine Tugend"



Nach einer ruhigen Ankernacht und einem Frühstück mit Gugelhupf aus der Heimat, lichte ich um 08:55 Uhr den Anker und motore aus der Bucht. Draußen erwartet mich ein 1-2 Bft Lüftchen. Trotzdem setze ich die Segel. Heute habe ich nur rund 20 Meilen vor mir und bin zudem früh dran, also gebe ich mich mit 2-3 Knoten Fahrt zufrieden. Wir treiben zumindest in die richtige Richtung!

Auf Höhe von Brbinj mache ich nur mehr 1,5 Knoten im Schnitt. Überlege lange, ob ich den Motor starten soll, doch dann frischt der Wind wieder auf und ich kann die restliche Strecke mit guten 4-5 Knoten segeln. Geduld ist eine Tugend!

Um 16:09 mache ich an der Außenmole der Marina Veli Rat fest. Schön ist es hier. Irgendwie total verschlafen. Neben mir machen an diesem Abend nur 2 weitere Tageslieger fest. Es sind zwar schon ein paar Eigner auf ihren Yachten - vermutlich ob des Pfingstwochenendes - aber wenn sich 20 Leute in der Marina tümmeln, ist es viel!


Nachdem ich mich akklimatisiert habe, suche ich die Konoba LANTERNA auf. Sauteuer, aber zumindest ist das Steak von hervorragender Qualität.


Nachdem ich auch eine Runde durch "den Ort" spaziert bin, genieße ich im Cockpit von Tina einen herrlichen Sonnenuntergang. Dieser Moment, in dem die Sonne hinter dem Horizont verschwindet! Episch!






06.06.2019 - Marina Jezera => Luka / Dugi Otok ... "Die Rekordfahrt"

Um 08:55 werfe ich die Leinen los und breche zu meinem Kurztörn auf. Mein erstes Ziel soll die Ortschaft Luka auf der Insel Dugi Otok sein. Ich motore gegenan aus der Bucht von Jezera. Ich will nicht schon zu Beginn meiner Reise mühevoll aufkreuzen müssen. Als ich Rt. Rat querab habe, setzte ich die Segel. Das Groß sicherheitshalber im 2. Reff. Es sind wieder Böen bis 25 kts angesagt. Die Genua rolle ich voll aus. Zu diesem Zeitpunkt ist dieses Setup gut fahrbar!

Ein paar Seemeilen später haben Wind und Welle nochmal zugelegt, sodass ich nun auch die Genua zu 1/3 weggerolle. Ziemlich genau mittig im "Murtersko More", zwischen den südlichen Kornaten und der Insel Murter, beobachte ich eine 37er, wie sie auf Halbwind-Kurs gegen die See ankämpft. Frage mich, wie das wohl aussieht, wenn Tinas flacher Rumpf zwischen den Wellenbergen verschwindet. Man könnte wohl meinen, dass da ein Rigg alleine rumsegelt!


Der Südost-Wind wird begleitet von der entsprechenden See. Die Wellen sind zum Teil 1,5 Meter hoch und rollen unter uns durch, wobei sie Tinas Heck jedes Mal einen Deut versetzen. So geht es jedem Segelboot. Manche stecken das sogar viel schlechter weg als Tina, mit ihrem klassisch geformten Rumpf. Meine Segel dürften auch gut getrimmt sein, denn Tina findet fast von alleine ihren Weg durch die Wellen. Ray muss nur ganz wenig eingreifen.


So surfen wir vorbei an Zut und Sit und zwischen Lavandara und der Südspitze von Dugi Otok in Richtung Tagesziel. Es geht gut! Sehr gut sogar! Die ersten 35 Meilen segeln wir mit einem Schnitt von 5,03 Kts! Toll für die kleine Tina! Rekord!

3 Meilen vor dem Ziel. Ich will voll motiviert, die enge und seichte Durchfahrt zw. Rt. Grubac und dem Inselchen Luski nehmen. Da sind wir auch schon mal mit ner 46er durch! Doch heute ist bedeutend mehr Wind als damals! Ganz wohl ist mir dabei nicht. Ich habe ja schon so meine Erfahrungen mit den plötzlich auffrischenden und drehenden Winden in solchen Durchfahrten. So reffe ich schon weit vorher die Genua um ein weiteres Drittel. Mit nur einem Drittel der Genua und dem Groß im 2. Reff machen wir immer noch 5 kts in der 3-4er See! Eine Rauschefahrt!

