24.5.2019 - Auf der Suche nach dem Wind via Kornati zur Insel Zirje

Nachdem ich den gestrigen Tag mit Bootspflege verbracht habe, will ich heute wieder raus. Und zwar für 2-3 Tage. Bevor das nächste Tief über uns zieht, möchte eine kleine Testrunde fahren um Erfahrung zu sammeln. Mal sehen, wie es so ist, auf Törn mit der kleinen Tina. Heute soll es einen schönen Nordwest geben, mit dem ich Richtung Südosten fahren könnte um irgendwo in der Gegend von Rogoznica zu übernachten. Dann soll der Wind auf Südost drehen. Der würde mich zuerst rauf nach Zirje und tags darauf zurück nach Jezera bringen. So der Plan ...

So lege ich um 07:56 in Jezera ab. Nach der Hafenausfahrt erwartet mich, wie so oft, ein herrlicher NO, der mich schnell raus bringt, aus der Bucht. Doch dann, als ich Maslinjak und Rt. Rat querab habe,  dreht der Wind binnen von Sekunden und aus den 3 Windstärken aus Nordost werden 1 solche aus Südost. Pfff ... mir bleibt also nichts anderes übrig, als erst mal Kurs auf die südlichen Kornaten zu nehmen, welche ich nach weiteren Winddrehern und 4 Stunden erreiche. Als ich Smokvica querab habe, drehe ich ab. Kurs 150°! Wenn der Wind es so will, dann laufe ich heute eben Zrije an. Habe die Tratisnka Bucht im NW der Insel im Auge. Dort soll es ein großes Bojenfeld, sowie eine Konoba geben! Doch vorher will ich zwischen den Kornaten und Zirje raus auf die "offene" Adria - mal sehen wie's dort draußen ist - Zeit habe ich ja, nachdem es nur mehr 10 Meilen bis zur Bucht wären.

Südspitze der Kornati querab:

Zuerst setze ich mir den Leuchtturm Blitvenica als Wendepunkt, doch als ich diesen passiere, entscheide ich mich, noch ein wenig weiter rauszufahren. Es geht einfach zu gut! Klar, steht hier gleich um einiges mehr Welle als hinter den vorgelagerten Inseln, aber Tina macht das gut. Ihr klassisch geformter Rumpf (Langkieler) sticht sauber durch die Seen. Meiner Meinung nach, viel smoother als die meisten modernen Kurzkieler! Und dann dieses Gefühl, quasi auf's offene Meer rauszufahren, die Kroatische Inselwelt hinter sich zu lassen und Kurs Italien zu nehmen! Genial! Die nicht einmal 9 Meter lange Tina macht sich wirklich gut! In diesem Moment lässt mich nichts daran Zweifeln, dass wir es auch bis Italien schaffen könnten! Ich schnappe mir das IPad mit Navionics und zoome aus.



Hmmm ... Der aktuelle Kurs von 180°, also genau Richtung Süden, würde mich direkt zu den Trementi Inseln, nördlich des Sporns führen. Zufall? Das wäre eh eines meiner Traumziele!!! 90 Seemeilen von hier. Wäre in etwas mehr als 1 Tag zu schaffen! Aber alleine? Spontan, ohne großartige Vorbereitung, mit ein paar Müsliriegeln und Fischdosen im Gepäck? Nein, das wäre nicht seemännisch. Ich werde das machen, aber nicht heute!

Als ich so vor mich dahin fahre und darüber nachdenke, wie es wohl wäre, jetzt wirklich solange gegen Süden, in das unendliche Blau zu fahren, bis die Trementi Inseln vor mir auftauchen würden, reißt es mich! Da schwimmt was im Wasser! Ich ändere meinen Kurs und schon rauscht das Etwas an uns vorbei! Ein Plastikkübel! Hey nochwas! Ein Plastiksackerl! Ein Plastikbecher. Noch ein Kunststofffetzen. Teil einer Plane? Ich durchfahre eine ganze Müll-"Insel"!  Zwar gottseidank bei Weitem nicht so krass, wie man das aus diversen Dokus kennt, aber hey muss das sein? Abgesehen davon, dass das eine Sauerei ist - ich persönlich werfe ausschließlich organischen Müll ins Meer - so ein Plastikfetzen verfängt sich gern mal an Propeller oder Ruderblatt! Schwimmen gehen möchte ich hier draußen nicht! Nicht alleine und bei 16 °C Wassertemperatur! Nur gut, dass Tina ein Langkieler ist. Ihr Ruderblatt also direkt am Kiel angehängt ist und der Propeller zwischen drin sitzt. Da verfängt sich nicht so schnell was! Wieder ein Vorteil der klassischen Rumpfform!


