12.3.2019 - Marina Life

Gegen 05:00 Uhr erwache ich mit dem Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Ich stecke den Kopf durchs Vorschiffsluk und tatsächlich: Die Gangway hängt schief am Fingersteg, nur durch die Sicherungsleine, die ich am Abend noch gelegt hatte, vom Sturz ins Hafenbecken bewahrt! Ich husche in Joggingshosen und T-Shirt an Deck und richte das Ganze wieder! Gut, dass es wenigstens aufgehört hat zu regnen! So brauche ich mir wenigstens über einen potentiellen Wassereinbruch keine Sorgen zu machen. Entspannt schlafe ich nochmals ein.

07:30 Uhr: Ich erwache und siehe da! Annähernd windstill! So kann ich den neu angeschafften Wasserkessel sowie die French-Press "Kaffeemaschine" testen. Meine alte Nespresso Maschine funktioniert wider Erwarten nicht - umsonst Kapseln gebunkert, ich Depp - und die Hofer-Kapselmaschine, die ich mit Tina mit übernommen hatte, habe ich letzte Woche in den Müll geschmissen. Der Gestank nach verschmorten Kabeln war echt ätzend! Die 800 ml French-Press auf nüchternen Magen, richten mich entsprechend auf und so starte ich, trotz leichtem Kopfweh - wohl wieder zu wenig Wasser (!) getrunken - hochmotiviert in den Tag und nehme gleich mal die Liegeplatzverlängerung in Angriff. Die Damen an der Rezeption sind sehr freundlich und zuvorkommend. Es ist zwar noch nicht sicher, ob ich den Platz Nr. 1 - mMn der Beste der Marina - behalten kann, aber Tinas Heimathafen ist nun zumindest für ein weiteres Jahr gesichert. Ich hatte zwar zwischenzeitlich mit dem Gedanken gespielt, Tina gegen Ende meiner Auszeit - dazu werde ich auch noch ausführlicher schreiben - irgendwo in Norditalien abzustellen - 250 km und 2,5 Stunden weniger Anfahrt wären schon ein Argument - habe mich letztendlich dann doch entschlossen mit Tina hier zu bleiben. Die erste Ausfahrt letzten Sonntag hat gezeigt, dass Tina und ich noch nicht fit sind, um so eine weite Strecke zu segeln! Da bricht einfach so ein Relingsstützenfuß! Materialermüdung! Klar! Ist das Zeug doch 35 Jahre alt! Nicht auszudenken, wenn ein Want oder Stag bricht! OK, gleich fällt der Mast nicht um, aber so eine Kacke möchte ich nicht weit entfernt von der Heimatmarina erfahren. Und dann ist da noch der Motor. Volvo Pentas sind zwar angeblich unverwüstlich; trotzdem hätte ich auch gerne mal eine Saison lang Vertrauen in ihn gewonnen. Das Ding ist ja doch 35 Jahre alt! Ich werde also mal 1 Saison hier bleiben, mich mit Tina zusammenraufen, sie dem einen oder anderen Härtetest unterziehen, weiter optimieren, von hier aus Törns fahren - weder die Süddalmatinischen Inseln, noch die Kornaten sind mehr als 1-2 Tagesschläge entfernt - und so Vertrauen ins Schiff und meine Fähigkeiten als Schiffsführer gewinnen.

Nach den erfolgreichen Verhandlungen mit den Mädels von der Rezeption stürze ich mich auf die Pinne. Da mir für die Montage ein paar Schrauben fehlen, suche ich den Nautic-Shop in Murter auf. Luca ist leider erst am Nachmittag im Dienst, so kaufe ich nur die Schrauben und beschließe am Nachmittag nochmals hin zu fahren um nach dem Dinghy-Motor zu fragen. Das neu angefertigte Eichenholz-Teil wird anstelle der maroden Schrott-Pinne angebaut und die Pinnenpilot Aufnahne eingebohrt. Irgendwie bin ich stolz auf mich! Lange keine Tischlerarbeiten mehr gemacht. Die Investition von 50 Euro in das Multitool (Schleifen, Sägen) von Einhell war auch eine gute! Zumindest sägen funktioniert wunderbar präzise und easy. Da ich noch Zeit habe, bis Luca erreichbar ist, demontiere ich den alten Rettungsring-Halter vom Heckkorb und ersetze ihn durch das zeitgemäße Life-Sling System! Schön langsam schaut Tinas Heck auch wieder halbwegs aufgeräumt aus. Die Leinenrolle werde ich vermutlich entfernen! Ich wüsste nicht, wofür ich so eine dünne Leine, die noch dazu bereits zu zerbröseln beginnt, brauchen könnte! Ein Gurtbandroller wäre sinnvoller! So einem Gurtband würde ich als Land- oder Heckanker-Leine vollends vertrauen! Aber nicht diesem Schmarrn! Oft frage ich mich schon, was sich die Vorbesitzer bei ihren "Optimierungen" so gedacht haben!?