Als ich die enge Durchfahrt querab habe, luve ich an und halte auf Halbwindkurs auf das "Nadelöhr" zu. Tina erreicht jetzt ihre Rumpfgeschwindigkeit (=theoretische Höchstgeschwindigkeit), was leicht daran zu erkennen ist, dass das Schiff dann leicht zu vibrieren oder beben beginnt. Mein Kurs ist gut! Ich halte perfekt auf die ca. 20 Meter breite fahrbare "Rinne", die mit 3 Meter Tiefe angegeben ist, zu. Doch je näher ich der Engstelle komme, desto mehr dreht der Wind und so finde ich mich bald in einer Situation wieder, in welcher ich IN, oder noch VOR der Durchfahrt eine Wende fahren müsste. Ich kann den Kurs nicht mehr halten. Tina hält wild krängend (sich auf die Seite legend) auf die Südspitze des Inselchens zu. Binnen Sekunden muss ich eine Entscheidung treffen. "Nein, das geht sich nie und nimmer aus!", fährt es mir durch den Kopf! So reisse ich die Pinne rum und falle auf einen Vorwind-Kurs ab, der mich von der Engstelle wegbringen soll. Oh, da ist ja auch noch die "Einzelgefahrenstelle" (ein Steinhaufen vor dem kleinen Inselchen, welcher mit einem entsprechenden Gefahrenzeichen gekennzeichnet ist) nördlich von mir! Shit! Jetzt wird's nochmal eng! Vor dem Wind, die Pinne zwischen den Beinen, rolle ich den letzten Fetzen der Genua weg. Als ich das Groß dicht holen will, dann der nächste Schock! Irgendjemand (ich!) hat vergessen einen 8-Knoten ins Ende der Großschot zu knüpfen. So konnte sich die Leine aus der Talje (ne Art Flaschenzug) ausfädeln. Toll, so habe ich noch zusätzlich eine Fleißaufgabe in dieser, ohnehin schon recht prekären Situation! Man bedenke: Ich befinde mich immer noch zwischen der Durchfahrt, dem Inselchen und der Einzelgefahrenstelle. So fahre ich das Groß mehr oder weniger "aus der Hand" bis ich arschknapp an den verdächtig braunen Flecken westlich des Einzelgefahrenzeichens vorbeigeschrammt bin. Dann fädle ich die Großschot wieder korrekt in ihre Talje und berge auch das Großsegel. Habe für heute genug von grober See, böigem Wind und engen Durchfahrten.


Die enge Durchfahrt umfahre ich diesmal. Tina würde sich mit ihrem 18 PS Motor vermutlich ohnehin feststampfen, was erneut zu einer brenzligen Situation führen würde. Als ich in die Bucht von Luka einlaufe, bläst es mir mit 25 kts direkt auf die Nase. Mit 2 Kts - mehr geht nicht - kämpfen wir uns Richtung Hafen! Ich will rein! Sicher liegen! Hoffentlich ist es dort ruhiger. Nordwestlich des Hafens ankern 2 Yachten. Ich entschließe mich das Ankerfeld zu inspizieren, bevor ich mir den Hafen ansehe. So tuckere ich zwischen den beiden Yachten durch, wobei mir der freundliche Schwede im Vorbeifahren schon Auskunft darüber gibt, dass der Grund hier gut sei (Schlick), wo sein Anker liegt und wieviel Kette er gesteckt hat. Sehr nett! Gegenüber des Ankerfelds wäre noch das "Buffet Allen", welches eine Mole mit Murings für 4 Yachten bietet. Notfalls könnte ich dort auch längsseits gehen, was in dieser Windsituation wohl das Beste wäre.

Aber zuerst der Ort. Je näher ich diesem komme, desto ungemütlicher wird es. Nicht nur, dass hier noch immer 25 kts stehen, es ist auch sehr laut und der Ganze Hafen wirkt wie eine Baustelle. Zudem pumpen die gerade durch riesige Rohre eine enorme Menge von irgendeiner Flüssigkeit ins Hafenbecken! Nein, das brauch ich nicht.