Als ich Zirje 6 Seemeilen hinter mir habe und auch die Kornati schon recht klein wirken, mache ich kehrt und nehme Kurs Tratinska Bucht! So surfe ich mit Raumem Wind und Welle, ebenfalls schräg von hinten, Zirje entgegen und erreiche mein geplantes Ziel für morgen, halt schon heute! Auch gut! In der 2. Tageshälfte konnte ich wirklich saugeiles Segeln genießen! Ich bin zufrieden. Auch mit dem Anlegemanöver. Beziehungsweise den Manövern! Versuche es 2 Mal klassisch, also das Boot zielgenau 1 Meter vor der Boje aufzustoppen und diese vom Bug aus mit dem Bootshaken zu fangen. Beide Male vertreibt mir in den 5 Sekunden, die ich benötige, um vom Cockpit nach vor zu kommen, der Bug, und die Boje ist mit der 1 Meter langen Stange nicht mehr zu erreichen. Dann probiere ich es über das Heck! Ich bereite mir eine Hilfsleine zum "Lassowurf" vor und lege los. Wieder fahre ich die Boje gegen den Wind an. Doch diesmal stoppe ich nicht vor der Boje auf, sondern fahre erstmal daran vorbei und lasse sie steuerbords liegen. Als die Boje ca 2 Meter querab ist, stoppe ich Tina auf. Sie gleitet noch ein paar Meter nach vor und der Radeffekt zieht ihr Heck dabei nach steuerbord. So liegt die Boje perfekt steuerbords 1 Meter neben Tinas Heckkorb. Der Lassowurf fällt mir, aufgrund der geringen Distanz leicht - bei der Ausbildung hatte ich da manchmal echt voll verkackt - und schon hänge ich an der Boje. Tina wird ohnehin rückwärts getrieben, also ist es ein Leichtes, die Hilfsleine zum Bug zu verholen und dort fest zu machen. So kann ich in aller Ruhe, die "richtigen" Festmacherleinen mit dem Bootshaken fischen - die Boje ansich, dient nur dazu, die dicken Taue an der Wasseroberfläche zu halten -, und durch die dafür vorgesehenen Augen, je eine meiner eigenen Leinen führen. Total easy und safe! Ich werde das in Zukunft immer so machen, wenn ich Einhand unterwegs bin!


Die Konoba hat einscheinend noch geschlossen! Sieht total unbelebt aus. Und außerdem kam auch niemand um mir beim Bojenmanöver zu helfen - was eigentlich normal wäre! Hmmm! Da ich einen Bärenhunger habe, aber zu erledigt zum kochen bin, mache ich mir eine Dose Thunfisch auf und lege dann noch eine Schüssel Porridge nach! Ruhig ist es hier! Neben mir liegt nur ein Motorboot! Schaut aus, als ob die hier in der Bucht fischen würden. In einem Bojenfeld? Naja, wird schon Sinn machen!

Dann kommt der Bojenwärter und kassiert 250 Kuna von mir! 33,66 Euro! Stolzer Preis, dafür dass man ja "nur" an ner Boje hängt! Klarerweise erhält man hier weder Strom noch Wasser! Noch gibt's Toiletten/Duschen! Eigentlich ein Nepp, aber ich will heute sicher liegen. Und sicher sind diese Bojen allenfalls! Der Bojenwärter im Motorboot spricht perfektes, beinahe akzentfreies Deutsch! "Sie sind alleine unterwegs?! Das ist lobenswert!" meint er wortwörtlich. Ein verbaler Schulterklopfer! Schön, wenn einem jemand Respekt bekundet, der weiß, was das alles bedeutet!

Gegen 19 Uhr läuft eine 51er mit 10 jungen Italienern in die Bucht ein und legt 2 Bojen weiter an! Uff! Das wird heut laut! Ich habe so meine Erfahrungen mit diesen Landsleuten. Kaum sind sie festgemacht, geht es auch schon los. Mit 2 Dinghys (warum zum Teufel haben die 2 davon?!?!) kreisen sie zuerst in der Bucht und übersetzen dann in mehreren Fahrten die gesamte Crew zum Ufer, warten dort zusammen und entern gemeinsam die Konoba! Hey!? Is da doch offen? Shit! Und ich stopf mir irgendwas rein! Depp! Warum rufe ich dort nicht an?! Wahrscheinlich weil es gar so ruhig war und mir auch niemand beim Anlegen half. Naja, zumindest hab ich einen vollen Bauch!


Ach ja: Heute waren es 31 NM in 9h 32min, die ich zurück gelegt habe! Ich bin zufrieden!

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