14:30 Nachdem ich mir noch eine halbe Kanne French-Press in die Birne gejagt habe, fahre ich nochmals zum Nautic-Shop. Ich übergebe Luca die 300 Euros für den Motor und vereinbare die Übergabe für morgen, oder nächsten Mittwoch, wenn ich wieder hier sein werde. Das ist dann aber auch der allerspäteste Termin! Am Donnerstag werde ich auslaufen und für fast 3 Wochen nicht mehr hierhier zurückkommen! Ich bestelle für nächste Woche auch gleich einen Ölfilter und reserviere mir 5 Liter 10W/40 für den anstehenden Ölwechsel, welchen ich dann in aller Ruhe machen werde, nachdem ich von Biograd zurück bin. Nach dem netten und erfolgreichen Nautic-Shop Besuch bin ich motiviert, die Gegend zu erkunden. Der Wind hat im Laufe des Tages wieder ordentlich zugelegt. In Tinas Cockpit, auf welches um diese Tageszeit schon leichter Schatten fällt, ist es ohnehin Arsch kalt. In der Sonne ist es besser! Also schlendere ich durch die Marina und beginne mehr denn ja zu hoffen, dass ich meinen Platz behalten kann! Direkt vor der Rezeption. 30 Meter zu den Sanitätanlagen. Parkplatz direkt vorm Boot. Dahinter Pool und Restaurant! Genial! Am Steg A, eine gefühlte Meile vom Zentrum des Geschehens, möchte ich keinesfalls mit Tina liegen! Diese Klappräder, mit welchen die Jungs von den äußeren Stegen zum Ka**en fahren, sind zwar irgendwie cool, aber hey!? Bleibt also zu hoffen, dass mir der "Chef", wie ihn die Damen von der Rezeption nennen, der so früh noch nicht anwesend war und anscheinend für die Vergabe der Plätze verantwortlich ist, auch so freundlich entgegenkommt, wie alle anderen Menschen hier und mir den Platz weiterhin überlässt.

17:00 Uhr: Zurück auf Tina mache ich mir ein Bier auf und schreibe Logbuch! Unter Tags, als die Sonne auf Tinas Deck schien, war es angenehm warm in ihrem Bauch, obwohl noch die eine oder andere Bö durch den Niedergang hereinbrach. Jetzt steht die Sonne tiefer und so ist es schon merklich kühler hier drin. Auf "meinem" Platz in der Dinette sitzend greife ich unter das Einstiegsdreieck der Vorschiffskoje, hole mit einer Hand meinen Heizstrahler hervor und aktiviere ihn auf Stufe 1. Irgendwie echt lässig so ein kleines Boot. Der Weg zum Bier ist ebenso kurz. Ein Schritt. Über die Pantry gebeugt und schon kann das Hopfenblütengetränk aus den Tiefen der, für diese Schiffsgröße überaus großen Kühlbox geborgen werden. Deckel drauf - Bier soll ja schön kalt bleiben - Gewicht nach hinten verlagern. Mit dem Hinterteil Sitzbank wieder anvisieren und zack.... back in business! :)
Eigentlich wollte ich abends essen gehen. Wieder mal unter Leute! Aber irgendwie freut es mich nicht. Es ist so gemütlich hier drin in Tinas Salon. Hier habe ich alles was ich brauche. Soll ich was kochen? Die Zwiebeln vom letzten Mal, scheinen überraschender Weise noch OK zu sein. Schinken hätte ich frisch gekauft. Coucous und Gewürze wären auch da - ich habe ja letzte Woche schon diverse Grundzutaten gebunkert! So gibt es Couscous à la Jezera. Lecker! Und gar nicht aufwendig! Mittlerweile ist der Wind ganz eingeschlafen! Nach den letzten 24 Stunden wirkt diese Ruhe fast gespenstisch! Als wenn Mutter Natur nur einmal kurz Luft holen würde, um zum uns dann erneut eine ordentliche Gnackwatschn von Bora zu bescheren! Aber diesmal sollte es ruhig bleiben. Die Wetterdienste waren sich alle einig, dass sie kommt. Auch über das Wann! Und nun ist sie vorbei - genauso wie prognostiziert! Ja, 3 Tage im Voraus haben sie die Weatherforecast schon einigermaßen in Griff! Super!

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