So rufe ich bei der Konoba an, erreiche jedoch nur eine Dame, die kein Englisch und nur sehr gebrochen Deutsch spricht! Ich kann ihr aber irgendwie vermitteln, dass ich mich auf dem kleinen Boot befinde, welches vor dem Restaurantsteg von Wind und Wellen durchgebeutelt wird. "Mann nicht da. Kommen in 10 Minuta". Neben der Konoba holzt jemand mit einer Motorsense das Gestrüpp nieder. "Das muss der Wirt sein! Der sieht mich sicher eh schon!" Ich klinke mich mit meiner Lifeline in den Jackstays ein, schlage Bug und Heckleine an und fendere das Boot steuerbordseitig, mit allem ab, was ich habe. 4 kleinere, 1 größerer und ein Kugelfender hängen an meiner Bordwand, bereit das Schiff gegen, in diesem Fall, die Betonmauer zu schützen. Das Schiff und ich, wir wären bereit längsseits, gegen die 25 Kts Wind am Steg anzulegen! Ich warte! Niemand kommt! Als ich mich 20 Minuten lang vor dem Steg abgequält habe reichts mir: "Dann fahr ich eben zurück und ankere! Sollen die ihr Essen behalten!"

So werfe ich meinen schweren CQR-Anker auf einer Tiefe von 8 Metern zwischen dem freundlichen Schweden und der kroatischen Herrenpartie und stecke 40 der 50, mir zur Verfügung stehenden, Metern, meiner 8 mm starken Ankerkette! Das sollte auf jeden Fall halten!



Uff, ganz schön stressig zum Ende des 1. Turntags! Dafür werde ich mit einem genialen Sonnenuntergang, sowie den wunderbaren Gesängen der kroatischen Herrencrew belohnt! Anfangs geben sie kroatische Lieder wieder. Mehrstimmige Gesänge, begleitet von einer Gitarre. Wunderbar, wie diese Melodien über die Bucht, hinein in den Sonnenuntergang getragen werden. Als sie auch internationale Songs anstimmen, bin ich hin und weg. Zu "No Woman - No Cry" singe ich lauthals mit und ernte dafür ein "Come over here!". Würde ich ja gerne, aber ich bin einfach zu geschafft um noch das Dinghy zu launchen und rüber zu rudern. So genieße ich noch eine Zeit lang den Gig der Kroaten und schmeiße mich dann in die Koje. Mittlerweile ist es fast windstill. Mein 25kg schwerer Anker ist gut im Schlick eingegraben und ich habe auch genügend Kette gesteckt! Ich fühle mich sicher und so falle ich schnell in einen tiefen Schlaf!



14.06.2019 - A sign of life

Ich sitze im Schatten der Kiefern im Strandcafe und gönne mir ein kühles Blondes. Habe den Nachmittag lesend am Strand verbracht. In den letzten Tagen hatte ich zu nicht viel Bock. Ich habe zwar bei gemessenen 35 °C im Bootsinneren und gefühlten 50 °C an Deck den 3fach-Fallenstopper ersetzt, den ich 2 Wochen zuvor ruiniert habe, sowie Tina und meine Klamotten gewaschen, aber sonst war ich zu nicht viel Produktivem fähig.


Dafür war ich täglich im Meer! Endlich ist der Sommer da. So gut wie jeder hier bestätigt mir, dass das heurige Frühjahr hier, das beschissenste seit langem war. Da habe ich mir ja genau das richtige Jahr für mein Vorhaben ausgesucht. Wie auch immer. Jetzt ist es schön! Schon fast zu heiß! Vielleicht macht mich das so lethargisch? Oder sind meine Batterien einfach leer?


Zuvor war ich 4 Tage alleine unterwegs. Ich wollte den Südost-Wind nutzen und mit diesem im Rücken, 2 Tage lang, soweit wie möglich nach Norden. Dann sollte der Wind auf Nordwest drehen und mich in weiteren 2 Tagesetappen wieder zurück nach Jezera bringen. So der Plan! Was genau in diesen 4 Tagen passiert ist, könnt ihr in den entsprechenden, folgenden Artikeln nachlesen. Endlich hatte ich wieder mal Bock, was zu schreiben